Jeder hat doch in seinem Leben diese LPs, die er seit Ewigkeiten immer wieder hört, die nie irgendwie in Zweifel geraten sind und über alle Anderen gestellt sind. Zu vielen solcher Platten gibt es Geschichten, die man damit verbindet. Sei es die erste eines Genres, die man selbst erworben hat, sei es ein spezielles Konzert in Zusammenhang mit der LP oder auch nur ein spezielles Lied, welches die Scheibe zu einer Herzensangelegenheit macht.
In dieser Reihe wollen wir euch solche Geschichten erzählen. Vielleicht habt auch ihr die ein oder andere Geschichte zu einer dieser Platten, die ihr euch dazu in Erinnerung rufen könnt. Vielleicht lernt ihr aber auch gute Alben oder Singles kennen, die bisher an euch vorbei gegangen sind. Es geht hier nicht darum, dass „Master of Puppets“, „Killer Queen“ oder „Never mind the bollocks“ Evergreens ihrer jeweiligen Abteilung sind. Hier geht es nur um die persönliche Historie und deren musikalischer Begleitung.
Folge Sieben: John Donsons Platten
So, so, die Alben für die persönliche Ewigkeit also.
Junge, Junge habe ich mir schwer getan mich da irgendwie zu begrenzen. Immerhin wurde ich ja schon von vom El Cheffe auf „Platten vor dem Millennium“ begrenzt – hilft etwas aber nicht wirklich viel.
Ich habe in meinem bisherigen Leben so ziemlich jede Subkultur mal mitgenommen (außer die richtig beschissen glaub ich) und damit auch alle möglichen musikalischen Einflüsse eingesammelt. Vom Metal über Gothic zu Rockabilly und Psychobilly und dann zum Punk und auch alles dazwischen wurde mal an getestet und ausprobiert. Und dummerweise habe ich auch überall Sachen gefunden die mir gefallen haben und auch bis heute gefallen. Daher kann und möchte ich mich auch nicht auf irgendwelche Genres festlegen, das würde dem ganzen nicht gerecht werden. Weil das aber ziemlich viel Zeug ist, habe ich mir überlegt, ich erzähle euch eher ein wenig persönliches und mache eine Art „Warum diese und jene Platte, was verbinde ich damit“ und keine „Review-Marathon“ Sache hieraus. Und das wiederum versuche ich auf 1 bis 3 Sätze pro Platte zu begrenzen (wird nicht hin hausen, weiß ich jetzt schon), sonst ufert das ja komplett aus. Wichtig: Dabei hat diese Liste keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder irgendeine Rangfolge.
Also, los geht’s mit den Anfängen:
Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon (1973):
Habe ich recht früh durch meinen Dad kennengelernt, der hat zum Glück keine Schlager gehört, sondern eben z.B. Pink Floyd. Und genau dieses Album habe ich als ca. 12-Jähriger im Wohnzimmer neben dem CD-Player gefunden und direkt mal laufen lassen. Siehe da, hat mir gefallen und tut es bis heute. Warum mir sowas episches schon als 12-jährigem Bub gefallen hat, stellt mich dann aber schon auch vor einige Fragen.
Led Zeppelin – 1st + 2nd (1970):
Schließt direkt an Pink Floyd an und habe ich auch meinem Dad gestohlen und in meiner geilen Kompaktanlage im Kinderzimmer rauf und runter gehört, neben Winnetou. Ob ich damals schon verstanden hab, wie gut die eigentlich sind oder ob ich´s nur cool fand weil mein Vater es gehört hat und die komischen anderen Kinder aus der Schule eben nicht? Keine Ahnung. Ich finde es jedenfalls immer noch großartig oder sogar noch großartiger als früher.
