Die Band hatte ich schon ne Weile “im Auge”, ich denke, ich habe aber bisher noch nie reingehört – wie ich feststelle, leider.
Die Band Schwach ist recht umtriebig. Hier also ihr neues Album “kälter”. Ich bin vorbereitet auf Hardcore, aber nicht auf das!
Wenn man sich mal durch das Geballer am Anfang durchgekämpft hat, wird man krass überrascht!
Anders formuliert: die Schnelligkeit und Forderung, die diese Musik an den Zuhörer stellt, ist aber genau die richtige Ausdrucksweise für den Inhalt, den die Lyrics transportieren.
So bleiben auch die ersten Songs hängen, mit dem treibenden Schlagzeug, Gangshouts, schnellen Gitarren und eben die erwähnten Lyrics des Öfteren auch mal gegen den Strich intoniert werden. Das hat ne gute Energie, ein gutes Tempo, nichts wird verschleppt, ausgeschmückt, keine Solis, knallhart.
Das hört sich jetzt alles ein wenig sophisticated an, doch Schwach machen halt keine Sekunde den Eindruck, als würden sie hier ein Demo abliefern (wollen), geschweige denn einfach drauflosbolzen. Beinahe 10 Jahre gibt es Schwach jetzt schon, und sie machen Youth Crew Hardcore.
Ich link euch da mal zu Bandcamp, da hat einer der Autoren etwas zusammengestellt.
Es macht plötzlich schnipp, einer der längsten Songs kommt “Gedankenpalast” und markiert den Break in dieser, ich nehme es vorweg, super Hardcore-Scheibe! Der Song wird plötzlich langsamer, hört auf, es kommt ein – Obacht! – Drumsolo, anschließend ein melancholischer, ruhiger Part, Post-Hardcore. Als Topping: ein Saxophon.
Es ist nicht so, als hätte es nicht alles schon mal gegeben, keine Ahnung, aber hier, jetzt gerade, wo das durchläuft, Bäm! sie haben mich.
Nochmal schnell zurückgeblättert, der Song davor, nagelt das Thema Alter fest an die Mauern der Community. Sagt “sehet her! wir sind jung und machen das so, wie wir wollen. geht mit euer vorstellung, erwartungshaltung oder / und erinnerung dahin, wo the pepper grows!” (kleine Anspielung)
die Kopie, der Kopie auf der Ü30-Party
alles schon gehört und alles schon gesehen
alles bleibt wie es ist
alles bleibt bestehen
more than music
kann ich nicht sehen
alles bleibt gleich
so homogen
(Stillstand)
Ich weiß, ich springe, es passiert aber wirklich so viel Überraschendes; kein Vergleich zu eine Band wie Turnstile, die sich ins Gehör schmiegen wollen; es ist echt famos, was Schwach hier abliefern.
“Loser Kids” beginnt dann mit einem harmonischerem Saxophonpart, dafür zerlegen sie gegen Ende die Songstruktur. Das hört sich alles echt rund an.
Insgesamt ist der Sound, in meinen Ohren, schon an die 90er Jahre angelegt. Der Bass dengelt ordentlich! Fräsige, fast thrashige Gitarren. Dazwischen saucoole Ideen und spitzen Umsetzung.
Die beiden folgenden Videos sind auch auf dem Album hintereinander, zählen aber zum zweiten Teil des Releases.
Irgendwo hatte ich neulich gehört, dass der Durchschnitt den ersten Songs als Opener nimmt, das ist dann der Grund, weswegen man weiterhört. Die Songs drei und sieben sind dann noch weitere Singleauskopplungen – so ähnlich soll das funktionieren. Eventuell checkt ihr das mal bei euren Lieblingsalben aus!
Schwach schaffen es, ohne beim ersten Titel gleich zu zünden, bei mir das Gehör in Flammen zu setzen.
Sie punkten, wie erwähnt, ja auch total mit ihren Lyrics. Das sind schon sehr klare Statements (wie in “einzelfall”) die Schwach da setzen.
Schwach singen auf diesem Album komplett auf Deutsch. Nur “tristesse” sticht da raus mit drei-sprachigem Gesang. Die Lyrics hier teilen sie sich mit Jésus (Acuerdo), Erik Anarchy and Esben (Modern Love). Spanisch und Norwegisch.
Saxophon spielte Horia Dumitrache ein. Zwischen Oslo, Hamburg. Berlin und Madrid gingen die Songs also Anfang 2022 rum, bis alles im Kasten war.
Schwach schließen dieses Kapitel “kälter” aber mit einer Liebeserklärung an den Punkrock. “drei akkorde” heißt das Stück.
Es ist toll, seid neugierig und zieht euch das rein!
Erschienen bei Upstartz Records (danke, dass ihr mir dieses gute Stück doch noch geschickt habt!) und Refuse Records und dort auch zu bekommen.