“Blue Raspberry” ist ein Album, das eigentlich sehr spät in der aktuellen Winterperiode 2023/2024 veröffentlicht wurde. Denn es passt mit seinen sehr durchdachten und ruhigen Singer-Songwriter-Tracks einfach in den Winter, wie der Sand zum Meer. Oder Yin zu Yang. Und zu kalten Winterabenden, während einzelne Schneeflocken allmählich vom Himmel auf den Boden. Katy Kirby kommt aus Texas und ist dort mit christlicher Musik und eher tiefkonservativ aufgewachsen. Inmitten dieser Sozialisation formte sie sich nun mit den elf Songs auf “Blue Raspberry” ihr eigenes kleines, queeres Reich, in dem sie ihre Gedanken, Gefühle und Geschichten aus dem Leben an die Welt herantragen möchte.
Auf “Blue Raspberry” beginnt Katy Kirby mit dem ruhigen Klavierspiel von “Redemption Arc”. Um diese Tasten herum sind sanfte Trommeln und eine verspielte und neugierige Gitarre zu hören. Es ist vor allem Katy Kirbys klarer Gesang, der hier die Oberhand gewinnt. Ihre Poesie erhebt sich laut und hoch, die Songwriterin inspiriert mit ihrer Lyrik und Atmosphäre. Das Ganze fließt von anbetenden Geständnissen zu erweichtem Kummer und purer Sehnsucht… es zelebriert eine komplette Liebesgeschichte, Turbulenzen inklusive. Das kurze “Fences” malt Schwierigkeiten, die jede*n Hörer*In ansprechen werden. “Cubic Zirconia” ist das Abbild eines entspannten Alltags. Später kehrt das gleiche Gestein in “Salt Crystal” zurück. Diese Atmosphären, die von Katy Kirby erzeugt werden, sind mit einem goldenen Schleier überzogen. Sie sind intim, sie sind offen, sie sind schnuckelig und sie sind immer nah am Herzen… aber nie zu roh in ihrer Ausführung.
Katy Kirby hat großen Respekt vor dieser Beziehung, von der sie singt, und das merkt man in jeder Note, jedem Flüstern und jedem Akkord, den sie für ihre Songs ausgewählt hat.
“Drop Dead Gorgeous” ist ein weiteres brillantes Beispiel dafür. Ein Highlight auf “Blue Raspberry” ist auch “Party of the Century”, der erst zweistimmig, und dann am Ende sogar vierstimmig gesungen wird und durch seine instrumentale Begleitung mit Gitarre und Streichern erinnert dieser Song auch ein bisschen an die großartigen Kings Of Convenience.
Der Namensgeber dieses Albums “Blue Raspberry” wurde von Katy Kirby als erstes geschrieben, folgt auf dem Album aber relativ spät. Dieser Song erzählt, wie sie sich das erste Mal in eine Frau verliebte und lässt uns daran teilhaben, wie sie sich dabei fühlte und was sie erlebte. Eher rockig kommt als letztes “Table” daher. Quasi der große Knall, auf dem sie ihr altes Leben hinter sich lässt.
Ein grundsolides Singer-Songwriter – Album, das durchaus auch mehr als “nur ein Singer-Songwriter-Album” ist. Man merkt ihre musikalische Qualität an und gibt mir Grund zur Freude auf mehr von ihr.
Mir liegt hiervon die schwarze Version vor. Es gibt das Album auch noch in einer schicken limited Edition. Dazu gibt’s die mal wieder recht kleingeschriebenen Lyrics auf einem Beiblatt.
Erwerben könnt ihr das Album direkt bei Katy Kirby oder hierzulande zum Beispiel bei JPC und vielen weiteren Mailordern und gut sortierten Plattenläden.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!