KISS – Destroyer (1977):
War die erste CD die ich mir so wirklich selber gekauft habe. Also wofür ich selber in den Bus gestiegen und in die große, gefährliche Innenstadt Heilbronns, zu Müller (Damals die am besten sortierteste Musikabteilung in ganz Heilbronn!) gefahren bin und sie da von meinem eigenen, vom Mund weg gesparten Taschengeld gekauft habe. Heute hab ich´s auf Platte aber die CD gibt’s sogar auch noch irgendwo. Fun Fact: Bei meiner Konfirmation mit 14 hatte ich zu meinen schwarzen Springern, in meine Blonden kurzen Haare am Hinterkopf in Schwarz “KISS” eingefärbt gehabt. Saucoole Aktion fand ich damals – Pfarrer fand’s irgendwie sogar OK.
AC/DC – High Voltage (1976):
War dann irgendwie die logische Konsequenz, weniger Schminke mehr „BALLS“! Warum gerade das Album? Keine Ahnung mehr, war wohl im Angebot bei oben erwähntem Müller und wurde dann mal auf gut Glück gekauft. Besteht aber ja zum Glück nur aus Hits und läuft deshalb auch heute noch gerne auf Vinyl bei mir im Wohnzimmer.
Motörhead – Ace Of Spades (1981):
Ist wiederum die logische Steigerung von AC/DC. Irgendwann kommt der Punkt, da braucht man es noch lauter und noch härter und noch dreckiger. Bei mir dürfte das so mit 15/16 gewesen sein als Motörhead die Party bei meinem Kumpel und dann auch mich so richtig angefeuert hat. Ich meine, hallo, „Ace of Spades“ halt und so?!
Helloweeen – Keeper Of The Seven Keys (1987):
Mit 16 durfte ich dann endlich auch mal in die Rofa (also bis 0Uhr, wenn man seinen Perso zurück wollte…) nach Ludwigsburg und war mittlerweile auch voll in der örtlichen Metal-Community eingebunden. Also ab zu Helloween, die Schulterlangen Haare schütteln und ordentlich abhotten. Und Keeper oft he Seven Keys – was für ein dickes Power-Metal Brett. Ging damals, geht heute, geht immer.
Iron Maiden – Powerslave (1984):
Muss ich glaube ich nicht viel zu sagen. Gehörte damals dazu, tut es heute noch. Wenn ihr das anders seht, würde ich empfehlen: Lauft zu den Bergen, lauft um euer Leben und kommt nicht zurück ins Dorf, denn es ist 2 Minuten vor Mitternacht und der Kraft-Sklave kommt euch holen.
Beastie Boys – Licensed To III (1986) und Portishead – Dummy (1994):
Nehme ich mal zusammen wegen folgender Erinnerung: Mit ca. 16 oder eventuell 17 waren meine Freundin und ich wiederum bei einer Freundin und deren Bruder auf eine Geburtstagsparty eigeladen. Da wiederum haben wir einen etwas Zwielichtigen (Drogendealer? Zuhälter? Is mir bis heute ein Rätsel), älteren „Freund der Familie“ kennen gelernt, mit dem wir 4 dann bis morgens um 5 in seinem coolen E30 Cabrio mit dicker Anlage Beastie Boys und Portishead hörend durch eine laue Sommernacht in der Heilbronner City gecruist sind. Beide Bands fantastisch, beide Alben großartig.
Queen – A Night At The Opera (1975):
Meine Stiefmutter ist der wohl größte Queen-Fan den ich kenne und daher bin ich um die Jungs natürlich auch nicht herumgekommen. Und ich habe inzwischen die Meinung manifestiert, Queen (Also in original Besetzung, versteht sich) ist die Beste, abwechslungsreichste und größte Rockband der Welt für alle Zeiten und wer was Anderes behauptet lügt auch sonst. Und über „A Night At The Opera“ brauche ich nicht viel zu sagen. Wer keine Ahnung hat: Guck dir halt in Gottes Namen „Bohemian Rhapsody“ (Den Film) an.
