Tribute-Bands sind Fluch und Segen zugleich. Ich persönlich habe z.B. noch nie den Sinn hinter einer Ramones-Coverband verstanden. Da ist doch das Original schon langweilig. Ja ja, ein paar ganz nette Songs hatten die ja schon und ihr könnt mich jetzt auch kreuzigen für meinen Frevel. Manchmal, da macht das dann aber schon Sinn, v.a. wenn die Band gut ist und man so wie ich im vorliegenden Fall aus Gründen der späten Geburt gar nicht erst die Chance hatte, das Original erleben zu können.
So wissen wir ja alle, dass sich Led Zeppelin mit dem Tod ihres Drummers John Bonham am 25. September 1980 aufgelöst haben. Da war ich so ziemlich genau Minus 2 Jahre alt. Das wäre also maximal mit dem DeLorean möglich gewesen und ich hab halt nur ’nen Opel Corsa. Dass im gleichen Jahr ein weiterer ganz Großer seines Fachs auf die exakt gleiche Weise zu Tode kam, ist wohl so was wie eine sehr morbide Duplizität der Ereignisse und anders als Led Zeppelin sind AC/DC ja auch heute noch monströs unterwegs.
Aber: AC/DC wurden letztes Jahr im Zuge der Kulturtage auf der Burg in meinem Heimatkaff in Form einer Tribute-Band gehuldigt, heuer sind Led Zeppelin dran – und zwar in Form des Berliner Quartetts Lord Zeppelin. Zunächst einmal: passender hätte die Location wohl kaum sein können. Das alterwürdige Burggemäuer, bzw. das, was noch davon übrig ist, der Herren zu Hohenstein ist die perfekte Kulisse für die Klone von Robert Plant und Co, die doch auch gerne mal mit ollen Schwertern durch ihre Videos hüpften, v.a. aber auch dem einen oder anderen ihrer Songs so ein bisschen Mittelaltermystik mit auf den Weg gaben.
Lord Zeppelin heute spielen (fast) alle Hits, zumindest so viele, wie man in rund zweieinhalb Stunden eben unterbringen kann, dazu auch den ein oder anderen versteckten, wie z.B. meinen Lieblings-Zeppelin-Song ever, „D’yer Mak’er“, was mich persönlich natürlich total happy macht. Der passt dann eigentlich auch nicht ganz so zur Kulisse, sondern gehört eigentlich ja eher in etwa in die Karibik. Trotzdem ist er, schon relativ am Anfang platziert, der erste zaghafte Startschuss, um das Publikum ganz dezent zum Mitmachen zu animieren und von seinen Stühlen zu locken. Sind ja auch geradezu prädestiniert, diese Ouh, Oh Oh Oh Oh Ouuuh’s da drin. Außerdem wissen Lord Zeppelin offensichtlich ja auch, wie man die Leute entertainermäßig aus der Reserve locken kann. Sollte man aber auch wissen, so als Tribute-Band.
Aber klar, Stühle braucht’s, bin ich gefühlt doch einer der Jüngsten hier. Und die paar Kinder, die fröhlich rumturnen, sind wohl auch eher mit Oma und Opa, denn mit Mama und Papa da. Später aber, das ist dann wohl die Magie der Musik, da hält es kaum mehr jemand auf dem Allerwertesten.
Bis dahin aber zocken sich Lord Zeppelin auf geradezu beeindruckende Weise durch ihr Set. Schließt man die Augen, so könnte man meinen, Robert Plant anstatt Sven Schumacher ist persönlich anwesend, Jimmy Page findet in Uwe Kern einen mehr als würdigen – und v.a. auch stilistisch eigensinnigen, sprich eigenständigen – Vertreter und auch John Paul Jones dürfte sich über sein Double Mike Parker nicht beschweren. Einzig Drummer Hermann Beesten hätte für meinen Geschmack deutlich härter auf seine Kessel einprügeln dürfen, aber John Bonham kann sich darüber ja aus bekannten Gründen nicht mehr beschweren.
Uwe Kern macht mir abermals bewusst, wie begnadet gut Jimmy Page eigentlich war, bzw. ist. Bluesig und hart zugleich, weshalb Page wohl auch schon ganz gerne mal als einer der Miterfinder des Heavy Metal bezeichnet wird. Konnte ich nie so ganz nachvollziehen, bis ich eben sein Double heute in der Liveversion erleben konnte. Jetzt macht das jedenfalls absolut Sinn für mich und schon allein für dieses Aha-Erlebnis war der Abend absolut lohnenswert.
„Kashmir“, „Rock’n’Roll, „Black Dog“, „Communication Breakdown“, „Whole Lotta Love“, das zweitbeste Zeppelin-Lied ever, „Since I’ve Been Loving You“, „What Is And What Should Never Be“ und und und. Selbst das unvermeidbare und totgenudelte „Stairway To Heaven“ kommt in Lord Zeppelins Interpretation fast schon frisch ums Eck. Dem Rock’n’Roll-Gott sei Dank, hatte ich doch so ein klein wenig die Befürchtung, dass mir dieser Song die Laune verderben könnte.
Kurzum: Lord Zeppelin waren großartig und erhalten das Prädikat „Nützliche Tribute-Band“. Als solche könnte sie z.B. eure Hochzeit, eure Firmenfeier oder das Sommerfest der katholischen Kirchengemeinde St. Hinz und Kunz, Wanne-Eickel Nord so richtig doll bereichern. Na ja, letztgenanntes vielleicht nur bedingt, schließlich machen Lord Zeppelin Rock’n’Roll – und zwar den Rock’n’Roll einer der größten Rock’n’Roll-Bands ever! Doch selbst unter dieser Voraussetzung bleibt eine einzige Frage an diesem Abend offen: wozu braucht es denn eine CD von einer Tribute-Band? Aber egal… hört und schaut euch das gerne mal an, sofern in eurer Gegend. Live ist es das auf jeden Fall wert!





