So, jetzt wird es romantisch oder nachdenklich oder romantisch-nachdenklich. Heute erzähle ich euch was über John Vincent III (der dritte? Konnte leider nicht herausfinden, ob der gute eine Adelsabstimmung hat oder nicht). Spielt jetzt aber auch erstmal keine Rolle. Es soll ja nicht um seine Ahnenreihe gehen, sondern um seine Musik.
Normalerweise greifen Akustikmusiker*innen ja gerne in Trickkiste der langen Lebenserfahrung, aus der sie dann weise und belesen daherkommende Songtexte zaubern. Nicht aber John Vincent III, der Typ ist ja gerade mal 27 Jahre alt. Was ihm möglicherweise an “praktischer” Lebenserfahrung fehlt, macht er aber ganz einfach mit Nachdenklichkeit und Gedankenreisen wieder wett. Denn was er hier auf “Songs for the Canyon” auf Tonträger gebannt hat, steht den Bob Dylans oder Neil Youngs ihrer Zeit in nichts nach. Erschienen ist das Stück via Universal – das Major-Label hat er also schon.
John Vincent III kommt aus Los Angeles und entführt die geneigten Hörenden, auf einen mit Klaviermelodien, sanften aber rhythmischen Gitarrensounds und seiner Butterweichen Stimme auf einen Roadtrip, durch die wilde und Abwechslungsreiche Natur der Vereinigten Staaten von Amerika.
Die nachdenklichen, aber nicht schwermütigen Arrangements, tragen mich durch neblige Wälder und wüstenhafte, einst mit reißenden Flüssen gefüllte Schluchten. Und das passt. Denn John Vincent III hat die Songs für das besagte Album auf einer acht-monatigen Van-Reise durch sein Heimatland geschrieben. Er singt vom reisen, vom Ausziehen in die Ferne, aber auch vom Ankommen und vom Gefühl Zuhause zu sein.
„Dieses Album war therapeutisch – ich habe nur versucht herauszufinden, was zum Teufel ich durchgemacht habe. Vielleicht habe ich noch immer nicht die Antworten darauf, aber ich habe versucht mein Bestes zu geben und ein ehrliches Album zu schaffen.“ so versucht es der Künstler selbst in Worte zu fassen. Und ich finde, genau so klingt das Album. Aber trotzdem nochmal: Nicht depressiv, nicht melancholisch. Ich werde beim hören nicht runtergezogen oder so ins Sofa gedrückt, dass ich das Gefühl habe gleich im Upsidedown wieder raus zu kommen. Vielmehr schafft er es, Geschichten, Gefühle und Erlebnisse so zu vertonen, dass vermutlich alle, die das Album hören, etwas finden, indem sie sich wiederfinden können. Und das ist eine große Gabe.
Ich bin eigentlich kein großer Singer/Songwriter Fan, weil es mir häufig schwerfällt, mich wirklich drauf einzulassen. Glücklicherweise spring John Vincent III aber nicht auf den Singer/Songwriter Zug der Bedeutungslosigkeit auf (auf dem echt viele zottelige Schnurrbart Träger sitzen), sondern liefert hier ein in sich schlüssiges, tiefgründiges und wenn man sich drauf einlässt bewegendes Stück Musik ab. Und das als quasi “Newcomer”.
Wer melancholische Melodien mag und gerne nachdenkt, sollte unbedingt mal reinhören!
Auch die Aufmachung der Platte ist wertig und passend gewählt. Schönes Artwork (das mich normalerweise wegen des Singer/Songwriter vibes trotzdem direkt abschrecken würde) und auf der Innenseite des Gatefolds kann man sogar die Texte zum Mitsingen finden. Die Platte liegt bei mir hier in schönem leicht durchsichtigem Gelb. Auch hier ein in sich stimmiges Gesamtpaket!
Reinhören oder aber direkt z.B. HIER oder beim hiesigen Plattenladen kaufen!