Link Wray – Missing Links Volume 4 – Sreets Of Chicago (1997):
Aus Gründen die ich heute nicht mehr wirklich nachvollzeihen kann war ich dann irgendwann plötzlich in der Rockabilly-Phase, eine Phase auf die ich nicht sehr stolz bin. Gleichzeitig war das auch der Zeitraum in dem ich meinen ersten Plattenspieler besessen habe – worauf ich wiederum schon stolz bin. Jedenfalls hat mir mein Dad zum Geburtstag 2 Link Wray Platten geschenkt, weil der Dude im Plattenladen gesagt „ja, ja das gefällt ihm bestimmt“ als mein Vater ihn gefragt hat, was er mir den kaufen soll. Guter Surf-Gittarrero aber die Platte hat für mich mehr emotionalen Wert als musikalischen. Darf trotzdem ab und an ihre Runden drehen.
Stray Cats – Gonna Ball (1981):
Die AC/DC der Rockabilly Szene, die Helene Fischer unter den Schmodderhaarträgern, der Hornbach unter den Baumärkten. Kommt man nicht drum rum, wenn man in der Szene unterwegs ist – wobei die Stray Cats im Gegenteil zum größten Teil der Rockabilly Szene sehr offene und coole Menschen sind. Deshalb – und weil das Album auch immer wieder laufen darf, dürfen die Katers auch hier herum streunen.
Batmobile – Amazons From Outer Space (1989):
Was kommt nach dem Rockabilly? Richtig, der Psychobilly. Auch hier war ich mit von der Partie. Finde ich auch weniger beschämend als die Sache davor. Batmobile habe ich, ohne Sie zu kennen, auf einem Festival gesehen und war schwer begeistert. A) Augenscheinlich sehr nette und lustige Menschen und B) Was die für eine Spielfreude rübergebracht haben, war echt klasse. Für mich persönlich die beste Psychobilly Band und auch die Einzige von der ich sogar drei Alben besitze (und auch bis auf 2 weitere die einzige Psychobilly Band in meiner Sammlung). Außerdem fand ich damals geil wie der silberne Schneidezahn des Drummers im Scheinwerferlicht gefunkelt hat beim Spielen. Was eine coole Socke, ey.
Buzzcocks – Singles Going Steady (1979):
Und da Psychobilly und Punk nicht sooooo weit voneinander entfernt sind, war auch hier der Weg ein kurzer. Mit „Ever fallen in love“ von Buzzcocks startet meine Punkrock-Karriere. Gehört habe ich den Song in ner Folge Scrubs. Ja, ein zarter Anfang, aber ein Anfang und Buzzcocks haben da ordentlich was beigetragen. Danke dafür.
Ton Steine Scherben – Warum Geht Es Mir So Dreckig (1971) :
Erinnert mich an meine damals Freundin, jetzt Frau. Ich habe sie auf der Hausparty der Schwester meines besten Freundes kennengelernt und besagte Schwester meines besten Freundes schwärmte für die Scherben und hat meine mir damals noch nicht bekannte Frau damit angesteckt. Und weil ich das wusste und nicht dumm bin und mir dachte, wenn ich mir das jetzt alles anhöre kann ich sie krass beeindrucken, habe ich genau das getan. Nur, das es nicht beim Hören zum beeindrucken blieb, sondern ich tatsächlich herausgefunden habe, das die gutes Zeug machen.
The Boys – Alternative Chartbusters (1999) und The Saints – (I´m) Stranded (1977) :
Kamen dann in der Buzzcocks-Phase auch noch mit dazu und blieben auch genauso. Klassiker halt und beides Alben die ich nicht nur besitze damit ich sie habe, sondern damit ich sie höre. Und zwar regelmäßig. Und dann stelle ich mit manchmal vor, ich wäre in einer anderen Zeit geboren und wie cool das damals noch gewesen sein muss, wenn man echt von irgendwas der Vorreiter war und nicht wie heute eigentlich oft nur in alte Kerben schlägt.
