Soweit ich weiß, stammen die damals Senkrechtstarter, jetzt schon etablierten Idles ebenso wie Knives aus Bristol. Und wenn man dann schon mal in Bristol ist, dann ist es nach Wales (genauer nach Cardiff) nur noch ein Katzensprung und von dort stammen die von mir seit je her mega geschätzten McLusky. Das kann alles kein Zufall und irgendwo muss in der Ecke ein Nest sein. Zu artverwandt klingt der geile Noise-/Punk-Sound der drei Bands. Wo die einen jedoch nicht mehr um die Gunst ihrer Zuhörer*Innen buhlen müssen, müssen Knives sich ihre Sporen erst noch verdienen.
Mit ihrem bereits am 3. Mai auf dem Berliner Lieblingslabel Hound Gawd! Records erschienenen Mini-Album “What We See In Their Eyes” dürfte dem aber mal so rein gar nichts im Wege stehen.
Fünf Songs stark ist der wirklich schicke, transparent-marbled Tonträger und die Betonung liegt auf “stark”. Womit wir auch schon beim einzigen Kritikpunkt wären: fünf Songs sind einfach zu wenig, Leute! Da muss noch mehr gehen! Aber laut Insider, sprich Label, bastelt das Sextett schon wieder an neuem Material. Die (Vor)Freude ist jetzt schon groß. Doch bevor wir hier jetzt einen auf Marty McFly machen, lasst uns doch lieber auf “What We See In Their Eyes” hören.
Leider liegen der Platte keinerlei Infos in Form von Lyrics, Liner-Notes oder sonstiges bei und das Gekeife von Sänger Jay Schottlander sowie der weibliche Gegenpart von Saxophonistin/Sängerin Maddy Hill ist zwar geil, aber zur Entschlüsselung des Inhalts auch nicht wirklich dienlich. Punk halt, Noise halt. Doch dem Rock’n’Roll-Gott sei Dank lässt das Infoblatt von Hound Gawd! Records ein wenig die Hosen runter und so sei es Knives wohl ein Anliegen, ich zitiere: “…ihre Unzufriedenheit mit bestimmten Personen aus Bristol zum Ausdruck zu bringen, die dem einladenden Image der Stadt widersprechen.” Einladend ist Bristol auf jeden Fall für alle subkulturell interessierten Menschen, hat es doch so ein wenig den Charme von Berlin-Kreuzberg. Wirklich schön da, wenn nicht gerade irgendwelche Proteste gegen Menschen mit Hirn stattfinden, die Sklavenhändlerstatuen im Hafen kurzerhand und zu Recht im Meer versenken. Vielleicht, aber nur vielleicht ist das eine der Geschichten, die Knives hier vertont haben.
Jedenfalls kann man Unzufriedenheit und Sozialkritik kaum authentischer in Rockmusik verpacken, als es Knives eben tun. Der Bass von Ben Marshall knarzt, rumpelt und v.a. treibt die Band schier unmenschlich nach vorne, wie etwa im (komischerweise) deutsch betitelten “Doppelgänger”. Die Drums von Erin Cook können gar nicht anders, als Schritt zu halten. Vielleicht ist’s auch anders rum? Jedenfalls kickt die Rhythmusfraktion unglaublich Ar***. Dazu dann die harten Gitarrenparts von Dan Farren und Josh Cook, gepaart mit Tönen von eben jenem Instrument erzeugt, die man sonst eher elektronisch produziert von Bands wie The Prodigy kennt. Das Saxophon muss da auch noch irgendwo versteckt sein, auch wenn ich das dank völliger Verfremdung gar nicht in der Lage bin, rauszufiltern. Wird Knives offiziell auch als Post-Punk geführt, so ist das hier glücklicherweise nicht die Art davon, die ich üblicherweise meinen Kindern zum Einschlafen vorspiele. Das hier ist laut, das hier ist dreckig, das hier ist geil! Unbedingter Tipp!
Zu haben (auch auf schwarzem Vinyl) am besten direkt bei Hound Gawd! Records.