Ich halte die Platte in der Hand und denke einen Moment über den ungewöhnlichen Titel nach „Bagufoshe“. Er erinnert mich an das Fantasiewort des Ex-US-Präsidenten Donald Trump, der warum auch immer, das Wort „Covfefe“ twitterte. Trotz Internet-Recherche, weiß ich immer noch nicht, was das Wort „Bagufoshe“ bedeutet.
Das Album kommt – als Eigen-Produktion – recht unspektakulär daher. Was auffällt, ist das Cover, in einem sehr sonnigen Gelbton und einer snippenden Faust, die für mich für den Rhythmus des gesamten Werkes in einer kleinen Geste perfekt einfängt.
Hinter Phanton, steckt Michael Springer, der auch Besitzer des Phantonstudio in Köln ist. Musikalisch hat sich Michael bei Egoshooter, Goarilla und Grad1 bisher hervorgetan. Nun hat er als Phanton mit „Bagufoshe“ ein durchaus beachtenswertes Album am Start wie ich finde. Ich habe wirklich Schwierigkeiten hier Parallelen zu bekannten Dingen zu ziehen. Als erstes dachte ich an Morcheeba, Faithless, Massive Attack, Tricks, Portishead, aber auch Thievery Corporation und alles durch einen Café del Mar-Sound-Filter. Aber bei mehrmaligen Hören, stellte sich doch eine wirklich eigenständige Soundästethik heraus.
Michael Springer aka Phanton tritt für „natural electronic music“ ein und das hört man vom ersten Ton an, als die Nadel aufsetzt. Hier wurde überall auf Qualität gesetzt. Wo es alleine nicht ausreicht, holt sich Phanton aka Michael Springer entsprechende Gäste dazu. Auf der Gästeliste stehen vocals von Amersoula Tosca, Saijohns Mwimi Ghetoking oder Diane Springer. Musiker für Violine: Susannah Welsh, Cello: Gabriele Tews, Trompete: Matthias Mainz sowie Gitarre: Yann Durand.
Aus diesem Gemisch der Zutaten kreiert Chef de Cuisine Phanton aka Michael Springer sein Gänge Menü. Freut euch auf musikalische Perlen wie „Bagufoshe“ – den Opener und Titelsong, der mit einem extrem tanzbaren Rhythmus von der ersten Sekunde an begeistert. Das wie ein Mantra gesprochene „Bagufoshe“ ist klar der Mittelpunkt des Songs. Wunderbar luftige Vocals fordern auf, seinen Tagträumen zu folgen, als Gegenpart kommt eine Bariton-Stimme „Follow Intuition, three, two, one – Ignition“, die sich mit den weiblichen Vocals abwechselt.
Es folgt „Populationsgenerator“, der durch sein Violinen-Motiv zu einem echten Ohrwurm wird. Als letzter Song der Seite A kommt „Infinite“ als absoluter Downbeat daher. Streichinstrumente, Vocals – alles wie in Slow Motion. Und doch fehlt es dem Song nicht an einem wunderschönen Reggae-Rhtythmus.
Seite B startet mit „Aktivschaum“ und ist der für mich interessanteste Song, da hier für meinem Empfinden die meisten Genre und Stile gemixt werden. Soll heißen, hört man mal richtig hin, ist in dem eher ruhigen Song eine Menge los.
Es folgt ein kurzer Remix des Songs „Populationsgenerator“ und mit „Day Dream“ ein absolut würdiges Ende des Albums. Hier gibt es einen flotten Percussionstart, der dann ein wenig verhallt überfließt in eine Basslinie, die sich langsam und leise anschleicht. Später kommen dann Vocals und das wunderschöne Gitarrenspiel dazu. „If you follow your Daydreams – your Daydreams will become true“ sagt uns der Bariton noch und das nehmen wir mal so als Quintessenz mit.
Wie man an den Genres erkennen kann, findet man auf „Bagufoshe“ einen Mix an Spielarten. Aber wie bei einem guten Ochsenmaulsalat (süddt. Spezialität), machen die Zutaten hier die Qualität aus. Das ganze Werk ist nur so gut wie seine Zutaten. Und da hat Phanton nicht gespart. Sechs wunderschöne Tracks finden sich auf der Platte und ihr dürft euch an etwa vierzig Minuten tanzbarer grooviger, Rhythmus lastiger, Musik erfreuen. Zusammengehalten von einem Mastermind, dem es nicht um den schnellen Erfolg geht, sondern seiner Hörerschaft ein Erlebnis zu vermitteln.
Alles klingt so wie es klingen muß und findet seinen Platz im Werk „Bagufoshe“. Hier ist nichts dem Zufall überlassen – im Gegenteil, es steckt viel Liebe zum Detail dazu. Ich hatte die Gastmusiker schon erwähnt; sie sind die Perlen, die Sterne am Himmel, die jedem Song noch eine – und sei sie noch so winzig – Nuance verleihen, die den Song zu einem echten Hinhörer machen. Über allem sorgt das overarching principle der natural electronic music für ein sehr erfrischendes Album, was extrem durch seine Vielfältigkeit gefällt. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, Fan, Einsteiger oder einfach nur Neugieriger – Kauft euer Album hier.
Danke
Bagufoshe ist ein Ausdruck von absoluter Freude
in Kiniarwuanda der Sprache Rwuandas