Was für ein verrücktes Vinyl habe ich da bekommen? Quietschgelber Hintergrund! Ein rotgekleideter Schimpanse inmitten eines Dance-Moves abgelichtet! Mit dem rechten Fuß zertritt er eine Fantasie-Drohne, von denen ein Schwarm auf den Affen zufliegt…
Alter! Was ein Stuss, ist das ein Soundtrack zu einer geheimen Folge der “Planet der Affen” – Serie? Da das Innensleeve auch keine weiteren Hinweise liefert, außer einer angedeuteten Geschichte über die Herrschaft von Drohnen, gegen die sich nur einige, wenige Schimpansen auflehnen…What?
Da bleibt mir nichts Anderes übrig, als die Scheibe aufzulegen.. “Melodie One” ertönt (in Deutsch geschrieben!?) und erinnert sofort an irgendeinen Track von David Guetta oder ähnlichen DJ-Kumpanen. Klingt ja gar nicht so schlimm, wie erwartet. Dann kommt “Game of Drones” – das Titelstück mit Syd Alexander (who ever this is…?) als Hilfe bei den Vocals. Aber der Track packt mich: 1. Aktion ist, ich drehe Volume auf, 2. Aktion ist, es setzen unweigerlich tanzähnliche Bewegungen ein. Ich fühle mich in die 80er in beste Italo-Pop-Zeiten (jaja ich weiß SCIMIA ist Franzose und aus Paris) zurück versetzt!
Kaum habe ich das überlebt, hauen mir die Boxen “Take Off” entgegen und dieser Affentanz geht weiter. Jetzt erinnere ich mich an Crazy Frog, den einäugigen Affen, der auch vor Jahren sein Unwesen getrieben hat. Aber der Sound ist packend. Noch weiß ich nicht so genau, was mich catcht, aber auch hier geht die Primaten-Disco in die nächste Runde… es macht einfach Spaß. Zuckerwatte und eine Musikraupe (wer noch weiß was das für ein Teil ist – ist alt.) wären jetzt der Burner. Übrigens darf Marion Bourdier bei diesem Song helfen.
Der vierte Track “Monkeys Adventure” spielt wahrscheinlich auf die Story vom Sleeve an, kommt aber auch wie ein Electro-Taifun aus den Lautsprechern und hämmert seine “Atari-Melodie” direkt unter die Hirnrinde. Ist es möglich? Habe ich da gerade einen Moonwalk probiert? Hier flippt man völlig aus. Da muss man mit, ob du willst oder nicht… “The Loop” will es dann härter, die Beats kommen aggressiv, fast Industrial mäßig aus der Box, bevor ein Synthie die Situation rettet und ein wenig für harmonische Sequenzen sorgt, die allerdings wieder und wieder zerstört werden vom harten Beat und eingespielten Video-Game-Samples. Dann im letzten Songteil versucht ein hektischer Synthie nochmal die Situation zu retten, es endet irgendwie unentschieden. “Melodie Two” (wieder Deutsch geschrieben) ist ein wenig anders und klingt wie ein wenig nach Playstation-Endlos-Melodie, lässt aber zeit für ein Atemholen, den Gang zur Toilette oder ein kurzes wieder intakt bringen der Frisur.
Mal sehen wie es auf Seite B losgeht… “Redemption Song” kloppt dir wieder erbarmungslos die Beats um die Ohren. Hat fast was von Front 242 goes Italo-Pop. Hahaha, wer kann sich das eigentlich vorstellen. Die Machart bleibt, Beats dominieren, Synthies unterstützen rhythmisch die Melodie und erzeugen Tempi-Wechsel und Breaks. “Man gros Lesard” und heißt auf deutsch: Meine dicke Eidechse! Eine Sauerei oder ein Code für etwas? Man weiß es nicht, aber der Song zerbröselt gerade mein Hirn. Aber da es eine Frau singt, gehe ich davon aus, das es sich bei den Lyrics um etwas Jugendfreies handelt. Die Vocals in der Sprache der Franzosen (Marion Bourdier hilft hier) hat was, eine neue Farbe. Der Song selbst wird mittendrin von Drum-Attacken zerstört, aber auch wieder aufgenommen und mit Hilfe der Drums wird es wieder eine weitere tolle Tanznummer.
“Boom Tchack” machte kurz Hoffnung auf etwas Kraftwerk affines, aber es ist ein Song mit einer Orgel auf Extasy und einer geilen Funkgitarre, die zusammen einen unwiderstehlichen Groove erzeugen, der zwar ein paar Gänge zurückschaltet, aber umso mehr in die Beine geht – vielleicht eine Hommage an die Siebziger oder Nile Rodgers? Man weiß es nicht. Schon werden meine Gedanken von “Trance 90” zerstört, der mal wieder das Tempo anzieht. Wurde auch Zeit, ich hatte schon Entzug und so geht es so weiter wie gehabt… richtig geil Dancefloor mit allen Klischees und Effekten, die dazu gehören! Geilen Drums und einem Beat, der den Puls einfach nicht runter lässt. Man sollte so etwas nicht laut im Auto in der 80er-Zone hören, denn die Gefahr der deutlichen, unabsichtlichen Geschwindigkeitsübertretung besteht… die Synthies grooven, ein Gitarren-Riff versucht im Hintergrund ein wenig für Ordnung zu Sorgen, doch hier bist du machtlos. Die nächste Runde rückwärts – kommt Leute steigt ein!
“Melodie Three” (immer noch in deutscher Sprache) macht ein wenig das Tempo kaputt, was mich fast ein wenig ärgert. Aber die 120 Sekunden sind schnell vorbei und man muss ja auch nicht immer Vollgas geben, oder? Doch! Pedal to the Metal! Und ab geht es in die letzte Runde mit “Fight” mit mal wieder Syd Alexander. Der Song ist ein Brett und beginnt in 16:9 voller Breite. Langsam schiebt sich ein Beat und eine wieder ach so simple Atari-Melodie in dein Hirn bis… ja bis der Song irgendwie mutiert. Mit einsetzendem Gesang ändert der Song irgendwie ein wenig die Farbe. Bleibt aber bedrohlich langsam. Es bleibt gefährlich. Am Ende nimmt der Song seine Spannung aus diesen Synthie-Kollagen, die wirklich Spannung suggerieren. Aber es passiert dann Gott sei Dank doch nichts. Außer einem letzten Affenschrei!
Abschließend doch ein mitreißendes Album, was mir nur wegen seines kitschig seins ein wenig negativ aufstößt. Aber wie heißt es? Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Soll sich jeder selbst sein Urteil bilden.
So jetzt noch ein paar Informationen zum Künstler SCIMIA. Der französische Künstler SCIMIA versteht es mit seinen Instrumenten, den Schlaginstrumenten, sein Publikum in den Bann zu ziehen. “Mit sechs Jahren hält SCIMIA das erste mal die Drumsticks in den eigenen Händen und verliebt sich. Die Faszination gilt aber nicht nur diesem Instrument allein. Musik verwandelt ihn in ein wildes Tier, dass auf der Suche nach mehr ist. Musiktheorie und klassisches Klavier stillen diese Sehnsucht. (…) Aber das Tier will raus auf die Bühne, ist hungrig auf ein Publikum, dass sich mit ihm verbindet. Als „Monkey drummer“ tritt SCIMIA ins Scheinwerferlicht des Dschungels. Der Affe steht aber auch symbolisch für seine Verbundenheit mit der Erde. Als ein vom Aussterben bedrohter Primat fabriziert SCIMIA Beats die wachrütteln.” So steht es auf seiner Homepage.
Anspieltipp: in der Tat der Titeltrack “Game of Drones” bleibt mir am meisten in Erinnerung. Deswegen gibt es diesen Song auch als Anschauungsmaterial. Hier spielen die Drums definitiv die Hauptrolle und das ist genau das, was wirklich catcht. Der Rest ist gutes Beiwerk, aber im Kern geht es hier um die Beats der Drums, die SCIMIA spielt. Sein Debütalbum “Game of Drones” ist seit dem 9. September im Handel.
Fazit: Wer Bock auf wiederbelebten Sound der Achtziger, Disco, Italopop und Disco der 70-Jahre hat, nicht überlegen, sondern hier bestellen. Alle anderen, bestellt das Album, denn es macht gute Laune. Und wer braucht die nicht in diesen Zeiten.