Ich höre ja eigentlich wenig bis gar keine Musik in Richtung Doom oder Black Metal. Besonders dann nicht, wenn da noch Gesang dabei sein soll. Ich bin da dann wohl eher zu “soft” eingestellt. Nichtsdestotrotz, und auch in Verbindung mit der angeteaserten Ambient-Soundstruktur eben in Verbindung mit Black Metal und Doom habe ich die Gelegenheit genutzt mich an dieses Schmuckstück der Band neánder heranzuwagen, nachdem unser Cheffe dieses in die Liste für die zu rezensierenden Platten packte. neánder haben am 09.10.2020 über Through Love Records ihr zweites Werk namens ‘eremit‘ herausgebracht. Natürlich habe ich mir auch mal in ihr Debüt reingehört und war da schon mächtig beeindruckt. Wie kann man das denn noch toppen? In dem man sich weiterentwickelt. Die vierköpfige Band ist quasi eine “Supergroup” und bestehen aus Musikern der Blackgaze-Band Ånd, der Hardcore-Punk – Band von Patsy O’Hara, aus der Sludge-Band Earth Ship und aus der Live-Band von Casper. Also ist da schon einiges an Qualität geboten. Zwischen dem Debüt und ‘eremit‘ war also immer mal auch Zeit sich persönlich weiter zu entwickeln. Und das ist passiert. Das erste Album wurde noch in einem Zeitraum von 3 Jahren produziert. Das Album ‘eremit‘ ist innerhalb eines halben Jahres entstanden. Jan Korbach, der Gitarrist der Band sagte, dass das Album ihre Identitätsfindung sei und sie erforschen, was sie sind und damit das nächste Kapitel aufschlagen. Sie wollten sich viel tiefer in ihren eigenen Sound hineinbohren, weshalb die Riffs langsamer und schwerer und die epischen Parts viel intensiver sind.
Ich bin von diesem Album schwer angetan. Schon der Anfang des ersten Stückes zeigt, was auf dich zukommt. Es ist wie eine Ankündigung. Oder auch das Intro zu etwas Spektakulärem. Und zum zweiten Stück beginnt das Schlagzeug. Das Schlagzeug wurde zusammen mit Christoph Barthelt, dem Schlagzeuger der Band Kadavar, innerhalb von nur 2 Tagen aufgenommen. Gut, dass er neben seiner eigentlichen Bandarbeit (Anm. d. Red.: die Arbeit am neuen Album von Kadavar namens The Isolation Tapes) auch noch Zeit für die Newcomer hat. Produziert hat Jan Oberg, der u.a. auch bei Earth Ship mitmischt und sein eigenes Studio, das “Hidden Planet Studio” in der Hauptstadt hat. Final gemastert wurde es dann in Stockholm von Magnus Lindberg, auch bekannt als Mitglied der Band Cult of Luna. Das Ende mit “Atlas” wird seiner tragenden Rolle und der Rolle eines Endgegners durchaus gerecht. 11 Minuten und 50 Sekunden totales Gewusel vereint das, was neánder ausmachen. Mich stört es tatsächlich nicht, dass kein Gesang zu hören ist, wie noch auf der ersten Platte. Ich mag Postrock, und das hier geht ja schon in die härtere Postrock-Schiene.
Interessant ist die Wahl der Songtitel. Sie alle wurden nach Käfern benannt. Hierzu sagten sie mal in einem Interview, dass die Auswahl dahingehend vorgenommen wurde, weil die Namen in der Musiklandschaft nicht allzu gebräuchlich sind und etwas Geheimnisvolles haben. Hier kann man also seiner Phantasie freien Lauf lassen. Das Cover sagt auch schon viel über die Dunkelheit auf dem Album aus. Das kann man aber sicher so oder so sehen. Wie gesagt: Phantasie! Es ist für mich definitiv eine Platte, die in meiner Jahresrangliste weit oben stehen würde, weil ich weiß, dass ich mit der Platte bei schlechter Laune nach einer Runde néander auch wieder gute Laune haben werde. Manchmal braucht man dann etwas, das knallt.
Erwerben könnt ihr das Album über das Label und über JPC. Es gibt übrigens noch ein paar schicke colorierte Vinyl beim Label. Das Album beinhaltet außerdem einen Downloadcode und ein schickes einseitiges Poster.
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