Wow! Das war ja wahrlich mal die sogenannte “Power from the Eastside”. Am 08.10.2022 luden Loikaemie zum Tanz in den Bautzener Landkreis, genauer gesagt in das kleine Städtchen Bischofswerda, mundartlich bekannt unter dem reizenden Namen Schiebock. Mit im Gepäck hatten sie ein buntes Sammelsurium an sächsischen Bands, denn anders als das viele annehmen, ist Sachsen, besonders alles um das aus den Nachrichten bekanntgewordene Bautzen, nämlich nicht nur ein Auffangbecken für braune extremistische Vollidioten. Nein, auch hier gibt es eine gut vernetzte Punkszene, auch wenn die sich in den letzten Jahren weniger zeigt!
Anfangs war ich doch sehr aufgeregt was den Abend betrifft. Man muss dazu sagen, dass ich aus dem Bautzener Umland stamme und so kam mir schnell der Gedanke – wann warst denn du eigentlich das letzte mal im Eastclub? Ha! Ich hab’s! 2013! 9 Jahre? Ohje! Da bin ich doch jetzt aber gespannt wie sich der Klub in den letzten 9 Jahren entwickelt hat! Schon beim Parken auf dem davorliegenden ehemaligen Super- und jetzt Baumarktparkplatz wurde mir beim Anblick auf den, auf einem Hügel liegenden Klub klar, hier hat sich anscheinend einiges getan! Denn die große braune Tür, die vor 9 Jahren noch der Eingang war, sieht sehr geschlossen aus. Mist, gab’s jetzt doch noch irgendeine Veränderung, Verlegung, Absage? Ursprünglich sollte das Konzert ja 2021 als Punkrockweihnachtsmarkt stattfinden, hat jetzt Corona nochmal zugeschlagen? Nein, denn der zweite Blick offenbart dass es anscheinend einen neuen Anbau gibt und darüber der Einlass geregelt wird. Also los geht’s, die alte gepflasterte Straße den Hügel hinauf bis zum Eastclub.
Direkt nach dem Einlass, viele bekannte Gesichter, das fühlt sich vertraut an. Aber, beim betreten des Klubs herrscht kurze Orientierungslosigkeit. Wo kann man denn hier jetzt pinkeln, wenn der Eingang zum alten Klo zugemauert ist? Aber nach kurzen Findungsschwierigkeiten löst sich die anfängliche Aufregung und los geht der Konzertabend!
Den Anfang machten die unglaublichen East End Chaos aus Löbau, was für ein Brett. Mir fällt es tatsächlich ziemlich schwer deren Liveauftritt zu beschreiben, weil sie so unfassbar gut sind. Die hungrige Punkrockmeute hatte auf jeden Fall schon richtig Bock und so wurden einige Lieder die East End Chaos zum besten gaben (da ist mir besonders Diese Tage im Sinn geblieben, bei dem Sänger Schirdie kurz mal ein Tränchen ins Auge schoss) lauthals mitgesungen! Wer die Jungs von East End Chaos noch nicht kennt, dem gebe ich hiermit eine sehr freundliche Empfehlung das dringend zu ändern. Ich hab die Truppe jetzt schon ziemlich oft gesehen und sie steigert sich von Auftritt zu Auftritt, was ich dem Gitarrist Stephan auch mit einem ”War geil! Aber, ihr könntet jetzt langsam mal aufhören immer besser zu werden!” hab wissen lassen!
Zweite Band des Abends waren One Step Ahead aus Limbach-Oberfrohna. Die 3 Jungs würde ich stilistisch am ehesten in die Richtung Politpunk stecken. Klare politische Aussagen, gemischt mit fetten Gitarren und schnellen Beats. Der eher melodische Gesang macht das ganze für mich zu einer runden Sache. Ich war doch stark verwundert, dass der Eastclub zu One Step Ahead doch merklich spärlicher gefüllt war als es das noch bei East End Chaos der Fall war, was aber auch daran liegen kann, dass die erste Band des Abends durch ihre lokale Zugehörigkeit mehr geneigte Hörerschaft anlocken konnten. Musikalisch gefiel mir One Step Ahead sehr gut, dass ich den Auftritt nicht bis zu Ende verfolgt habe lag daher keineswegs an der Leistung der 3, sondern daran, dass mir zugetragen wurde, dass im Merchandise-Bereich jetzt Kisten mit Schallplatten stehen würden. Dem Ruf bin ich dann unverzüglich gefolgt.
Als vorletzte Band des Abends betraten dann Skinsects aus Dresden die Bühne. Und die knallen mich schon mit ihrem Erscheinungsbild weg. Einheitliche weiße Kleidung, Hüte, Baseballschläger (oder war das doch nur ein Mikrofonstativ?), Dildomaske, was für ne wilde Nummer, die sich natürlich nicht allzu ernst verstanden lassen will. Musikalisch gibt es schlichtweg nichts zu bemängeln, aber was will man denn auch erwarten wenn sich Dresden’s “Punkrockelite” (Cheap Stuff, Strongbow, High Society…) zu einer Band vereinigen. Highlight des Auftritts war eindeutig die Klettereinlage auf die PA von Frontmann Frank (auch Sänger bei Cheap Stuff) bei dem Titel Es regnet Hass. Ich habe mich gekrümmt vor lachen, als es während des Liedes nicht nur Hass regnete, sondern auch einen von der PA fliegenden Frank. Was für ein Auftritt! Da bekomm ich jetzt schon Bock auf den Auftritt Ende Oktober auf dem Pogorausch Festival in Dresden!
Den Abschluss machte dann die Band wegen der, mit großer Sicherheit, die meisten Menschen gekommen waren. Die für mich einflussreichste deutsche Oi! Band. LOIKAEMIE. Und die haben einen hervorragenden Querschnitt ihres Schaffens zum besten gegeben. Da hat schlichtweg nichts gefehlt, was das Fanherz verlangt hat. Nach einigen Gassenhauern spielte man dann auch das am 15.09. diesen Jahres erschiene Lied “Lumpenmann“. Mich haut das Lied leider nicht so richtig aus den Socken, umso gespannter habe ich gelauscht als man den Titel “Tief im Herzen” der am 04.11. erscheinen wird gespielt hat. Der klang beim ersten hinhören deutlich besser und ich bin sehr gespannt, was da noch so folgen wird, denn man hat an dem Abend kundgetan, dass es nicht nur bei den beiden Liedern bleiben wird, sondern, dass man an einem neuen Album arbeitet. Zeit wird’s! Das letzte ist zu lange her!
Nach einem vom ganzen Klub lauthals mitgesungenen “Unsere Freunde” endete dieser Abend schließlich und wir machten uns nach einem unfassbar stimmungsvollen Abend und einem letzten Kaltgetränk auf den Heimweg.
Lieben Dank an dieser Stelle an alle die mir auf Nachfrage Bilder des Abends zukommen lassen haben!