Wir befinden uns im Jahr 2021 n. Chr. Ganz Deutschland streamt aus dem Internet endlos Musik in fragwürdiger Qualität und ist von den Streamingdienst-Anbietern besetzt. Ganz Deutschland? Nein! Es gibt von unbeugsamen analogen Vinyl-Liebhabern bevölkerte Landstriche, die nicht aufhören, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht für die digitalen Legionäre, die immer versuchen unsere analoge Bruderschaft zu unterwandern.
Da man heute Musik streamt und auf dem Tablet oder Smartphone konsumiert, kehren manche Musiker wieder zur Single zurück, um das „bewusste Hören“ von Musik erneut zum Leben zu erwecken. Mein heutiges Review beschäftigt sich auch mit einer 7 inch. Es handelt sich um Marco Pleil – PLEIL und die Stücke: „Liebe Grüße“ und „Jazz ist keine Option“. PLEIL hat noch keinen Eintrag bei Vinyl-Keks, obwohl er bereits ein Debütalbum „Die Spur des Kalenders“ veröffentlicht hat (vielleicht folgt ja noch ein Review – ich wäre sofort bereit dazu – warum? – lest selber).
Marco Pleil – PLEIL – stammt aus Offenbach und spielte zuvor in der Band Cloudberry, hat dort im Zuge von Liveauftritten im Vorprogramm diverser Größen wie Editors; The Breeders; Phillip Boa and the Voodooclub und vielen anderen spielen dürfen. Nachdem Split-Up der Band kam der Entschluss alleine auf der Bühne stehen zu wollen. Nach einer Digital-EP aus dem Jahre 2011 stellte Marco dann 2018 den Kontakt zu Christian Bethge (u.a. Messer) her. 2019 ging es dann ins RAM-Studio in Mannheim und man nahm das Debüt „Die Spur des Kalenders“ auf. Leider lag der Veröffentlichungstermin dann bereits in der Pandemie.
Hilfe kam von der Hessischen Kulturstiftung, die es ermöglichte PLEIL in Form eines Stipendiums ein weiteres Release zu veröffentlichen. PLEIL entschied sich für eine Single, die im September 2020 erneut im RAMA Studio aufgenommen wurde.
A-Seite:
Hier erwarten den geneigten Zuhörer knappe zweieinhalb intensive Minuten mit PLEIL. Entspannt begleitet sich der Musiker mit einer verhallten Akustikgitarre. Ganz leicht gibt es im Hintergrund Synthie-Support. Das Stück ist sehr minimalistisch oder schlicht gehalten. Und genau das macht den Song aus. Die schöne Melodie bleibt im Ohr. Ich bin nicht ganz sicher, was PLEIL mir da textlich übermitteln will, aber am Ende sind es die „Lieben Grüße“ aus der anhaltenden Pandemie, die hier die Kern-Botschaft bilden. Sehr schön verpackt. Schon mal ein echter Pluspunkt.
So drehen wir das schwarze Vinyl einmal um 180 Grad und schauen, was uns auf der anderen Seite erwartet…
B-Seite:
„Jazz ist keine Option“ beginnt mit einem kurzen Drum-Computer-Intro und dann kommt sie wieder, die prägnante, verhallte Akustik-Gitarre, allerdings einen Gang höher als auf der A-Seite. Unterstützt wird der Song mit dem programmierten Computer-Beat. PLEIL benutzt Jazz als Synonym für das normale Leben, vielleicht sogar das Spießertum. So ist der Song sehr geschickt in zwei Teile geteilt. Im ersten Teil, fragt PLEIL, ob man teure Häuser bauen, gesunde Söhne zeugen und einen Baum pflanzen muss. Die Antwort gibt er dann im Refrain; für ihn ist diese Art des Lebens keine Option. Wie sein Leben oder die Vorstellung davon aussieht, beschreibt er in sehr schönen Bildern wie Privattermine, Reisepläne und die Hand aufs Herz als Symbol der tiefen Überzeugung dieser Lebensart. Auch wenn das letzte Argument für seine These fehlt, bleibt es ein wunderschöner Song, der genau wie die A-Seite im Gedächtnis bleibt. Also wieder volle Punktzahl!
Ich persönlich mag diese Variante dieses Post-Punk Vortrags sehr. Erinnert mich ein wenig an den jungen Billy Bragg und seine Attitüde: A Man, his Guitar and his Song. Ich lege der Leserschaft diese 7inch-Single wirklich an Herz. Die Single könnt ihr hier kaufen.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |
Good to see the 7 Inch single being back on the track. I miss the big hole in the middle of the record. Anyway, great review and a nice song.