PERISH – Nomen est Omen?
Wer seine Band PERISH nennt, hat vielleicht gute Gründe dafür. PERISH sind aber alles andere als der Untergang, sondern ein frischer Wind, der Referenzen aus den schwedischen Mid-90er-Jahren des Black Metal mit der heutigen Zeit zu einem Sturm vermischt.
In der Tat ist der Ursprung von PERISH nicht viel anders als viele der skandinavischen Pioniere damals: aus Langeweile in relativer Abgeschiedenheit. Wenn auch nicht die Isolation auf dem schwedischen Land, sondern die ungewollte Isolation während Corona, die einige dazu brachte, über den aktuellen Lebensstil der Menschheit, die Zukunft und unsere Ursprünge nachzudenken.
PERISH – das Album
“The Decline” entstand nicht am Reißbrett, sondern ist Ausdruck einer Spontanität und DIY-Attitüde, die sich erfrischend auf das Album auswirkt. Lediglich beim Cover und den Drums liessen PERISH Hilfe zu. Beim Songwriting braucht das Trio keine Hilfe – aus allen Rillen ertönt die musikgewordene Erfahrung der Freunde.
PERISH – The Sound
Das Abhören von “The Decline” setzt ein wenig Geduld voraus, wird aber, das ist die gute Nachricht, mehr als belohnt. Die Band nimmt sich Zeit für den gewollt bedächtigen Aufbau der Songs, was jedem einzelnen Track gut tut. Es gehört zum musikalischen Konzept, dass immer wieder kalte, schaurig schöne Harmonien und Melodien eingestreut werden, die aufhorchen lassen.
Das macht sich positiv bemerkbar im fast zeitlosen Vibe. Der Sound ist handwerklich vom Feinsten, wird aber dem Song angemessen und robust eingesetzt. So klingt “The Decline” nie überkandidelt, sondern hat immer die richtige Menge an Hall, die meist eisigen Gitarren sind druckvoll, aber nicht zu druckvoll, die Riffs schneiden, klirren aber nicht und der Mix ist ausgewogen.
Die handwerkliche Fertigkeit der Band zeigt sich vor allem in den ruhigeren Passagen, wie zu Beginn von “Joyces”, dem Opener und einzigen Stück auf der Seite A. Hier lauscht man gebannt den Gitarrenklängen, während im Hintergrund sich akustisch schon etwas Unheilvolles tut. Nach etwa 70 Sekunden, bricht ein Inferno aus wütendem Kehlgesang los, die Blast-Beats donnern wie ein Maschinengewehr und die von der Leine gelassenen Gitarren reiten wie Walküren in den Untergang.
PERISH lassen sich nicht nur Zeit in “Joyces” für die Dramatik des Sounds. Unbeirrt türmen sie eine Wall of Sound nach der anderen auf, gönnen sich langsamere, bedrohliche Sequenzen, die dann meist mit einem Tempowechsel harsch beendet werden. Bei 3:30 nimmt man deutlich Wind aus den Segeln, dass es fast den Anschein hat, der Song wird in der Flaute enden. Dann folgen überraschende Spoken Words einer female voice, die zu sehr reduzierten Klängen der Band spricht. Normalerweise beendet ein Song mit derartig Klang gewordener Hoffnungslosigkeit ein Album – hier wird die Reise in den Abgrund begonnen.
“Joyless” hat ein Gewand aus 90er Skandinavien Black Metal und erzeugt atmosphärisch geschickt, wohlige Erinnerung. “Relentless” klingt dagegen sehr modern – PERISH mischen kompromisslos die schwarzen Riffs mit einer rotzigen Punk-Attitüde und schmecken den Mix mit Heavy Metal ab.
Über die vier Seiten, haben PERISH sich eher lange Songs gegönnt. Aber statt Langeweile kommt bei entsprechendem Hinhören die Kreativität, die Wandlungsfähigkeit und handwerklich einwandfreie Arbeit zum Tragen.
Inhaltlich ist “The Decline” schnell erklärt – das Album erzählt: vertonter Nihilismus. Es wirkt wie eine Reise über unterschiedliche Stationen – Ziel: Endzeit. eingestreute Sprachsamples verbreiten nicht Dolce Vita, sondern suhlen sich im Schlamm aus Hass und abgrundtiefem Abscheu.
PERISH – Fazit
“The Decline” hat ein wunderschönes Artwork. Die Frontseite wird durch einen goldenen Prägedruck veredelt, das Tracklisting der vier Albenseiten ist ebenfalls in goldenen Runden geprägt. Dazu kommt das Innensleeve mit atmosphärischen schwarz-weiß Foto und den Texten.
Öffnet man das Gatefold, trifft man auf drei stilvolle Musikerporträts, die allerdings mehr im Dunkeln lassen, als preisgeben. Die Credits befinden sich ebenfalls im Klappcover – jedoch gibt es hier auch keinen Hinweis auf die Musiker, das Trio hat sich nur mit den Initialen verewigt ein in sich geschlossenes, durchdachtes Konzept, welches das Gesamtbild von PERISH “The Decline” sinnvoll abrundet.
PERISH spielen Black Metal und Black Metal ist Atmosphäre, Gefühl und Kampf. Ein innerer Kampf mit sich selbst, gegen die eigenen, individuellen Abstraktionen und Emotionen. Black Metal ist auch eine aufwühlende Schlacht gegen äußere Umstände und die Akzeptanz eben dieses Kontext.
Folgerichtig ist der Kosmos, in dem sich PERISH bewegt, ist geprägt von Aggression, Rage und einer düsteren Atmosphäre. Trotzdem wird viel Wert auf die feinen, kleinen Details gelegt. Mit deutlichen Referenzen bei der Sound-Ästhetik an die 1990er-Jahre erarbeiten sich PERISH mit ihrer Spielart des Death-Black-Metal Punkte.
Das Pendeln zwischen den Polen: Huldigungen des Vergangenen und einer modernen Klarheit, machen das Album atmosphärisch interessant und über 50 Minuten Spielzeit zum echten Hinhörer. PERISH klingen immer organisch, in sich stimmig und authentisch.
Ein mitreißendes Debütalbum, das keine Gefangenen macht, aufwühlt und Spaß auf mehr macht.
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