“Supersonic Beat Commando” heißt die Platte, Speedmobile die Band. Die drei Bandmembers sind Jeroen Haamers an Gitarre und Gesang von Batmobile, Bart Nederhand an den Drums sowie Bart Geevers an Bass und Gesang, beide ehemals in Diensten von Peter Pan Speedrock. Noch Fragen? Nein? Gut, hätte mich auch gewundert. Schließlich stehen, bzw. standen beide Bands sowohl schnörkel- als auch kompromisslos für ihren Sound. Dicke Hose, dirty Rock’n’Roll und stets ein leichtes Augenzwinkern. Logisch, dass Speedmobile weiter lieber auf Bad Boy und nicht auf Everybody’s Darling machen und die musikalische Tradition ebenso schnörkel- wie kompromisslos weiterführen. Never change a running system!
So. Eigentlich ist jetzt auch schon alles gesagt und wir könnten zur Pulle Whisky greifen. Ein bisschen genauer wollen und sollten wir aber schon noch hinhören. Wohlan ans Werk! Schon der Opener “Iron Ride” ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass der Rock’n’Roll manchmal wirklich nicht mehr als drei Akkorde braucht, um einen aus den Latschen zu kippen. So simpel wie einen der Song nach vorne treibt, ist man dann auch gleich mittendrin, statt nur dabei. Kurzes Solo – voll Rock’n’Roll natürlich! – und schon haben einen Speedmobile voll im Würgegriff. Kommt man nicht mehr raus, will man aber auch nicht!
Obwohl beide Bands in ihren Genres durchaus mit stilbildend waren, huldigen sie beinahe schon unverschämt – oder eben doch nur augenzwinkernd – ihren eigenen Vorbildern. “Drink, Fight, Fuck All Night” tanzt mit seinem Toy Dolls-Touch vielleicht etwas aus der eigentlich vorprogrammierten Reihe, passt aber trotzdem zum Gesamtkonzept. Über den etwas allzu platten Titel (davon gibt’s übrigens mehrere auf dem Album) muss man da schon mal drüber hinwegsehen können. Derlei literarische Ergüsse gehör(t)en eben mit zum guten Ton, auch wenn sich Speedmobile damit nicht gerade für ein Konzi im politisch korrekten AJZ empfehlen.
“MMM Babalaba” bleibt titelmäßig wohl Speedmobiles Geheimnis, erinnert dagegen gesanglich eindeutig an den jüngst leider verstorbenen Mr. Badguy des Rock’n’Roll, an Mr. Jerry Lee Lewis. Eine Hommage, längst überfällig und hier spitze umgesetzt. R.I.P. Jerry und viel Spaß mit diesem Song auf Wolke 666.
“Fun Control” dann auch eindeutig: Zeke, Zeke und nochmal Zeke. Dass Peter Pan Speedrock mit den Benzinpunkern aus Seattle dicke waren, dürfte in Fachkreisen nicht nur wegen der überaus empfehlenswerten Split-10″ aus dem Jahr 2005 bekannt sein. Dieser Song bezeugt die Freundschaft 2022 auf’s Neue.
Die B-Seite beginnt dann mit gleich zwei Songs (“Bang Bang Bang Bang” und “Wrong Side Of My Head”) ganz im Zeichen der Cramps und die Vergleichsliste könnte nun noch bis zum Ende von 14 Songs weitergeführt werden. Supersuckers hier, Turbo A.C.’s da, Gluecifer dort… die üblichen Verdächtigen eben und alle, die auf Bier, Denim und ‘ne Pommesgabel stehen, dürften ihre helle Freude an der Scheibe haben. Song 15 dann noch ein kleines Schmankerl: “Train Kept A Rollin'”, zum ersten Mal vom R’n’B-Musiker Tiny Bradshaw 1951 aufgenommen, wurde der Song im Laufe seines Lebens von Schwergewichten wie den Yardbirds, Led Zeppelin und Aerosmith adaptiert. Nun also auch von Speedmobile. Ein guter Schluss ziert bekanntlich alles.
Wer auch 2022 ohne rot zu werden noch einer Turbojugend angehört, der/die kommt um “Supersonic Beat Commando” nicht drum rum. Schließlich sind schweinerockige Releases wie dieser heutzutage ein rares Gut geworden. Butler Records und Music On Vinyl stellen uns das Album auf satten 180g transparenten Vinyls zum Abrocken bereit. Allerdings auf 750 Stück – und wie bei Music On Vinyl üblich mit Prägedruck nummeriert – limitiert. So please hurry up before it’s too late! Das Artwork so voller Plattitüden, dass es schon wieder nicht mehr platt ist, sondern halt einfach so gehört. Gehört? Ja, “Supersonic Beat Commando” gehört gehört. Vorher mal schauen, z.B. bei JPC.