Als Redakteur*in beim vinyl-keks hat man den riesigen Vorteil, immer wieder mit Musik versorgt zu werden, die man ansonsten wahrscheinlich nie kennengelernt hätte. Wir hören in Platten hinein und manchmal macht es dann einfach KLICK. In meinem Fall war das bei “The Hunger” von Interlaker mal wieder der Fall.
Interlaker ist ein brandneues Duo, bestehend aus David Jakes, ehemals Lonely The Brave, und Jack Wrench, ehemals Arcane Roots. Jakes begeisterte als Meister der Melodie und mit lyrischem Talent das Publikum in ganz Europa, vom Support für Neil Young in Belgien über die Arenen mit Biffy Clyro bis hin zur Hauptbühne beim Reading and Leeds Festival.
Jakes war es schon immer unangenehm, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen; wenn er live auftrat, stand er hinten auf der Bühne, von der Seite, und sagte zwischen den Liedern kaum ein Wort zum Publikum. Ein völliger Gegensatz zu den hymnischen Liedern, die er schrieb – Lieder, die das Gefühl hatten, Berge versetzen zu können. Als Lonely The Brave an Ansehen und Publikum wuchsen, verstärkte sich auch Jakes‘ Unbehagen mit Aufmerksamkeit und Bewunderung. Er verließ die Band im März 2018. Fünf Jahre später ist Jakes jetzt mit Interlaker zurück, einem neuen musikalischen Projekt, mit einem neuen musikalischen Partner, Jack Wrench von Arcane Roots. Wrench ist neben einem erfahrenen Schlagzeuger vor allem ein Multiinstrumentalist und wurde damit der perfekte Partner für Jakes.
Ich kann kaum glauben, dass die beiden bei der Produktion von “The Hunger” nicht in einem Raum gesessen haben. Logic-Pro sei Dank. Der Opener und Namensgeber der EP klingt wie aus einem Guss und überrascht mit einem opulenten Sound. Ein Indie-Rock-Song, nach dem ein ganzes Station ruft. Ein Alternative-Rock-Song, der nach einem verschwitzten Club riecht. Hört sich nach einem ereignisarmen Unentschieden an, ist aber genau das Gegenteil. Der Song funktioniert in beide Richtungen prima und ist einfach richtig gut.
Danach folgt der Track Bottomless Pit. In diesem fast sechsminütigen Grower schalten Interlaker gleich zwei Gänge runter. Die Hörer*innen gehen in diesem musikalisch sehr dichtem “Fass ohne Boden” auf die Reise Richtung Grund, aber erreichen diesen nicht. Wir lassen uns aber einfach treiben, denn das Sinken ist angenehm und anscheinend haben wir genügend Sauerstoff dabei. Herrlich.
Die B-Seite beginnt mit “Ghostride”, dem ersten Demo, das die zwei Protagonisten fertiggestellt hatten, als beiden klar wurde, dass sie “einen guten Start” hingelegt hätten. Ein Mid-Tempo Song, der mich mitreißt, obwohl ich den Text nicht richtig greifen kann.
Sweep the leaves from the ghost ride
‚Cause you’ve never been born till the green light
When the moon takes the low ride
Just sit in and you hold tight
„Wishes“ beendet den kurzen Ausflug in das “Interlager” dann auch schon wieder und macht Hoffnung, dass hier in der Redaktion dann auch bald ein Longplayer der Briten eintrudelt.
Potential haben die beiden Künstler auf jeden Fall, denn hier wurden so viele Ideen und Melodien in vier Songs gesteckt, dass zwölf auch gar kein Problem sein sollten.
Die EP in clear Vinyl ist bei Hassle Records erschienen und auf der Bandcamp-Seite zu bestellen.