IQ Zero also. Na hoffentlich ist da der Name nicht Programm? Ich stelle diese provokante Frage nicht ohne Grund und auch nicht als Kalauer in den Raum. Ich kenne nämlich durchaus Leute, die (Pop)Punk-Bands wie Green Day oder The Offspring ob ihres banalen und von Einfachheit geprägten Musizierens eine gewisse Überflüssigkeit nachsagen. Im übertragenen Sinne reden diese Leute also von null Grips. „Dookie“ war für mich zwölfjährigen Pimpf damals die erste, vom eigenen Taschengeld gekaufte CD und ich höre sie noch heute gerne, halt auf Vinyl. Das wiederum soll ebenfalls im übertragenen Sinne heißen, dass IQ Zero aus dem bayerischen Bichl ihrem Namen keinesfalls alle Ehre machen. Und woher überhaupt dieser Vergleich zu den genannten Punkrock-Millionären (die zwar mit ihren jeweils mindestens letzten drei Alben nicht mehr überzeugen konnten, anhand der mutmaßlichen Kontostände aber offensichtlich genug „Grips“ hatten, um so einiges im Leben richtig zu machen)? Nun, hört euch das neue IQ Zero-Album „Toss A Coin“ an und die Frage hat sich erübrigt.
Spätestens wenn Sänger/Gitarrist Jeremia Gahn zu singen beginnt, ist er entlarvt, der Billy Joe Armstrong Bayerns. Und das ist nicht despektierlich gemeint, denn meiner bescheidenen Meinung nach ist der durchaus markante Gesangsstil des Green Day-Frontmanns mit der wesentliche Grund für den Erfolg der Band. Ob IQ Zero mit „Toss A Coin“ ähnlich abräumen werden, ist zwar ernsthaft zu bezweifeln, auch wenn dieser US-amerikanisch geprägte Punkrock ja seit einiger Zeit wieder mächtig en vogue ist. Letztlich soll es darum aber in erster Linie ja nicht gehen, selbst wenn man wie IQ Zero mit Münzen wirft. Verdient hätte das Quartett mit diesem herzerfrischenden Album aber dennoch mindestens ein ganz schön großes Stück des Punkrock-Kuchens.
Was mir neben dem auffallenden Gesang ebenfalls direkt ins Gehör sticht, ist der zappelige Bass von Fabian Walter, der die Songs ordentlich nach vorne puscht. Da jetzt dann zusätzlich von einem Mike Dirnt-Klon zu sprechen, wäre vielleicht doch etwas zu viel des Guten. Dennoch wage ich die These, dass dessen Bassspiel ein zusätzlicher Erfolgsgarant für die Kalifornier ist. Und jetzt ist dann aber auch mal gut mit diesen Green Day-Vergleichen. Schließlich haben IQ Zero genug Selbständigkeit aufzuweisen, um nicht zwangsweise in einen Sack mit denen da gesteckt werden zu müssen.
Die Keys von Severin Kriegsch tragen da auch einen gewichtigen Teil zu bei, sind sie doch eher genreuntypisch. Und obwohl gestandene Punkrocker*Innen das Tasteninstrument für gewöhnlich wohl eher verpönen, fügt sich dieses geradezu perfekt in den Sound von IQ Zero ein. Was bei den Epoxies schon möglich war, ist hier also erst recht erlaubt. Cool auch die musikalische Flexibilität der Band. Ich denke, Sänger/Gitarrist Jeremia hat auch nichts gegen anständige Hard Rock-Musik, was zumindest seine eingestreuten Tapping-Soli („Simpatico“) vermuten lassen. Ein Off-Beat („Facing The Sun“) ist dabei… Alles bestens! Ach ja, und nicht nur der Vollständigkeit halber, sondern auch verdientermaßen muss Schlagzeuger Fabian Fiedler samt seinem euphorisch vorgetragenen Drumming auch noch erwähnt werden.
Unterm Strich ein absolut gelungenes Poppunk-Album, das mit zum Besten seit langem in diesem Genre zählt, da es dieser vermeintlich ausgelutschten Nummer neue Aspekte hinzufügt. Pauli Punker Records haben das Potenzial von IQ Zero wohl auch gleich erkannt und „Toss A Coin“ direkt im, in der Produktion doch erheblich teureren Gatefold veröffentlicht, können das Album aber dennoch zu einem absolut fairen Preis anbieten. Auf 50(!) Stück limitiert in weiß, oder aber in klassischem schwarz, fett auf 180g. Tolles Artwork, tolles Poster, toll anzusehen, noch toller anzuhören = alles toll. Für alle, die Songs gerne auf vier eingezählt haben möchten, ist das hier ein Pflichtkauf!

