Zugegeben, ich habe den ersten Streich von Schalko aus Freiburg verpasst. Obwohl alle immer so, hör dir unbedingt “Cool” an (Schalkos Debüt von 2020), habe ich dies nie getan. Es sollte halt nicht sein und dann kamen auch noch andere Platten dazwischen. Nun aber liegt der zweite Streich vor. “Bitte 3x Pommes” nennt sich dieser. Und da er nicht nur vor-, sondern auch bei mir liegt, wird es nun ernsthaft Zeit, sich mit der Schalko-Mania zu befassen. Dann mal rein ins Vergnügen. Ich bin gespannt.
“Bitte 3x Pommes” legt gleich mal ganz nach meinem Geschmack los. Mit Ketchup, quasi. Eine Krachorgie nach dem Motto “McLusky auf deutsch”. Ja, mir wird schnell klar, weshalb ich schon früher hätte am Start sein sollen. Atonal und angepisst kommt der Opener daher. Danach wird es etwas besinnlicher. Ruhiger. Postpunkiger. “Leichen im Keller” verlangt das aber thematisch auch, handelt der Song doch metaphorisch von einem der großen Themen der Postmoderne, der großen Frage, wo komme ich her, wo gehöre ich hin und, wird es anderswo besser für mich sein, mitsamt meinen “Leichen im Keller”? Den Tenor führt das Trio Fabian, Lukas und Markus von nun an fort. “Risse”, “Langeweile”, “Flammenwerfer”. Die Songtitel zeugen schon anhand der simplen, jedoch wortgewaltigen Titel von Schalkos Frage nach dem tieferen Sinn. Uns geht es nicht schlecht, uns geht es aber auch nicht wirklich gut. In diesem Vakuum fristen wir unser Dasein. Schalko finden die richtigen Töne dafür – und reihen sich damit ein in die 1. Liga der derzeitigen Bands im deutschsprachigen Punkrock. Love A, Pascow, Das Blanke Extrem (ihre Stadt- und Labelmates auf Flight13 Records), Turbostaat und noch so einige mehr spielen da mit.
Ihr wisst was ich meine. Es sind diese Bands, die nicht nur auf ihre Musik, sondern auch auf ihre Sprache und Texte Wert legen. Schalko gelingt es dabei besser als so manchen Kolleg*Innen, sprachlich intelligent zu wirken, uns als Hörer*Innen jedoch trotzdem nicht zu überfordern. Spätestens nach dieser gewonnenen Erkenntnis ist mir klar, weshalb die Leute bereits an “Cool” Gefallen gefunden haben könnten. “Bitte 3x Pommes” gefällt jedenfalls. Auch auf Seite B.
Was mir persönlich jedoch nicht so gefällt, ist das Artwork, sowohl außen, als auch auf dem Inlay. Das wirkt doch arg rudimentär und in der Farbwahl zu sehr 90er – und somit irreführend. Da ist aus meiner Sicht noch Luft nach oben, wobei schon die Optik von “Cool” nicht so der Burner war. Zumindest das habe ich einst wahrgenommen. Die Systemiker dagegen sagen, dass es bereits ab zwei mal ein Muster sein kann. Und somit verfolgen Schalko womöglich einen höheren Plan?
Sehr gut gefällt mir dagegen das Soundkostüm von “Bitte 3x Pommes”. Von Markus Heinzel im derzeitigen Epizentrum der Freiburger Szene, dem Liquidstudio, welches sich wiederum im Slow Club befindet, aufgenommen, hat die Platte genug Druck – und klingt doch minimal genug, um dem Duktus des Postpunk zu entsprechen. Oben noch in Klammern, jetzt dann ohne: Flight13 Records, gerade mal einen Fluß und eine Parallelstraße weiter, veröffentlichte “Bitte 3x Pommes” kürzlich auf lila und schwarzem Vinyl und erweitert seinen Allround-Soundkatalog damit um eine richtig gute Punkplatte. Hörempfehlung, Kaufempfehlung, z.B. bei JPC, Schluß!