Oh Henry aus Düsseldorf gibt es schon seit 2004, aber erst kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Longplayers „Wo mein Herz schlägt“ werde ich auf sie aufmerksam. Ihr Video zu „#Freunde“ kriege ich eher zufällig zu sehen und der Song bleibt direkt hängen. Melodiöser, deutschsprachiger Punkrock mit Popelementen. Das ist eine Mischung die mich früher schnell begeistern konnte, in den letzten Jahren aber immer häufiger langweilt.
Oh Henry schaffen es aber mich zu fesseln und zwar über die ganze Plattenlänge.
Denn hier ist passen die Zutaten gut zusammen:
Man nehme Melodien die im Ohr bleiben, lässt sie spielen durch Gitarren mit einem schönen Distortion Sound, streut aber auch das ein oder andere Mal eine Prise cleane Parts oder andere Effekte hinein. Dann fügt man als Basis einen wummernden Bass in den Hintergrund dazu und beachtet, dass das Schlagzeug die richtige Lautstärke hat und nicht nur Uffta-Uffta spielt.
Zum Schluss überbackt man das ganze mit einer Stimme, die nicht zu glattgebügelt klingt und einen Wiedererkennungswert besitzt. Garniert wird die Musik durch Texte, die mal ernst, mal weniger ernst auf das Leben schauen, es beschreiben, es kritisieren oder durch den Kakao ziehen.
Fertig ist ein wunderbares Indie-Punkrock Album , das perfekt zu lauen Sommerabenden passt.
Ach, wäre es doch so einfach Bands nach diesem Rezept zu backen, die Welt wäre eine schönere…
Wenn eine Band bereits seit 16 Jahren besteht und erst jetzt ein ganzes Album raus bringt, zeugt das nicht gerade von einer perfekt durchgeplanten Bandhistorie, aber das macht die vier Düsseldorfer für mich noch umso sympathischer. Es gibt im Moment gefühlt zig Bands, die alle den gleichen Sound machen, sich alle gleich vermarkten lassen, immer auf den Sprung ihren scheiss Lifestyle als die nächste Musiksensation hochleben zu lassen. Gefühlt kommt die Hälfte dieser Bands aus Düsseldorf, machen alle den Düsseldorf -Pop-Indie-Deutschrock-Punk Sound, der mich schon beim Gedanken daran einschlafen lässt.
Nicht so bei Oh Henry. Die Altherrenmannschaft orientiert sich bei ihrem Sound eher an ihren amerikanischen Vorbildern Samiam, Descendents und Jimmy Eat World, aber auch Nada Surf werden als Einfluss genannt.
Mit deutschen Texten versehen klingt das dann natürlich schnell nach einer Mischung aus alten Muff Potter, Düsenjäger und der ganzen norddeutschen Punkschule in besser gelaunt. Aber ich höre auch bei manchen Liedern Knochenfabrik raus, wenn es poppiger wird blitzen Montreal oder auch Mofa hervor.
Aber eigentlich bedarf es gar nicht dem ganzen Namedropping, da Oh Henry genügend eigene Ideen haben und diese auch richtig cool umsetzen können.
Bleiben eigentlich nur zwei Fragen über:
Erstens: Hat sich die Band nach dem Schokoriegel benannt?
Zweitens: Wann kann ich sie live sehen? Denn das muss ich unbedingt nachholen.
Abschliessend möchte ich nicht nur die schöne Aufmachung erwähnen, sondern auch, dass Wolverine Records die LP noch durch eine beiliegende CD ergänzt, was mir persönlich deutlich besser gefällt als ein Download Code.
Hier kann man nicht viel falsch machen, also gibt’s vom Onkel Christian einen Kaufbefehl!
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