Jazz-Rock ist anders!
Ist Jazz disharmonisch? Sicher ist bei manch schrägen Akkorden, zum Beispiel beim klassischen Bebop, eine gewisse Gewöhnungszeit vonnöten um diese Sonderform der vielfältigen und häufig im Crossover mit anderen Musikrichtungen beheimateten Musikrichtung wirklich etwas abgewinnen zu können. Jazz muss jedoch nicht zwingend sperrig sein. Jazz-Rock, wie ihn Needlepoint zelebriert, eine wundervolle Spielart und Mischung der beiden Musikrichtungen lässt Jazzakkorde schweben und bleibt erstmal nicht im Magen klumpen. Er ist zudem alles andere als mainstreamig. Der fünfte Longplayer der progressiven norwegischen Nadelspitzen, veröffentlicht am 29.Januar 2021, ist heiß gestrickt und wohlig wärmend in diesen kalten Tagen. Doch wohl dosiert bitteschön! Aufgepasst:
Ich nämlich träumte beim Lauschen zu „Walking up that valley“ davon das Wohnzimmer zu tapezieren, großflächige grafische psychedelische und florale Muster. Neue Sofakissen in Apfelgrün, Senfgelb, Braun und Orange waren auch schon angeordnet. Ich kramte Prilblumenaufkleber aus dem Regal und klebte diese auf die Badezimmerkacheln… leichter Geruch von Pot lag in der Luft…, Schnapp, ein Knacken, ein Ruck, der Tonarm hob sich von der wunderschön orange colorierten Vinyl aus dem Hause Stickman Records/BJK Music…ich war wieder wach…und angenehm entspannt.
Mit wem kann man Needlepoint vergleichen? Sicherlich ist der Stil der 4-Mann Band aus Oslo mit einer Prise experimenteller Beatles sowie mit progressivem Rock a la Hatfield and the North gewürzt, beim Einsteiger „Rules of a mad man“, meinem persönlichen Favoriten, denkt man gar erst einmal an Cat Stevens, was Stimmwärme und Schwebesound anbelangt. Retro-Synthesizer und Hammond Orgel unterstreichen den Kunstkultigen 60er/70erJahre Spleen.
Textlich bleiben die Norweger, Gesellschaftlich und zum aktuellen Zeitgeschehen, absolut in der Jetzt-Zeit. Und stricken ihre Lyrics mit kritisch-feiner Nadel:
“Soon the chessboard was a mess. The game just didn’t look like chess. The queen was stabbed by a fork. By an evil pawn from New York” Anm.: Nimmt wohlweislich Bezug auf die desaströse Nummer 45 als Oberguru der Vereinigten Staaten.
Die Jungs verstehen es zudem auch einen besonderen Beat in ihren Sound einzuweben, wie so ein Acid House Trip der sich zurück in die 60er Jahre verirrt hat, sich reindrehend in die Hintergrunddrums mit höherem Tempo als der Hauptsound, wie zum Beispiel bei „I offered you the moon“ oder wunderschön schräge Hammond Orgel Klangflächen darbietend wie beim ersten Stück der B-Seite „Where the ocean meets the sky“.
Needlepoint lassen sich nur schwer auf einen bestimmten Pfad festzurren, sie tänzeln mal hier mal dort hin. Bezaubernd! Musikalische Freigeister, die sich einen feuchten Kehricht um Airplay kümmern und ihrer Spielfreude freien Lauf lassen.
Punktum: Musikalische Unterhaltung auf hohem Niveau. Auch nach mehreren Umdrehungen keine Abnutzungserscheinungen in den Gehörgängen.
Erwerben könnt ihr dieses wunderbare Stück Vinyl inklusive dem tollen Jonathan Swift-Gedenk-Artwork bei JPC:
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
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