Wer die Post-Punk Band Kaufmann Frust kennt, der hat bestimmt eine gewisse Erwartungshaltung an Oliver Earnest Solo-Debüt “The Water Goes The Other Way”. Diese Erwartungen sollte man aber an Seite schieben, denn dass was hier in Form von zwei 10″ vorliegt beinhaltet Indie-Rock genauso wie Singer-Songwriter-Sound mit ein wenig Indie-Folk touch, sanft bis düster. Das Vinyl steckt im impressionistisch gestalteten Klappcover und mit seinen tiefen, Dunkelblau- bis Moostönen entsprich das Artwork genau dem, was es beinhaltet.
Ich könnte an dieser Stelle ein Unzahl an Vergleichen nennen, die aber jeder für sich nur unzulänglich wiederspiegeln, was es zu hören gibt. In ihrer Fülle kämen wir dem ganzen vielleicht etwas näher, aber lassen wir das. Denn der Sound und die Stimmung die Oliver Earnest (Oliver Hauber) gemeinsam mit Produzent Florian Stepper kreiert hat, sind ganz eigen und dennoch seltsam vertraut.
Zehn Songs sind auf die zwei Platten verteilt, also fange ich doch einfach mal vorne an. Das Leben ist ein Abenteuer, doch es fühlt sich manchmal ehr an wie ein sisyphoeskes nicht von der Stelle kommen im Grau. So ungefähr könnte man mit einem Satz zusammenfassen worum es im ersten Song “Gathering Speed”, einem zunächst ehr ruhigen Einstieg, geht. Dann nimmt die Platte an Tempo auf und die verzerrte Gitarre scheint Sinnbildlich für unseren verzerrten Blick in die Zukunft – bleibt schon alles gut/ bleibt eh alles scheiße. Klingt komisch und das ist es auch ein wenig, in der Art und Weise wie Oliver Earnest hier in “Cancel Therapy” diese Situationen skizziert.
Und auch in den folgenden Songs werden Bilder geschaffen, das Innere wie das Äußere abbildend, mit einer Normalität die manchmal überzeichnet wirkt. Und genau hier zeigen sich die textlerischen Fähigkeiten von Oliver Earnest. Die Bilder sind nie nur düster, nur trist sondern durchaus humorvoll und vor allem menschlich.
Klavier, Gitarren, Schlagzeug, Stimme, dazu ein Synth, der nicht wahllos eingesetzt wurde, wie ein Lo-Fi-Filter bei all zu vielen Instagram-Posts, um im Bild-Vergleich zu bleiben, sondern natürlicher Teil des Arrangements ist, wie etwa bei “Full House”. Die sphärischen Klänge sammeln die Instrumente ein und schaffen einen warmen Sound rund um Oliver Earnest Stimme, die ihr euch einfach mal anhören müsst. Vielleicht mildert dieser Sound auch die textlich kreierten Bilder, nimmt ihnen Düsternis, durch eben genannte Wärme, in der es sich als Hörer:in wohlfühlen lässt.
Es geht aber auch einfacher, auch wenn der Sound bei keinem Song kompliziert wirkt. Manchmal reichen Gitarre und Gesang. Wir sind inzwischen auf der letzten Seite angekommen, bei “Just to tempt me”, ein Lied, dass doch nochmal eine Spur Dunkler ist als die anderen. Und Zeilen wie “We felt so much until we felt so empty” könnten nach Verzweiflung, mindestens aber Resignation klingen, wäre da nicht immer wieder ein hoffnungsvolles Unterton, ein Schwingen in der Stimme. Folgt nur noch der Song “Your grand plan”, in dem auch die dem Album titelgebende Zeile “The Water Goes Another Way” zu finden ist.
Wo gute Musik auf gute Texte trifft und beides auch noch zusammen passt, da kommt eine gute Platte bei raus, die ich nur wärmstens Empfehlen kann. Das einzige was an diesem Album ein wenig nervig ist: das dem Format geschuldete, beständige Seite-Wechsel-dich-Spiel. Aber das nennt sich wohl Jammern auf hohem Niveau.
Das Album erscheint am 26.11 auf Glitterhouse Records/ Indigo als schwarze 10″ Doppelvinyl. Gönnt euch!
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |