Sinnfrei, das ist eine sechsköpfige Tanzkapelle, die sich 2015 in Düsseldorf gegründet hat und uns jetzt nach der EP Kontrolliertes Chaos und 3 digitalen Singles den ersten Longplayer in die Ohren leiten. Erotik des Zerfalls heißt das gute Stück, welches bereits im August auf Dackelton Records erschienen ist.
Wer die Beiträge von mir verfolgt wird bereits jetzt wissen, dass mich dieser Albumtitel entzückt hat. Erotik des Zerfalls, das bleibt direkt im Kopf. Ich dachte dabei direkt an ein Lost Place Szenario. Ein urbanes Gebiet in dem sich die Natur Stück für Stück ihren Platz zurück erobert.
Als ich dann die Platte endlich in den Händen hielt, war ich direkt mal kurz enttäuscht. Das Cover ist in blau gehalten und zeigt ein Röntgenbild eines menschlichen Schädels, welches in gespiegelter Version auch auf der Rückseite zu sehen ist samt der obligatorischen Tracklist. Im Cover ist dann das, in meinem Fall, schwarze Vinyl enthalten und eine Art Textbüchlein, welches auf insgesamt 10 Seiten allerdings nur weitere Röntgenbilder und die Texte zeigt. Sehr schlicht und für mich leider ein wenig verschenktes Potential bei so einem tollen Albumtitel mit welchem man so kreativ werden kann, vielleicht verstehe ich aber auch einfach den tieferen Sinn dahinter nicht. Alles in allem habe ich mir unter Erotik des Zerfalls optisch einiges mehr versprochen.
Musikalisch sieht das ganze dann zum Glück anders aus. Schon der Opener “Stock-im-Arsch-Typ” sorgt mit seinem temporeichen Wechsel zwischen Punk und Ska bei mir für ein ausgedehntes mit-dem-Fuß-wippen. Wer hier still sitzen oder stehen bleibt, der darf sich gern vom Titelnamen angesprochen fühlen, auch wenn der Text deutlich mehr Tiefe besitzt, als den einfachen Aufruf zu Tanzbewegungen! Super Einstieg in das Album und sorgt direkt zu Anfang ein wenig für Aufbruchstimmung!
“Forever alone” ist der darauffolgende Titel und gehört für mich sofort zu den besten Liedern auf Erotik des Zerfalls. Sinnfrei hauen hier direkt zu Beginn mächtig in die Saiten, welches in den Strophen von sanfteren Ska Klängen abgelöst wird. Das ist jetzt vielleicht kein neues Konzept, richtig gemischt ergibt es aber ein perfektes Rezept und dieses Lied gehört für mich zu denen. Der Text des Liedes spricht mich ebenfalls an, vermutlich aber weil ich den für mich persönlich anders interpretiere, da er offiziell als eine Ode an das Singleleben betitelt wird.
“Manchmal” ist für mich ein ähnliches Highlight. Das einzige reine Ska-Lied auf dem Album sorgt mit seinen Melodien, welche mich das ein oder andere mal an Skatoons denken lassen, für mächtig gute Laune aber nur bis der Text beginnt. Hier wird jemand besungen der Tag ein Tag aus große Pläne schmiedet um am Ende des Tages doch wieder nur “regungslos im Sessel zu verwesen”. Super umgesetzt, ich liebe das Zusammenspiel zwischen fröhlichen Melodien und traurigen bis bösen Texten. Der Titel trifft daher genau meinen Geschmack.
Weitere Titel die ich meinem besten Freund empfehlen würde sind beispielsweise “Komm mal klar“, “Sozialinkontinenz” oder “Nicht gut für mich“.
Fazit:
Sinnfrei sind für mich eine absolute Empfehlung an jede*n Liebhaber*in von Ska-Punk. Erotik des Zerfalls macht mächtig Spaß und ist neben den tollen Texten absolut tanzbar. Würde mich die optische Aufmachung nicht so enttäuschen wäre das für mich ein absoluter Volltreffer, dank des mitgelieferten Downloadcodes wird die Platte aber definitiv ein treuer Begleiter im Auto!
Käuflich erwerben könnt ihr das ganze übrigens unter anderem Hier! oder bei eurem Plattenhändler des Vertrauens!
P.S.: Nimm das Leben bitte nicht so schwer!