Jawollo, schon bevor ich die ersten Töne von der neuen Kommando Marlies E.P. “Ausser Kontrolle” höre, bin ich schon Fan von der Platte. Was ist denn das bitte für ein saugutes Cover? Eine Illustration von einem wütenden Jungen, der schreit und uns seinen Mittelfinger entgegenstreckt. Die Farben sind richtig knallig bunt und unterstreichen den Pop Art Style. Schon bei der 2020 erschienenden LP “Eskalation ja klar” war das Artwork richtig toll geworden und auch diesmal hat die Illustratorin wirklich tolle Arbeit geleistet. Auch das restliche Artwork transportiert perfekt den zu erwartenden Inhalt der Platte: Punkrock ist angesagt! Die Spielart: Melodisch, aber trotzdem rau. Wütend, aber nicht destruktiv. Spassmachend, aber nicht albern. Ein Mittelfinger zum richtigen Zeitpunkt! Punkrock wie er sein muss, damit ich ihn lieben kann.
Ich muss bei dem Sound der Band gerade an die Jingles der Regionalradios der Republik denken, die mir immer wieder glaubhauft machen wollen, sie würden nur das Beste aus den 70ern, 80ern, 90ern und das Beste von Heute spielen. Bei den Radiosendern entpuppt sich dieses Versprechen zwar immer als eine dreiste Lüge, aber bei Kommando Marlies trifft das wirklich zu. Das Beste was Punk in den zurückliegenden Jahrezenten hervorgebracht hat, kann man hier raushören. Ich höre ganz viel Terrorgruppe, aber auch The Clash, Male und Hansaplast, die Gitarren klingen ab und an nach Alter Düsseldorfer Schule, die Melodien hingegen dann eher nach dem modernen D-Dorf Style. The Undertones schauen aber auch mal vorbei… Die Dead Boys sitzen auf dem Sofa und trinken Schnaps… Trotz der verschiedenen Einflüsse, die ich rauszuhören glaube, klingt das alles sehr homogen, es passt gut zusammen, wirkt wie aus einem Guss.
Sänger und Gitarrist Uwe Umbruchs Stimme ist sehr prägnant, sie hat einen hohen Wiedererkennungswert, ebenso wie seine Art Gitarre zu spielen, wobei er im Vergleich zur letzten LP ein bisschen am Sound gebastelt hat, weniger Distortion, dafür etwas hektischer gespielt. Mir gefällt das alles richtig gut.
Vier Lieder sind auf der 10’Inch Scheibe, die mit 45 Umdrehungen abgespielt werden will, die A-Seite empfängt uns mit “Ein bisschen Liebe” um dann “Aussser Kontrolle” zu geraten. Beides zwei richtig gute Punkrocksongs! Die B-Seite hat mit “Selbstmordmädchen aus Berlin” zuerst einen richtigen Powerpop-Smasher zu bieten, um sich dann mit “Mittelfinger im Arsch” sowohl textlich als auch musikalisch wieder Punkrock in fetten Lettern auf die Fahne zu schreiben.
Eine durch und durch gut gelungende Punkplatte, von einer Band, die zwar aus alten Szene-Hasen besteht ,aber sowas von frisch daherkommt, so dass sich die jungen Punker*Innen hier im Land schon sehr anstrengen müssen, um diese Platte in diesem Jahr noch zu toppen.
Hut ab, ein wirklich in allen Belangen geiles Teil. Leider sind die vier Lieder viel zu schnell vorbei, da wäre doch durchaus Platz für zwei, drei Lieder mehr gewesen. Erschienen ist die Platte bei Mad Drunken Monkey Records und Sweepland Records.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |