Nachdem die Platte „Krisenzeiten“ von Resistenz ’32 in der Post war, wartete ich auf den nächsten ruhigen Moment um rein zu hören. Da Bandname, Albumtitel und Cover mich flehentlich darum baten die Lautstärke möglichst aufzudrehen, tat ich das natürlich auch. Kurz drauf kam meine Tochter ins Zimmer gepogt und schrie mich an „Geil!!! Aber ich hab Homeschooling, geht das auch leiser?“ „Boah, scheiß Spießer! Ja, okay.“ Die Zeit der aufgezwungenen Ruhe und vorbildlichen Rücksichtnahme nutzte ich, um mich ein wenig mit den Fakten zu beschäftigen. Und hier sind sie:
Resistenz ’32 ist eine laute bis rotzige Deutschpunk-Band aus dem Leipziger Ortsteil Connewitz. Warum ich hier den Ortsteil benenne, weil die Band dies auf ihrer Facebook Seite tut und weil ich dies wichtig finde. So wie Feine Sahne Fischfilet in ihrem Schaffen und Wirken tief mit Vorpommern verbunden sind, so scheint es mir auch bei Resistenz ’32 und Connewitz der Fall. Den Stadtteil verbindet man sogar im tiefsten Kölner Westen mit der linken Hausbesetzerszene, als auch mit dem Angriff von Nazis im Jahr 2016. Wer sich nicht erinnert, oder mehr Infos möchte, ein Blick in dieses Internet… . Ihr seid ja eh gerade drin. Mit der Zahl „ ’32“ im Bandnamen beziehen sie sich auf die Gründung der Antifaschistischen Aktion im Jahre 1932. Somit ist klar wo die Band steht und womit sie sich in ihren Songs auseinander setzt.
Bis die Band in ihrer heutigen Besetzung zusammen gefunden hat, dauerte es rund zweieinhalb Jahre, mit Start im Sommer 2018. Bis zum Album Release gab es nur einen Auftritt, aber Erfahrung hatten sie schon. Resistenz ’32 ist nämlich eine Schöpfung aus Die Uiuiuis, One Step Ahead und Selbstjustiz. Vertrauen in die Band hatten die Labels Fire and Flames Music und Riot Bike Records, bei denen die Platte „Krisenzeiten“ erschienen ist.
So, nun aber endlich zur Platte. Musikalisch ist es, wie zu erwarten war, Punk in Reinform. Laut, krachig, wütend dröhnen Bass, Gitarre und Schlagzeug. Dazu herausgeschriener Zorn über das System, welches in Krisenzeiten einmal mehr die eigenen Unzulänglichkeiten bloßlegt und bröckelt. So schreit Vanessa an, gegen alles was von rechts drückt, ob offensichtliche*r Geschichtsrevisionist*in, oder Bürgerliche*r, der*die schweigt, wo Demokratie verteidigt werden muss. Ob profitgeiles, menschenverachtendes Wirtschaften, das System, welches dies noch befeuert, wo Brände zu löschen sind, oder wir selbst, mit unseren zweifelhaften schein-klugen Prioritäten. Wut raus und (Mittel-) Finger in die Wunde. Der Rundumschlag ist am besten gelungen in „Stadt für Alle“.
Die B-Seite beginnt mit dem Song „Beschissene Frage“. Im Refrain wird Wut heraus gebrüllt, wie schon auf der A-Seite, in der Strophe wird es aber ruhiger. Okay, ruhiger ist vielleicht zu viel gesagt. Aber es wird weniger gebrüllt, mehr gesungen. Ich finde, das steht dem Lied ausgezeichnet und tut dem Textverständnis gut. Aber vielleicht ist das auch nur die Meinung eines „alten, peinlichen Menschen, der keine Ahnung hat.“ (Zitat meiner, schon wieder pogenden „Mitbewohnerin“, die mit dem Zeitpunkt der Berührung von Nadel und Vinyl von der Platte begeistert war und ist.)
Die Platte „Krisenzeiten“ von Resistenz ’32 veröffentlicht via Fire and Flames Music und Riot Bike Records gibts als Vinyl, mit Download Code und ist als limitiertes Tape (100 Stück gibts davon) via Black Cat Tapes erschienen.