Da HC-Punk nicht gerade mein Steckenpferd ist und ich mir schwer tun würde hier eine ehrliche und vom eigenen Geschmack unbeeinflusste Review zu schreiben, habe ich diese hier abgegeben an meinen Bassisten Philipp. Der spielt nämlich selber in so ner HC-Punk Kapelle. Also bitte, hier kommt Philipp:
Da sitz ich nun, aufgeregt wie Bolle ob der ersten Review meines Lebens, die es dringend zu schreiben gilt. Schließlich wurde die Scheibe bereits im Januar veröffentlicht. Und das auch noch auf dem feinen Kink Records Label meines guten alten Kumpels Ralf. Der Druck ist also immens, schließlich will man dem ja nicht die Tour vermasseln?! Der erste Höreindruck nimmt aber gleich ein bisschen Dampf aus dem Kessel: Leper aus Umea legen hier mit „Frail Life“ eine wirklich gute Hardcore Punk Scheibe vor und die Gefahr „des in die Suppe spucken müssens, weil doch nicht so geil“ scheint gebannt!
Meine wirklich lausige www – Recherche hat folgende Hardfacts ans Licht gebracht: die Band gibt es seit rund drei Jahren und nach dem Demo von 2017 haben wir es hier nun mit der ersten Platte der Band zu tun. Ich wollte eigentlich unbedingt rausfinden, wer der nette (oder doch nicht nette??) Herr auf dem Cover ist, hab aber zugegeben recht schnell aufgegeben. Dieses Recherche – Ding ist eben nicht so mein Ding! Aber: lasst uns mal darüber quatschen, was wir hier in real sehen und hören können.
Gute Platte? Hatte ich schon gesagt! Warum? Die spärlichen Linernotes verraten es nicht wirklich, aber ich tippe stark darauf, dass Leper diese 9 Songs unter widrigen Umständen im Proberaum eingeprügelt haben?! Und das meine ich durchaus positiv, denn eine Platte wie diese kann nur klingen wie eine Platte wie diese: spontan, rau, aggressiv und soundtechnisch auch nicht perfekt ausgefeilt, mit den berühmten Ecken und Kanten quasi. Eine Momentaufnahme wie sie so nur einmal gelingt! Da möchte man in diesen lausigen Zeiten, in denen ein kleines Virus einem so gut wie alles nimmt was Spaß macht, sofort losziehen und die Gegend unsicher machen. Leben für den Moment eben! Leper sind dabei! Auch textlich. „I don’t want to die, but the waiting makes me sick“ heißt es in „Faster“ etwa. Kann man denn ein Lebensgefühl besser zum Ausdruck bringen??!
Ansonsten stechen Leper aus dem genreüblichen Themenbrei, den ich jetzt aufzuzählen einfach viel zu faul bin, nicht sonderlich hervor. Aber sind wir die dem Genre zugeneigten Hörer doch mal ehrlich: wir wollen und erwarten auch nichts anderes?!
Zurück zur Musik. Meistens sind die ersten Referenzen, die einem so durch den Kopf schießen ja die besten, oder?! Ich hatte da spontan Halshug, Night Fever und die Youth Avoiders in der Birne. Und das Beste: ich kann auch sagen warum! Erstere, weil auch Leper es schaffen, eine düstere und apokalyptische Aura zu erschaffen. Der dezente Hall auf den angepissten Vocals hilft da ungemein. Die Vocals spielen auch bezogen auf Zweitgenannte eine Rolle, allerdings nicht weil sie so hyperventilierend wie die des dänischen Kollegen klingen, sondern vielmehr weil sie durch die Betonung und das fast schon greifbare, angepisste Gefühl eine ähnliche Intensität und Lust, irgendetwas kaputt zu machen, erzeugen. Worauf Leper allerdings komplett verzichten, sind Einflüsse aus dem Metal. Wir haben es hier mit einem lupenreinen Hardcore Punk Album zu tun, womit wir bei Drittgenannten wären. Denn an diese musste ich tatsächlich bezogen auf das Songwriting denken. Das durchschnittliche Tempo der Songs und auch deren Dauer Bedarf demnach keines weiteren Kommentars.
Wenn ich nun die eben geschriebenen Zeilen nochmal so überfliege, komm ich mir doch etwas altklug vor – und das wollte ich eigentlich vermeiden, schließlich schreib ich das hier ja nicht für den Spiegel! Deshalb nun noch mal auf platt und Punk: diese Platte ist für alle, die sich entweder im AZ oder auf dem Wagenplatz tummeln – oder eben auf beidem. Und irgendwie hab ich das Gefühl, dass Leper mir dieses Statement nicht krumm nehmen würden?!
Geile Platte und für mich auch mal wieder seit langem eine aus dem Genre, die auch zuhause und nicht nur im Partymodus funktioniert! Und ich bin nun doch recht erleichtert, dass ich dem Ralf seinen Release nicht zerreißen musste. A propos Ralf: wenn du das hier liest, meld dich doch mal zwecks Big Lebowski! Du weißt schon was ich mein!
Ach ja: ein paar Worte noch zur Optik. Die ersten 100 Scheiben sind auf rotem Vinyl, die anderen 400 sind schwarz (gefährliches Halbwissen, hab ich aus dem www). Die Platte kommt in schickem angerautem Karton. Da kann man den Widerstand förmlich spüren. Vorne drauf ein Typ, von dem ich … ach das sagte ich ja schon. Textblatt und Download – Code sind im Preis inbegriffen. Ende! Aus! Ich hör jetzt erst mal Refused. Das wiederum ist wirklich platt!
Der Riedinger
Kaufen kann man die Platte (auch in rot) z.B. HIER und hier kann man sich die netten Herrschaften mal 17min lang angucken:
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