Raus aus dem “Baumarkt”, rein in die “Badeanstalt” – Solingens finest Düsterpunkcombo Kontrolle ist zurück und führt seine soziologischen Studien fort. “Zwei” heißt das – you got it! – zweite Album der drei Herren und es ist wieder ganz fantastisch geraten.
2017 eher als Projekt gegründet, dürfte Kontrolle die sonstigen Bands von Daniel (Bass/Gesang), Carsten (Gitarre/Synth) und Andrew (Schlagzeug) mittlerweile in Sachen öffentliche Aufmerksamkeit deutlich überholt haben. Scheinbar trifft die Kombination aus wavigem Punk, Ian-Curtis-Gedächtnistimbre und deutschen Texten einen Nerv. Auch mich haben sie ja schon mit ihrem Erstling “Egal” (2019) bekommen. Zum gelungenen Gesamtbild gehört dabei auch immer das von Andrew gestaltete Artwork, das so übrigens nur auf Vinyl funktionieren kann.
Auf dem Cover von “Zwei” – erneut erschienen bei Holy Goat Records – gilt es ein Kaleidoskop zu entschlüsseln, dass gleichzeitig rätselhaft, hintergründig und schwarzhumorig daherkommt und damit die Attitüde der Band perfekt spiegelt.
Musikalisch bleiben sich Kontrolle weitgehend treu. Das Presseinfo spricht davon, der Plan sei gewesen, den Waveanteil noch waviger und den Punkanteil noch punkiger hinzubekommen. Das hat funktioniert, kommt die Band hier doch noch ein Zacken druckvoller rüber als bislang.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen einmal mehr die Texte, die erneut weder Punk- noch Goth-Klischees bedient. Stattdessen gibt es wieder diese hübschen Alltagsbeobachtungen, gerne in Aufzählungsform. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz – albern sind Kontrolle allerdings nie. Und oft bleibt das Lachen dann doch im Halse stecken – zum Beispiel, wenn in “Warentrenner” zunächst gefühlt random Lebensmittelpreise aufgeführt werden, bis sich Daniel dann am Thema Discountfleisch – nun ja – festbeißt.
Meine weiteren Favoriten sind das prokrastinierende “Mein Platz bleibt leer”, der Titelsong “Zwei” und die Endlich-Wochenende-Hymne “Freitag we’re in love” (Zwinker, zwinker). Und die schon im Corona-Lockdown veröffentlichte Wutrede “Zugang zu Informationen” bleibt einer der besten deutschen Punksongs 2021.
Ach so: Zur eingangs erwähnten “Badeanstalt” fällt den drei Herren übrigens selbstredend vor allem das hier ein: “Es gibt Fußpilz und es gibt Dornwarzen und Mosaikwarzen und es gibt Dellwarzen” etc.pp. Damit bleibt mir nur, euch eine schöne Freibadsaison zu wünschen – oder ihr haut die Kohle lieber für diese musikalisch, textlich und optisch rundum gelungene Platte auf den Kopf. Denn echte Punks und Goths gehen ja wohl eh nicht baden, oder? Na seht ihr.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |