Senor Karoshis „…oder deswegen“ wurde bei Vinyl-Keks bereits besprochen und auch Pal, seines Zeichens Mitglied der Band, durfte schon eine Vinylsünde zum Besten geben. So ganz Unbekannte sind Senor Karoshi also nicht. Eine weitere Schreibweise der Band ist auch Señor Karōshi.
Nun hat die Trierer Band ihr neuestes Werk „Egosystem“ mitunter in die Hände unseres Vorstands & Vinyl-Keks – und ProvinzPostille – Schreiberlings Felix gegeben, der gleichzeitig auch Labelbetreiber von Krachige Platten ist! Herausgekommen ist „Egosystem“ eben über jenes Label Krachige Platten.
Zu aller erst mal fällt mir dieses Cover auf. Meine Frau bemängelte, dass ich das doch der Kinder wegen (5 J & 1,5 J.) nicht so offen herumstehen lassen kann, weil da doch jemandem der Kopf platzt – offensichtlich. Was wir also sehen ist jemensch, der*die*das an der Krawatte zieht. Der Kopf ist schon nicht mehr zu sehen, dafür aber fliegende Augen. Was das nun für das Album bedeutet, finde ich ja vielleicht auf dem Album selbst heraus.
Senor Karoshi hatte ich anfänglich immer als hyperpunkig in Erinnerung. Ich weiß nicht, wieso. Liegt vielleicht daran, dass der damalige Schreiberling auch eher dem Punk zuzuordnen ist und sein grundsätzliches Interesse eh Punk-Bands gilt. Der erste Durchgang widerlegt meine These einer hyperpunkigen Band, aber das Album gefiel mir auf dem ersten Ohr dann doch so gut, dass ich es haben musste. Und selber haben heißt selber schreiben.
„Egosystem“ ist am 14.03.2025 erschienen und beinhaltet 10 Tracks, die musikalisch betrachtet, ein punkrockiges Potpourri beinhalten. Auch verschiedenste Referenzen kann ich nennen … allen voran die Punkband Montreal, oder die bereits nicht mehr existenten Farin Urlaub Racing Team (ohne den weiblichen Part in der Band). Fangen wir aber mal mit dem Eisbrecher an. Der Track „Eisbrecher“ ist der Opener für „Egosystem“ und soll das „Eis brechen“, nehme ich an. Es beginnt düster und „industrial“. Schon da zeigt sich mit Synthieeinsatz, dass der richtige Punk hier nicht zu verorten ist und das Album eher in die alternative Schiene rutschen wird. Es folgt „180 Gramm Vinyl“, bei dem der Fokus eher auf dem Text liegt. Ich wäre sicherlich froh, so viele Wörter in einen Song zu packen und dieses dann von Konzert zu Konzert fehlerfrei auf der Bühne vorzuführen. Weiter geht es mit „3X0815, 1X808“ bei dem sie sich irgendwie selbst auf die Schippe nehmen. Als hätten sie es geahnt, nehmen sie ihren Kritiker*innen den Wind aus den Segeln. „Eau d’homme“ ist dann der Inbegriff des Electro-Disco-Punk und einer der Songs, die mich gesanglich eher an Montreal erinnerten. Und „In meinem Text“ erinnerte sofort an Farin Urlaub. Hört mal rein – wie denkt ihr darüber?
Ich überspringe ein paar Songs und beende das Review mit den beiden besten Tracks des Albums. Verdienter Sieger ist „Maschine schießt“. Ein Song über die neueste Technik, die eines Tages den Menschen überholen wird (oder bereits überholt hat) und wir immer abhängiger, wie heute auch schon, von der Technik und der Maschinerie sind. „Hey Journalist“ ist der zweite Lieblingstrack, in dem es um den heutigen Journalismus und den entsprechenden Klick-Journalismus geht. Klicks um jeden Preis. Auch wenn die ein oder andere journalistische Recherche unwahr oder an den Haaren herbei gezogen ist. Die Journalist*innen versuchen sich gegenseitig zu übertreffen.
Spannende Band. Spannendes Album. Ich freue mich auf das, was sie künftig noch für Überraschungen parat haben werden. Und was nun die Cover-Figur, die ich zu Beginn erwähnte, mit dem Album zu tun hat, hat sich mir immer noch nicht so ganz erschlossen. Ich bleibe am Ball!
Wer das neue Album auf Öko-Vinyl (jedes Vinyl ein Unikat, da immer andere Farbgebung) erwerben möchte, hat direkt bei der Band über Bandcamp die Möglichkeit. Und auch den Felix & Krachige Platten könnt ihr direkt bei Bandcamp unterstützen.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken.