Da ist sie, die neue Scheibe des Multitalentiertenautodidaktjazzspaßgroßmeisters Helge Schneider! Im Jahre 1975 hat er mit „Die Gewinner des IKEA-Jazz-Festivals“ als Helge Schneider Trio das erste Studioalbum veröffentlicht und heute, bald 50 Jahre später, erscheint also mit „Die Reaktion“ sein neues und damit 15. (Wenn ich richtig gezählt habe) Studioalbum.
Wie viel Jazz steckt noch in Helge und wie viel Spaß passt dazwischen? Was in der Doppel-LP steckt, die bei Railroad Tracks / Broken Silence erschienen ist, versuche ich hier halbwegs kurz zu umschreiben. Ich bin aber auch voreingenommen, denn mit, ich glaube sechs oder sieben Jahren, war Helge Schneider mein erstes Livekonzert, damals auf dem Gaffenberg-Festival in Heilbronn.
Was schon nach drei Songs klar ist, ist die Tatsache, dass der Ausnahme-Musiker seiner Linie, „Keine klare Linie“ absolut treu geblieben ist. Helge legt sich nicht fest. Nicht was Genre angeht, nicht was die Verteilung von Spaß und erst klassischer Jazzmusik angeht. Warum auch? Er kann ja einfach alles. Hier mal etwas Bebop, dort ein wenig Blues, Swing und jede Menge Jazz. Vor allem am Klavier. Der Papst braucht für sein Eis nicht zu zahlen, habe ich gelernt, und ich bin mir sicher, Helge Schneider müsste das auch nicht. Und wenn doch, würde er sich MacGyver-mäßig irgendwelche umherliegenden Gegenstände suchen und sich 1,80€ für drei Kugeln (Ich glaube er mag Nuss, Melba und Stracciatella) einfach mit einer Free-Jazz Nummer reinspielen.
Die neue Scheibe von Helge Schneider ist „weniger lustig“ als andere seiner Werke, aber deshalb bei Weitem nicht schlechter oder weniger hörenswert. Ich glaube, viele Helge-Hörer*innen sind mit ihm mit-gealtert und können das genauso wertschätzen, wie Menschen, die ihn möglicherweise jetzt erst kennenlernen.
Seine Liebe für Jazz in all seinen Variationen ist auch, in der fast komplett im Multiplay-Verfahren eingespielten Tracks (also alles selbst nacheinander eingespielt), nicht zu überhören. Mit dem Titelsong „Die Reaktion“ hat Helge Schneider schon fast eine Punkrock-Nummer auf die Platte gepresst. Und bei „Mondscheinelise“ bricht er dann wieder aus ihm heraus, der Clown, der Schauspieler und Komiker in Helge Schneider. Und auch die Hammond wird ordentlich beorgelt – auch so ein Instrument, aus dem wie ich finde, nur wenige Musiker*innen irgendwas sinnvolles rausholen können.
Auf die Reaktion hat er wieder einmal bewiesen, dass er es einfach kann. Er kann traurig, er kann fröhlich, er kann ernst, er kann lustig, er kann schnell und er kann langsam. Und egal was davon er macht, er macht es mit ganz viel Liebe. Eine Platte, die man sowohl auf der Gartenparty von Mansfield verorten könnte, wie auch im Cabaret.
Wer Helge Schneider kennt und mag sollte sich das nicht entgehen lassen. Wer Helge Schneider nicht kennt, sollte ihn dringend kennenlernen. Außerordentliches Album was die Musik angeht und dazu noch physisch schön gemacht.
Die Platte erscheint am 16.07.2021 und kann hier geordert werden:
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |