Heyeyey, da ist man mal eben zwei pupsikurze Wöchelein im Urlaub und schon türmt sich zuhause die Arbeit auf. Ein Stapel Platten steht da majestätisch auf dem Schreibtisch, ich weiß gar nicht mehr, wo ich die Füße hinlegen soll. Besser also, den Stapel abzuarbeiten, bevor der Stapel noch die Tischplatte durchbiegt. Alles hochkarätiges Zeug, versteht sich. Wo also anfangen?
Ich entscheide mich rein optisch und wähle das dritte Werk der norwegischen Prog-Rocker Seven Impale, das da heißt: “Summit”. Schließlich war es auch das opulente Artwork zwischen Herr der Ringe und Apokalypse, das mich auf die Platte aufmerksam gemacht hat. Vorneweg: für’s Artwork gibt’s also laut meiner Geschmacksskala schon mal die volle Punktzahl. Dann noch Gatefold, im Innenleben mit einer Fortführung des optischen Außenlebens sowie den Songtexten und ein paar wenigen Linernotes geschmückt. Das konnte man ja im Vorfeld noch gar nicht wissen – und deshalb macht es die Platte in Optik und Haptik noch schöner.
Außerdem ist “Summit” das erste Album seit sage und schreibe sieben Jahren, wofür sich die Band auch entschuldigt (müsst ihr doch nicht, liebe Seven Impale). Dafür ist es aber bereits seit dem 26.05. auf dem absoluten Spezialistenlabel für diesen Sound, Karisma Records aus Bergen, draußen. Und bald ist ja schon wieder Weihnachten. Wird also Zeit für die Rezi. Und außerdem, wo vorhin schon mal das Wort “Hochkarätig” fiel: Sänger/Gitarrist Stian Okland hat inzwischen einen Abschluss als Opernsänger und Keyboarder Hakon Mikkelsen Vinje bei den Prog-Metal-Königen Enslaved angeheuert. Seven Impale scheinen also vorneweg für musikalisch gute Qualität zu stehen. Hören wir also mal rein.
Wie bereits erwähnt, vier Songs auf einer 12″. Ohne dass ich die Zeit gestoppt habe, aber die Songs sind laaang. Klar, Prog-Rock halt. Da ist jeder Song für sich ein kleines Kunstwerk. Der Opener “Hunter” beginnt mit beklemmenden und dezenten Klavierklängen und versetzt uns damit in einen dieser düsteren skandinavischen Krimis, ehe Seven Impale brachial ausufern. Dabei ist die schiere Soundgewalt durchsetzt von jazzigen Saxophonklängen, was dem Ganzen einen gewissen Charme und eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Ein äußerst interessanter, weil innovativer Ansatz, selbst für Prog-Rock. Ehe, man möchte schon sagen: das Stück, ähnlich einer klassischen Komposition im Finale Grandioso endet, passiert noch so einiges mehr. Es gibt vieles zu entdecken und selten hat ein Songtitel so gut zum Habitus des Songs gepasst wie bei “Hunter”.
Auch die anderen drei Songs “Hydra”, “Ikaros” und “Sisyphos” wissen mit den oben beschriebenen Stilmitteln umzugehen. Ganze sieben Jahre haben Seven Impale für “Summit” gebraucht? Ha! Für mich grenzt es eher an ein Wunder, dass eine Band NUR sieben Jahre für vier solch komplexe Kompositionen braucht, setzt man voraus, dass die Musiker auch noch anderes zu tun haben, als 24/7 im Studio zu sein. Ich ziehe abermals meinen Hut vor einer großen Kapelle ihrer Zunft, vor Seven Impale. Zum Zähne putzen am Morgen eignet sich der heavy Prog-Rock zwischen King Crimson, Tool, Amon Düül und Jaga Jazzist allerdings nicht. Das würde der Sache aber auch nicht gerecht werden. Bringt Zeit mit – Seven Impale haben diese zum Schaffen dieses Meisterwerks auch gebraucht – und ihr werdet reich belohnt.
Der Fairness und Vollständigkeit halber sollen neben den bereits erwähnten Musikern auch noch Benjamin Mekki Wideroe am Saxophon, Erlend Vottvik Olsen an der Gitarre, Fredrik Mekki Wideroe an den Drums und Tormod Fosso am Bass genannt werden. Lauschet ihren Klängen und besorgt euch “Summit”, z.B. bei jpc.