Paranoia scheppern mit der Platte “1984” ordentlich durch die Boxen. Dieses Reissue hat Rundling rausgebracht.
Die ersten Töne von Paranoia kratzen aus den Boxen. Das ist mit der mieseste Sound, den ich in der letzten Zeit gehört habe. Ich will euch nicht lange nerven mit unseren Hörgewohnheiten gestern und heute.
Ich hatte solche Bands noch in den wilden 90ern auf diversen Mixtapes, weil es einfach Bands gibt, die zwar alt sind und ordentlich knarzen, aber einfach gehört werden müssen. Das ist der Kitt, der die ganze Punkgeschichte zusammenhält. Welches Kind der 80er & 90er ist nicht mit Slime oder Die Abstürzenden Brieftauben groß geworden; wer hört sich das heute noch als Einstiegsmucke an?
So im Westen, war es auch im Osten. Es gab Bands, die jeder kannte, wie Schleimkeim. Und auch jede Menge, die nur ein paar Aufnahmen ins Tape gezimmert haben und dann von der Stasi aufgelöst worden sind.
So eben auch Paranoia aus Dresden.
Auf diese Platte muss man schon richtig Bock haben. Und ich hab welchen. Ich sitz inner Zeitmaschine und fliege back-in-time nach 1983. Da war ich im Kindergarten! Ein paar Jahre später wollte ich mit solchen Aufnahmen nicht genervt werden. Die Qualität, und natürlich hat das ausschließlich etwas mit Kapitalismus zu tun, wurde immer besser, die Bands rumpelten nicht mehr so dolle – was willste dann also mit so nem Sound auf deinem knarzigen Tapedeck? Dir die Boxen kaputt machen?
Heute: ich bin hart begeistert! Bin sofort drin. Hat nichts mit (N)ostalgie zu tun. Dafür ist das alles zu weit weg von mir. Diese Aufnahmen wurden 1984 im Dezember in Dresden aufgenommen. In einem Ritt, an einem Tag!
Keine Overdubs oder Nachbearbeitung.
Die Band, respektive der Gitarrist, spielt schon bewusst mit dem schrammatschigen Delay-Sound was man ganz prima in “Schatten der Grossstadt” miterleben kann.
Kidpunx verpisst euch!
Insgesamt 18 Stücke auf buntgemischtem Vinyl, es gibt diverse Farben. Die Gitarre klingt, als hätte man sie an ein Radio angestöpselt und direkt das Signal hinten wieder abgenommen. Das ist schon ein Alleinstellungsmerkmal. Bass und Trommeln klingen dagegen recht cool.
Paranoia gehören sicher zu der ersten Runde Deutschpunkbands in der DDR, aber ich bin da auch kein Geschichtsdoktor oder Chronist. Das nehme ich aus den wenigen Infos, die die Platte zu bieten hat.
Sicher (gibt es bessere Zeiten, diese ist die unsere) gibt es einige Bücher, die ich empfehlen könnte “too much future“, auch den fantastischen Sampler dazu! Und und und.
Paranoia spielten nur von 1983 – 85, da zwei Bandmitglieder dann inhaftiert wurden wegen “Aufretens ohne Spielerlaubnis”, was zur Zerschlagung der illegalen Punkkapelle Paranoia führte.
Inside-Out – Cover in, wie gesagt, diversen Farben. Meine ist Nummer 421 von 500 und Lachsfarben. Ein paar Liquid-filled Vinyl sind gemacht worden, nennen wir es mal Luxus-Produkt. Dafür wirklich ausgefallen!
Das gibt es nur bei der Vinylmanufaktur, schaut da gerne immer wieder vorbei, die Dinger sind immer ziemlich schnell ausverkauft!
Anspieltipps sind auf jeden Fall “Goodbye Annaki” “Inferno Innenstadt” und “Schatten der Grossstadt”.
Parocktikum (weiterführender Link zur Geschichte und Weiterentwicklung der Bandmitglieder)
Musik gibt es, ganz oldschoolig nur bei der Tube. Und ne Platte per Mail bei Rundling.
Nein, ich habe von Stephan auch zwei Shops empfohlen bekommen Interrecords und Elfenart