The Ruts – The Crack (1979) und Dead Kennedys – Fresh Fruit For Rotten Vegetables (1980):
Nehme ich aus Zeit-und Platzgründen und wegen nicht gänzlicher Unähnlichkeit zusammen. Für mich damals die Steigerung der vorher genannten Bands. Und auch der Zeitpunkt zu dem ich in etwa begriffen habe, das textlich in der Musik auch tatsächlich um wichtige Inhalte sehen kann und um Dinge die mal gesagt gehören und das laut, damit sie auch gehört werden. Also sozusagen die Aufwachphase meines politischen (vor allem aktiv gelebten) Bewusstseins. Wichtige Phase, die bis heute anhält und auch Bands bzw. Platten, die mich bis heute regelmäßig begleiten.
Gang Of Four – Entertainment! (1979):
Weil ich ja auch mal Gothic war und die ja gerne auch mal so Wave Sachen hören, habe ich mich beim ersten Hören von Gang Of Four sofort verliebt. Das Beste aus mehreren Welten: Etwas Wave, etwas Punk, etwas Post-Punk und das alles im Jahre 1979?! Die müssen doch aus der Zukunft gekommen sein! Sau starke Band und eines meiner absoluten Lieblingsalben!
Roky Erickson And The Aliens – I Think Of Demons (1987) und Lou Reed – Tranformer (1972):
Habe ich beide erst recht spät für mich entdeckt, haben aber beide einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Roky Erickson habe ich erst wirklich kennengelernt, als wir mit unserer Band einen Song gecovert haben – „I think of demons“ und ich mich dann mal durch seine Geschichte gelesen und gehört habe. Spannende Person und spannende Musik. Ähnlich ging es mir mit Lou Reed, hatte ich so eigentlich nie auf dem Schirm, aber Hey! Besser spät als nie. Und beide wurde für mich persönlich sofort zu Klassikern.
The Offspring – Americana (1998), The Lillingtons – Death By Television (1999) und Rancid – …And Out Come The Wolfes (1995):
Kurz nach der Buzzcocks und Co. Phase durfte es dann auch wieder etwas lauter und wilder werden. Regelmäßige Konzertbesuche in Ludwigsburg, Neckarsulm oder irgendwelchen Jugendhäusern in der näheren Umgebung und deren Besucher, meine Kumpels machten es unmöglich an oben genannten Bands (kleine Auswahl) vorbei zu kommen. Zum Glück. Alles Bands und Platten die immer und immer wieder laufen und das nicht nur bei mir.
Tom Waits – Rain Dogs (1985), Nick Cave & The Bad Seeds – The Good Son (1990) und Nina Simone – Pastel Blues (1965):
Na Gott sei Dank hat auch meine Mutter zu meiner musikalischen Sozialisation beigetragen – gerade frisch 18, endlich den Lappen in der Hand und Mutters Peugeot 205 unterm Arsch! Problem: Das Ding hatte nur ein Casettendeck und ich aber keine Casetten. Also kruschtel, kruschtel im Handschuhfach und siehe da, eine Casette von Muttern. Und was war drauf? Genau das was oben steht – in meiner Metal/Blackmetal-Phase jetzt nicht unbedingt was ich gesucht hatte aber da ich immer schon eine Vorliebe für schöne Dinge hatte, hab ich das einfach mal hingenommen. Und auch hier: Zum Glück. Was hätte ich in meinem musikalischen Leben verpasst, hätte ich diese Sachen nicht im Handschuhfach entdeckt! Schöne Erinnerungen und dazu schöne Musik, was gibt es schöneres.
Und das ist, wie ich finde ein ganz schöner Schlusssatz. Wer es bis hierher geschafft hat, dem zolle ich meinen größten Respekt und ziehe meinen imaginären Hut! Danke fürs lesen und ich hoffe ihr habt auch alle eure Geschichten und Erinnerungen in euren Köpfen mit der passenden Musik unterlegt!
In diesem Sinne, mal sehen was noch kommt.