Das Schöne am Vinylkeks ist, dass man extrem zwischen den Genres hin und her wechseln kann (oder muss?). Nach zuletzt Ausflügen in das Metal-Genre, liegt nun die pure Entschleunigung auf dem Turntable. “Consumer” von MELT Trio ist noch ein Kind von 2022 und erschienen am 4. November. Das ist Jazz, mit Rockeinschlägen und erinnert mich von Ton an die, von mir sehr verehrten, Khruangbin. Ein wenig klingt es auch nach Tourtoise, aber das wird jeder Hörer anders und für sich einsortieren.
Gegründet wurde MELT Trio bereits 2010 und man schaut auf eine durchaus erfolgreiche Arbeit zurück. Schon dreimal wurde die Band für den Echo Jazz nominiert und auch die Werkschau umfasst nun vier Alben. MELT Trio das sind der Schlagzeuger Moritz Baumgärtner, die Meyer-Brüder mit Bernhard am Bass und Peter an der Gitarre. Kritiker bezeichnen MELT Trio als eines der innovativsten Gitarrentrio weltweit. Alle drei Mitglieder sind Absolventen des Berliner Jazz Instituts.
Zu hören bekommt man auf “Consumer” durchaus Songs mit Rockattitüde, ebenso wie fast clubtaugliche Sounds, die sich eher dem Ambient zuordnen lassen. Alles Einflüsse mit denen sich der verstaubte Jazz von früher in den letzten 10 bis 15 Jahren neu erfunden hat und so einige neue Fans gewonnen hat. So klingen MELT Trio an einigen Stellen erhaben und klassisch, integrieren aber an anderer Stelle sehr interessante, flirrende Sounds des modernen Ambient.
“Disc One” ist so ein frisches Beispiel für einen Jazz-Song der neuen Art. Das direkt darauf folgende “Moon with Planet” ist astrologisch gesehen, glaube ich, ein Widerspruch, denn normalerweise haben Planeten Monde nicht umgekehrt. Aber sei es drum, MELT Trio suchen ja nach neuen Dingen. Dieser Song ist für mich ein Beispiel für das Rezept von “Consumer” in bekannte Strukturen sehr geschickt neue Einflüsse einzubauen. Auch “Schimmer” ist ein Song, der richtig begeistern kann. Kraftwerk trifft Bach. Der Eingang in den Song ist wunderschön.Ein kleines Meisterwerk, das es zu entdecken gilt.
Für mich ist das typische Kopfhörermusik, die man am besten eingekuschelt in eine Decke mit einem Lieblingsgetränk in der Hand geniest. Hier hinterlässt jeder Song seine ganz eigene Signatur im Hörempfinden der Hörerschaft. Wer bisher mit dem Jazz des 21. Jahrhunderts nichts anfangen konnte, sollte es mit “Consumer” als Einstieg versuchen. Ich könnte mir vorstellen, das Fans von King Crimson und Pink Floyd hier Anschlussmöglichkeiten finden werden. Wer neugierig geworden ist, sollte über Bandcamp oder Fun in the Church, einem Sub-Label von Staatsakt, bestellen.