In 2021 gaben Krav Boca uns ein Interview und beschrieben sich mehr als Künstlerkollektiv, denn als Band; zumindest im dem Sinne, in dem wir Bands wahrnehmen.
In der 10-Jährigen Geschichte der Band gab es schon einige Instrumentalisten, die gewechselt wurden. Kernbesetzung sind die drei Sänger und der Mandolinist.
Wenn man sich durch die wirklich lebendigen und gut gemachten Videos klickt, verschwimmen die Grenzen schnell, wer wer ist, denn meist sind acht oder mehr Menschen im Bild, die singen, performen, tanzen.
Krav Boca bringen mit „Heretic“ ein neues Album, mit dem ich mich tatsächlich nun eine Weile schwer getan habe, eine Rezension zu verfassen.
Anfangs dachte ich noch: hej, dass ist wirklich coole Mucke, da hab ich Bock drauf.
In der Zwischenzeit verschwamm das manchmal, weil ich nicht wusste, ob Krav Boca die Musik um der Musik Willen auch machen oder alles, also jedes Riff, nur ein Mittel ist, die Lyrics rauszupowern. Das wäre sehr schade.
Auch nach dem dritten Hören stellte sich bei mir kein, wie soll ich sagen, Fluß ein, in den ich mich begeben kann, um mitzuhören.
Krav Boca sind abwechslungsreich und experimentel. Die Riffs sind keine Neuerfindung von Metalcore, es sind groovige Riffs, um darauf zu rappen.
Intensive, hochpolitische Texte, die sie inzwischen in den Videos auch aus dem französischen in verschiedene Sprache übersetzen lassen.
Sie kommen aus Toulouse, sprechen Französisch, sind aber auch griechischer und marokkanischer Wurzel.
Sie haben auf der Strasse begonnen, in Squats, alternativen Läden und sind quer durch Europa getourt!
Mehr – in meiner Welt absolut positiver – Attitüde geht ja kaum.
Das bringen sie mit all ihren Worten auch zum Ausdruck.
Aktuellstes Video ist wohl dieses hier, non-Album-Track, viel Spaß, komplett Punk, Melodie gezockt bei den Kollegen:
Es also auch „nicht nur“ ernst, sondern auch volle Kanne Spaßpunk. Und wie man unschwer an dem Gewimmel auf der Bühne erkennen kann: da sind so viele Menschen, dass man gar nicht so richtig definieren kann, wer denn der Kopf der Bande ist. Das ist schon alles sehr sehr cool.
Ein Album Track ist der melancholische Hardcore-Rap-Track „mortem“.
Diese angepisst melancholische Art, auch in den Lyrics, ist schon richtig gut. Und es ist auch ein Glück, dass nicht das ganze Album so ist.
So wie es ist, ist es gut.