KEEGAN. Hoppla. Die kennste doch? So oder so ähnlich war meine Reaktion, als Anne das neue Album der Kölner Band um den englischen Sänger Ian Maxwell auf das Redaktionsboard stellte. Ich musste lange überlegen, aber nicht so lange googlen. Kennt ihr noch last.fm? Habt ihr denn noch einen Zugang zu last.fm? Dort konnte man (und kann man wohl noch) eine Weile immer wieder nach Konzerten in der Nähe oder in einem gewissen Dunstkreis heraussuchen. Ich nutzte es auch, um vergangene Konzerte auf meinem Account abzuspeichern. Könnte man auch als Trophäensammeln bezeichnen. Jedenfalls fiel es mir dann wieder ein, bei wem KEEGAN als Vorband spielte. Es waren die großartigen Kilians. Ziemlich genau am 20.12.2008 spielten sie in der “Werkstatt”. Da der letzte Facebook -Eintrag von der “Werkstatt” aus dem Jahre 2015 stammt, vermute ich, dass es diese Location nicht mehr gibt. Ebenso sind ja auch die Kilians nicht mehr. Aber KEEGAN. KEEGAN gibt es, auch mit zwischenzeitlichem Besetzungswechsel, nach wie vor. Zum Glück! Anfang der 2000er gegründet und ein paar Jahre später dann komplettiert, machen sie unermüdlich immer noch Musik. Diese international buntgemischte Truppe hat nun ihr Album “Daylight Robbery” herausgebracht.
Ian Maxwell hat in der Corona-Phase, irgendwo in einer nordirischen Kleinstadt im Schlafzimmer ca. 50 Songs geschrieben. Was er dafür brauchte, war nur eine einsaitige Gitarre und ein Smartphone für die Aufnahmen. Diese Aufnahmen schickte er in die Cloud, aus der sich seine gerade in Köln befindlichen Band-Mitglieder die Songs rauspickten und ihren Teil dazu beitrugen. Irgendwann ging es für Ian zurück nach Köln um dann mit allen gemeinsam an den Songs zu arbeiten. Elf dieser Songs haben es dann auf “Daylight Robbery” geschafft. Abermals wird uns der typische KEEGAN – Sound geboten. Power-Pop, Pop-Punk, College-Rock und Classic-Rock bilden das Grundgerüst des Albums. Ian beschäftigt sich in den Texten mit dem Verlust, dem Leben, dem Tod und dem Gedanken, geliebte Menschen zurück lassen zu müssen. All das sind Themen, die sicher auch viele andere in den letzten Wochen, Monaten und Jahren irgendwo auf dieser Erde beschäftigen. “Daylight Robbery“ wurde bereits 2021 vom Gitarristen Jochen Rohde aufgenommen, gemischt und von der Band komplett in Eigenregie im eigens selbst eingerichteten Studio produziert.
Noch zu erwähnen sei, dass KEEGAN so nett waren mir auch noch zwei weitere Alben mitzuschicken. Ich hoffe, diese muss ich nicht auch noch rezensieren?! Zeitlich bekomme ich das nicht mehr unter. Aber an dieser Stelle: Vielen Dank! Damit habe ich ja dann einen großen Teil eurer Diskografie in meiner Sammlung.
Im Endeffekt ist zu sagen: das Album reißt sicher nicht jeden vom Hocker. Ist aber auch nicht der Anspruch der Band. Sie machen Musik, weil es ihnen Spaß macht. Nicht, weil irgendein Hai aus dem Musikbusiness ihnen vorschreibt, in wenigen Wochen ein ganzes Album zu produzieren. KEEGAN sind sympathisch, weil sie sich in den über 20 Jahren nicht verbiegen mussten und ihrer Linie treu geblieben sind. Solide Musik zu produzieren, die weit besser ist als der Einheitsbrei im Radio. Der stärkste Song ist zweifelsohne auch der Song, den ich in diesem Beitrag mit angehangen habe: Say it sweet. Dieser strotzt vor Rock’n’Roll.
Zu erwerben ist das gute Stück bei Rookie Records (die unter anderem den Vertrieb übernommen haben) bzw. Grand Hotel Van Cleef.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!