Be Well aus dem Nordosten der Vereinigten Staaten von Amerika waren und sind eine der musikalischen Entdeckungen aus dem Jahr 2020 für mich. „The weight and the cost“ ist ein Album, das man im Hardcore verorten kann. Melancholisch, verzweifelt, hymnenhaft, das sind Attribute, welche auf die Platte passen. Das ist Emocore in einer Art, die dem „Emocore“ nicht gerecht wird (zum Glück – Ist nicht meins.) aber dieses pure Gefühl, die Leidenschaft, das passiert hier auf der Platte und bei dieser Band.
Ich habe mich mit dem Sänger Brian McTernan kurzgeschlossen um ein bisschen über die Band Be Well zu reden. Hier das Ergebnis des kurzen Austauschs.
Brian, erzähl doch bitte etwas darüber, was die einzelnen Mitglieder von Be Well musikalisch sonst noch machen.
Jeder der Be-Well-Mitglieder hat zuvor schon in Bands gespielt. Wir alle sind die meiste Zeit unseres Lebens mit dem Hardcore verbunden. Ich persönlich habe in den Bands Ashes, Battery und Miltown gespielt. Daneben habe ich in meinem Studio etliche Bands produziert (unter anderem Thrice, Snapcase, Hot Water Music, Turnstile…) Peter und Shane haben bei Fairwether gespielt. Aaron bei Bane, Converge und Only Crime. Mike spielt schon immer bei Darkest Hour und anderen Bands, wie z.B. Battery.
Wie kam es zur Gründung von Be Well?
Als Battery sich 2017 wieder zusammenfand, um ein paar Konzerte zu spielen, war das für mich das erste Mal seit zwanzig Jahren, dass ich selbst wieder Musik machte. Da merkte ich wie sehr ich das alles vermisst habe. Nach der Tour begannen Mike und ich neue Songs zu schreiben. Das Material fühlte sich aber nicht nach Battery an, so entschieden wir etwas Neues zu starten. Da war Be Well geboren und die anderen drei Jungs kamen dazu.
„The weight and the cost“ ist eine fantastische Platte. Sie bekam gute Resonanz. Ihr seid auch von ein paar Magazinen als Top-Ten-Hardcore-Band des Jahres 2020 ausgezeichnet worden. Habt ihr das erwartet? Kam das überraschend?
Ja, danke dir, aber wir haben mit dieser Resonanz nicht gerechnet. Wir freuen uns und sind sehr dankbar für die Unterstützung der Hardcore-Gemeinde. Wir haben die Band gegründet, da wir das Musizieren vermisst haben. Wir hatten keine großen Erwartungen, was daraus werden wird. Es bedeutet uns allen in der Band sehr viel, dass so viele Menschen eine positive Verbindung zu der Platte aufgebaut haben.
Was kannst du zu eurem Songwriting sagen? Was zu deinen Texten, die sehr emotional ausfallen?
Ich befand mich in einer dunklen Phase meines Lebens, als ich die Texte zu „The weight and the cost“ verfasste. Ich habe eine große Auszeit von der Musik genommen und fühlte mich zu der Zeit sehr verloren. Als ich wieder mit dem Texten begann, merkte ich, was alles in mir brodelte und einen Weg nach draußen suchte. Die Platte zu machen hatte ein Art selbstreinigende Wirkung auf mich. Ich lernte viel über mich selbst und konnte mit anderen Menschen wieder in Kontakt treten, auf eine Art, die in der Vergangenheit hart für mich war.
Ihr seid eine relativ junge Band. Wie hat euch Corona getroffen. Konntet ihr schon live spielen? Euro Europa-Tour wurde auf jeden Fall verschoben.
Unglücklicherweise war es uns nicht vergönnt, live zu spielen, als die Platte draußen war. Wir spielten ein paar Konzerte vor deren Veröffentlichung. Seit der Corona-Virus ausbrach, war es uns nicht möglich zu spielen. Wir hatten eine Europa-Tour gebucht, die bisher zweimal verschoben wurde. Nach aktuellem Stand soll sie nun im Mai 2022 stattfinden. Es bricht uns das Herz, bis dahin nicht nach Europa zu kommen. Wir alle haben sehr viele Freunde und Bekannte in Europa, die wir vermissen und endlich wieder sehen wollen. Im Herbst stehen ein paar Shows in Amerika an, wir hoffen sehr, dass diese auch stattfinden.
Der Fragenklassiker. Wie kann man das Touren in Deutschland/Europa mit Amerika und anderen Teilen der Welt vergleichen?
Ich liebe das Touren in Europa. Ich mag die Konzertstätten, die Menschen und vor allem die Leidenschaft in der Punk- und Hardcore-Szene. Einige meiner besten Erinnerungen im Leben sind mit Konzerten hier verknüpft. Ich kann es nicht mehr erwarten, endlich wieder loszulegen. In Amerika ist es großartig, Konzerte zu spielen, aber anders. Die Konzertorte wechseln recht häufig, wohingegen ich in Deutschland oft an den gleichen Orten auftrete wie zum Beispiel vor 25 Jahren.
Gibt es Pläne für eine neue Veröffentlichung?
Ja!!! Wir sind gerade dabei die Aufnahmen für eine Sechs-Song-EP fertig zu stellen. Eigentlich sollte diese später in diesem Jahr erscheinen, aber ohne anstehende Konzerte/Touren überlegen wir gerade, ob es nicht besser ist, sie im Frühjahr 2022 zu veröffentlichen. Es wird eine schicke 12″, einseitig bespielt mit einem Druck auf der Rückseite. Wir sind alle sehr gespannt, wie die Songs am Ende der Aufnahmen werden.
Hast du ein paar letzte Worte?
Danke für das Interesse an unserer Band. Wir können es kaum erwarten, alle Menschen im echten Leben zu treffen, mit denen wir uns seit einiger Zeit nur online austauschen. Die Unterstützung, die wir von so vielen Seiten erhalten haben, berührt uns sehr und dafür sind wir sehr dankbar.