Ich mag ja an sich die Schweiz. Als alter Wahl-Berner, der sich für ein paar Jahre ins Land der schönen Landschaften und vor allem des guten Käse aufmachte, um in Deutschland Familie und Freunde zurück zu lassen und um in der Schweiz irgendwie ein neues Leben anzufangen, es nach 4 Jahren aber aufgrund der Ex-Freundin wieder zurück nach Deutschland zurück zog, habe ich ein besonderes Verhältnis zur Schweiz. Es ist irgendwie eine Hassliebe. Ich habe viel Negatives erfahren müssen. Auch viel, was ich mir selbst eingebrockt hatte. Aber wir schweifen ab. Hier soll es ja um ein Album der Band Stahlberger gehen. Die haben sich nämlich aufgrund der Thematik der vergangenen 2 Jahre (Corona natürlich) wieder zusammen gefunden, haben gejammt, experimentiert, arrangiert, komponiert und einen Song nach dem anderen allmählich und mehr und mehr eingekreist, bis daraus das wurde, was nun vor mir liegt. Das Album hört auf den Namen “Lüt uf Fotene”. “Lüt uf Fotene” wurde bereits am 11.03.2022 auf Irascible veröffentlicht. Zu unserer Schande muss man auch gestehen, dass wir intern keine Abnehmer*Innen gefunden haben, die dieses Album rezensieren wollten. Daher lag das Album dann auch eine Weile hier rum. Ich hatte mit zudem noch viel Privates zu tun. Naja, und ich habe mich auf Grund des schweizerdeutschen Dialekts nicht an das Album herangetraut, bis …
…ja, bis ich die Platte dann doch mal auf den Plattenteller legte und vom Sound, den die Band da fabriziert, begeistert wurde. Manuel Stahlberger, der Namensgeber und Sänger der Band, hat eine besondere Art zu singen. Es ist eine Mischung aus Sprechgesang und Gesang.
Produziert und mitgewirkt hat niemand geringeres als Olaf Opal, der unter anderem auch bei The Notwist, International Music, Die Sterne und Naked Lunch seine Finger im Spiel hatte. Er wird wahrscheinlich genau wie ich eher Probleme damit gehabt haben zu Beginn zu verstehen, was Manuel da singt und was die Band im Allgemeinen in ihren Texten thematisiert haben. Umso einfacher fiel es ihm sich auf den Sound zu konzentrieren, frei von jeglichen thematischen, dialektalen oder helvetischen Verstrickungen. Im Groben und Ganzen würde ich das Album von Stahlberger in die Indie-Rock und Indie-Pop – Schiene stecken. Es schillern Synthisounds, da hört man Kraut, New Wave und NDW – Parts und auch mal psychedelisches. Eine wunderbare Mischung, die uns Stahlberger und Opal da geliefert hat.
Der Albumtitel bedeutet “Leute auf Fotos”. Je nach Herkunft in der Schweiz kann “Fotene” auch anders geschrieben und gesprochen sein. Es macht mir auf jeden Fall dann doch sehr viel Spaß, mich hier auf die Texte zu konzentrieren, um zu verstehen, um was es in den Texten geht und diese dann im Nachgang nochmal nachzulesen und hier und da den Aha-Effekt zu bekommen. Dank meiner Zeit im Berner Umland verstehe ich dann doch mehr als gedacht.
Im Prinzip geht es in den Texten um leicht verschobene Beobachtungen im Alltag, die sich auf Schweizer Straßen, in Städten und in Dörfern manifestiert haben. Auch wenn das Album in der Corona-Zeit entstand, wäre es zu kurz gegriffen, sich nur darauf zu konzentrieren. Es sind ernste Themen, aber auch mit leichtem Hang zur Ironie, die sie sich aus ihren vorherigen Alben
Alles in allem spricht mich das Album nach den ersten komplettierten Umdrehungen total an! Macht Spaß, hier zuzuhören und immer wieder neues zu entdecken!
Wer das Album direkt bei der Band kauft, darf das gerne hier machen. Ansonsten gäbe es auch die Möglichkeit das Album bei JPC zu bestellen!
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!