Okay. Wow. Damit hätte ich nicht gerechnet. JeGong ist das Projekt des Schlagzeugers von Mono, Dahm Majuri Cipolla, und des Gitarristen Reto Mäder, der unter anderem seine Finger bei Sum of R. im Spiel hat. Das erste Album der beiden als JeGong heißt schlicht “I” und ist am 30.10.2020 auf Vinyl und CD bei Pelagic Records herausgekommen. Gibt es, wie man es von Pelagic Records kennt, in Farbe (siehe Bilder) und in schwarz.
JeGong, benannt nach einem Titel aus Dieter Moebius‘ Projekt Cluster, verstehen sich selbst nicht als eine Band, die den Krautrock, den sie auf dem Album zelebrieren, anbetet. Nein. Vielmehr nutzen sie ihn als eine Art Sprungbrett, um sich in unbekanntes Terrain zu begeben. Dieses Terrain ist im Endergebnis zu einem Album zusammengekommen, in dem sich das Duo intensiv mit psychedelischer Musik, Ambient, Post-Rock und sogar Space-Rock befasst. Ein Potpourri experimenteller Musik. Da werden komplexe Soundlandschaften geschaffen, die sich regelrecht ins Hirn einnisten wollen. Vergleichbar mit Kadavar verstehen es JeGong, den Sound längst vergangener Zeiten in diese Zeit zu übertragen. Während man beim neuen Album von Kadavar zuweilen Vergleiche mit Pink Floyd vornimmt, ist es bei JeGong dann vielleicht eher in Richtung Can oder Amon Düül II, die mir hier in den Sinn kommen.
“Akashic”, der noch mit einer der kürzesten Tracks auf dem Album ist, zeigt am ehesten, dass die Musik von JeGong trotz ihrer zweifellosen Abstraktion auf ihre eigene Art und Weise eingängig ist. “Ghost City” ist eher der Kontrast. Hier ist im Wesentlichen Dahms Drum-Spiel im Vordergrund und die Ambient – Struktur von Reto im Hintergrund. “Ghost City” bildet ein Übergang zu “The Great Return of an Escaped Spirit”, der wiederum voller eigener Ideen ist und einen losen Rahmen für eine Reise in die Welt von Dahm und Reto bildet. Auf “I” gibt es auch kein “Guter Cop, böser Cop”. Reto und Dahm sind gleichwertig. Beide haben in dem, was sie da tun, ihre Stärken und loten das auch aus.
Ich bin, um ehrlich zu sein, etwas zwiegespalten. Hassliebe könnte man es auch nennen, wäre aber dann dem wieder nicht gerecht. Zum einen finde ich die Idee einer Kollaboration, vor allem zwischen Dahm und Reto echt klasse und auch das, was sie da machen. Aber auf Albumlänge finde ich “I” etwas anstrengend. Ich habe das Album zwei Mal gehört und musste beide Male zwei bis drei Mal abbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt weiter hören, weil mir das experimentelle, was ihr auf dem Album hören werdet, auf Dauer und Länge zu anstrengend wird. Macht euch am besten euer eigenes Bild.
Der Erwerb dieses Krautrock – Wahnsinns ist hier bei Pelagic Records möglich. Gibt es auch noch in zwei verschiedenen Pressungen.
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