So, Sommerpause geschafft und endlich wieder neue Musik. Ich finde es ja ganz komisch, wenn keinen einziges Rezensionsexemplar mehr zu besprechen ist. Im ersten Moment ein schönes Gefühl, aber dann was nun? Was tun? Erstmal Urlaub. Und dann. Dann stellte Stephan Peter Pieks neustes Werk zum Besprechen ein und ich sagte spontan na klar. Ich kannte bis jetzt nämlich genau ein Lied von Peter Piek, was mir sehr gut gefällt und ich habe keine Ahnung, weshalb ich nie das gesamte Album gehört habe. Zudem hatte ich noch kreisrunde Gemälde und Installationen im Kopf, als ich den Name las. Wie sich herausstellte, hatte ich mir da mal was richtig gemerkt. Die Chance, dass das so ist, liegt in der Regel bei 50%. So, aber nun genug von mir.
Im März diesen Jahres ist also das neue Studioalbum von Peter Piek bei Backseat erschienen.
“Are You Friends With Me” startet mit einem poppigen Synth-Sound, den ich so nicht erwartet hatte, aber der Gesang, der mich auch schon bei “Nobody Knows” im Jahr 2017 rumgekriegt hat, prägt sich auch jetzt sofort wieder ein. Gepaart mit dem Text, den Zeilen, die Nähe suchen, die Unsicherheit selbstsicher ausdrücken. Das ummantelt von einer verspielten Melodie, die sich zum Ende auflöst in einem dissonanten Klangerlebnis.
Im Song “Bent” komme ich irgendwie kaum dazu auf den Text acht zu geben. In diesem Song bekommt Peter Piek Unterstützung von Danitia. Durch Danitias Soul-Stimme bekommt der Song einen für das Album untypischen Sound. Hört euch einfach mal diese Stimme an.
Im Subtitel habe ich das Album dem Pop zugeschrieben. Nun beschreibt Pop-Musik aber Musik mit einem hohen Verbreitungsgrad, also einer hohen Anzahl von Konsument*innen. Wenn wir den Begriff Pop-Musik hier vom Ursprung her denken, dann ist diese Genrezuschreibung auf jeden Fall falsch. “Are You Friends With Me” ist speziell in Melodie, in Ton, in Stimme, in Stimmung, im Gesamtarrangement. Ja bisweilen ist dieses Album auch wirklich anstrengend. Ist anstrengend per se schlecht? Nein, ist es nicht. Kunst darf anstrengend sein. Gleichzeitig lässt sich die Platte aber auch nebenbei hören und hinterlässt hier eine Leichtigkeit und Frische. Somit fügt sie sich natürlich ins Genre Pop ein. Auch wenn sie dort vielleicht ein wenig am Rande steht und ein wenig dort aneckt, wo sie sich ihren Platz streitig macht.
Vieles in den Songs klingt wie zufällig entstanden, wie improvisiert, als würde man Jazzmusiker*innen auf einmal u.a. Synthesizer in die Hand drücken und sie, gemeinsam mit einem dreijährigen Kind, sich an diesem Instrument einfach mal ausprobieren lassen. Das klingt etwas ver-rückt im Wortsinne und es klingt Naiv. Und dann wagt sich Peter Piek auch noch an Sprechgesang, wie in “Price Tag Blues” feat. BEE Appleseed oder in “DTQ8689”. Welches sich durch seine Monotonie und den zart hämmernden Bass schnell festsetzt. An dieser Stelle muss ich die oben genannte Beschreibung der Leichtigkeit und Frische doch revidieren. Bei intensiven Hören dieses Songs entsteht dann eher ein ein Gefühl der Beklemmung. Aber keine Sorge, der nächste Song “Close to You” entspricht dann doch wieder dem poppigen, freshen Sound.
Der Musik entsprechend ist auch das Artwork der Platte. Schaut euch hierzu doch einfach mal die unten stehenden Fotos an. Leider ist kein Einleger mit Texten dabei, denn die Musik lässt, zumindest mich, häufig vom Text abschweifen. Und auch dieser Satz stimmt eigentlich so nicht. Ein Einleger ist dabei und auch Text darauf. Die Abbildung erschient mir eher wie eine Darstellung des Schaffensprozess, ein ineinandergreifen aus Notizen, mal schnell geschrieben, mal lesbar, mal durchgestrichen.
“Are You Friends With Me” ist, wie schon gesagt, am 27.Mai. bei Backseat in klassischem Schwarz erschienen und kann unter anderem hier bestellt werden. Außerdem spielt Peter Piek noch en paar Konzerte in diesem Spätsommer, in Kiel und seiner Heimatstadt Chemnitz. Weitere sollen im Herbst und Anfang des Jahres folgen.