Gute Laune-Grooves zum Sommerausklang
Wusstest ihr, dass die Literaturstadt Bergen an der Westküste Norwegens mit 248 Regentagen jahresdurchschnittlich die niederschlagsreichste Stadt Europas ist? Na denn…was ist das Beste, was man aus dieser regional meteorologischen Misslichkeit machen kann? Ja -> Sich auf seine Schaffenskraft konzentrieren! Das dachten sich außer den durch Bergen inspirierten bekanntesten norwegischen Literaten Karl Ove Knausgard und Tomas Espedal in der Vergangenheit, im Hier und Jetzt (wenn schon nicht lyrisch, so zumindest musikalisch) auch die vier Jungs der Bergener Newcomer Kombo Slomosa.
In Norwegen sind die selbsternannten Tundrarocker schon eine lokal bekannte Nummer und werden für die Zukunft groß gehandelt. Anfang des Jahres zogen Slomosa noch als Vorgruppe für Bokassa durch die Clubs. Bokassa ist dem Metal-geneigtem Hörer ein bereits gültiger Begriff. Diese wiederum tourten in 2019 als Aufwärmer für Metallica.
Am 28.August war es endlich soweit und das selbst betiteltes Debüt Album „Slomosa“ wurde veröffentlicht. „Endlich“ deswegen, weil ich schon seit geraumer Zeit darauf hin fieberte, waren Slomosa doch in den letzten Monaten durch die Vorabveröffentlichungen „Horses“ (bereits 2019), „There Is Nothing New Under The Sun“ und „In My Mind’s Desert“ mit groovendem Klampfenriff und satt verzerrten Fuzz-Gitarren durchwegs positiv aufgefallen und ich hörte bei allen drei Stücken ihre Stoner-Rock Spiellaune förmlich aus den Musikboxen tröpfeln… steter Tropfen frischt den Stone(r) auf ;-).
Nun also ein kompaktes 8-Track Album. Ich war schon ein wenig aufgeregt, als ich das schwarze Vinyl auf den Teller legte, gleich mal den Tonarm auf das zweite Stück gesetzt, „Kevin“. Den ersten Titel, „Horses“, kenn ich mittlerweile schon ne Weile, hat aber immer noch nichts von seinem Spirit verloren. „Kevin“? Seltsam anmutender Titel, hört sich irgendwie schmalzig und nach „Chantalismus“ an. Ich war mir ziemlich unsicher, ob Slomosa das gute Niveau der Vorauskopplungen halten konnten. Aber…was soll man sagen: wieder Wohlfühlgrooves vom feinsten, tut dem Rockerherz gut in dieser unsicheren, herausfordernden Zeit. Schon die ersten Klopfer lassen freudig mit nicken und die Nackenmuskeln trainieren. Die 2:47 Minuten gehen schön entspannt nach vorne. Sehr gut möglich, dass dieser Song, auch wegen seiner radiotauglichen Länge die nächste Single-Auskopplung wird.
Nahtlos dann der Übergang zum oben erwähnten, schon vorab erschienenen „There Is Nothing New Under The Sun“, mit einem den Titel stimmig begleitenden, gechilltem Riff. Die letzte Nummer auf der A-Seite bildet „In My Mind’s Desert“, die Drums und das Taktstockklopfen zu Beginn beschwören Pferdegalopp in den Gehörgang, der auch gut zu „Horses“ gepasst hätte. Der Titel hat absolutes Hörwurm-Potential und eine sehr schöne charakteristische Fuzz-Hookline. Überzeugt euch selbst und klickt in den Song rein:
Es gab schon schlechtere Debüt-Werke. Meine Herren! Die A-Seite birgt alle Singleauskopplungen (bisher) und spielt auf jeden Fall in der ersten Rock..äh…“Tundrarock“ Liga. Wie fuckin‘ abgezockt die vier Jungs aus Norwegen doch bei ihrem Einstand abliefern. Man könnte meinen, „Slomosa“ ist bereits das dritte anstatt dem ersten Album (die manchmal etwas einfach gestrickten Lyrics außer Acht gelassen). Da hat sich das Label Apollon Records wirklich Potenzial ins Haus geholt.
Die B-Seite kommt ein wenig gewagter und experimenteller. Sie liefert Hörschmankerl und gar ein Überraschungs-Highlight. Der B-Seiten Starter „Scavengers“ ist wesentlich länger als die Tracks der ersten Seite, ganze 6:32 Minuten. Und er entführt uns in eine gefühlte Jam-Session, es wird frei und gelöst aufgespielt und bleibt überwiegend instrumental. Ich denke, ein junger Tonni Iommi hätte an diesem Jam auch seine Freude gehabt.
Die einzigen Titel, die im Gesamtwerk musikalisch ein Quäntchen abfallen, sind „Just To Be“ und „Estonia“, sie wirken im Vergleich zum Rest uninspirierter und ein wenig eintönig. Der Gesang bleibt meist ohne Veränderung der Frequenz im gehaltenen Ton, das wirkt halt dann schon mal monoton.
Es folgt dann jedoch die oben erwähnte Überraschung mit dem Abschluss des Erstlings, „On And Beyond“. Der Song beginnt wie ein schwüler drückender Spätsommerabend kurz nach dem Sonnenuntergang. Fast alles still. Leise sanfte Gitarrenklänge … aus der Ferne nähern sich immer lauter werdende Drums, wie ein kräftiger heftiger Gewitterschauer ergießt sich ein Riff-Hagel über die Lauscher. Herrlich, dass die vielen verregneten Tage an der norwegischen Westküste Slomosa dann doch auch zu einem solchen Wirbel-Schauspiel inspirieren ;-). Dann wieder Stille. Das über sechs Minuten andauernde Stück spielt weiter mit Tempi Wechsel und entlädt im letzten Drittel ein großartiges Gittarren-Hook… großes Tundraspektakel!
Würden wir hier benoten, ich gäbe 8 von 10 Punkten. Eine klare Kaufempfehlung an alle Stoner-Rocker und die, die es werden wollen.
Das Vinyl und das Innersleeve (unbedruckt) sind schlicht in schwarz gehalten. Eingepackt in eine Doppelseitige Hülle mit edlem, mit Band-Logo verziertem Frontbild auf ebenfalls schwarzem Hintergrund. Die Texte sind in der Innenseite der Doppelhülle gedruckt. Leider gibt es keinen Downloadlink mitgeliefert. Wo könnt ihr euch das Vinyl und andere Tonträger besorgen? Zum Beispiel bei: jpc oder bandcamp
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