WE ARE STAND UP STACY
WE ARE STILL HERE
Stand Up Stacy
So steht es geschrieben auf dem neuen Tonträger “Heroes and Heroins” des Quartetts Stand Up Stacy aus München. Erschienen ist das Vinyl wohl am 14. Oktober letzten Jahres. Das Quartett aus der bayrischen Hauptstadt hat, nach dem Debüt “The Magnificient You” das zweite Studioalbum nachgelegt. Aber auch in der Zwischenzeit haben die Stacies nicht in den Schoß gelegt, sondern drei eigenständige Singles “The Best Of Me”, “Summer Feeling” & “They Won’t Get Us Down” veröffentlicht. Allesamt nicht auf dem neuen Album.
Beim ersten Durchhören vom neuen Album, fällt sofort auf: Stand up Stacy haben sich verändert. Die Songs haben mehr Tiefe bekommen und bei drei Songs hat man sich musikalische Unterstützung beim Gesang geholt. Zusätzlich gibt es bei der Instrumentierung Support durch einen zweiten Bass, Cello und Violine.
Auch durch die Gaststimmen, Zirkel bei “The Playlist Song”, Kle auf “Slip Away” und Tim von Devil May Care im Song “Where it all ends” sorgen für andere Klangfarben und Facetten. Wie schon erwähnt hört man an der ein oder anderen Stelle neue Instrumente wie die Violine bei “All for You”.
Ich kann mich noch gut an das Debüt erinnern, das ich fast auf den Tag genau vor zwei Jahren erstellt habe. Neben den angesprochenen Veränderungen, lebt das Album wieder von der Energie, die Stand Up Stacy verbreiten. Insgesamt ist “Heroes and Heroins” einfacher zu erschließen, als das Debüt.
Während der Opener “All for you” noch eine Brücke zu “”The Magnificient You” schlägt, kommt der zweite Song “Welcome To Paradise” in Emocore daher und schlägt neue Töne an. Mit “Queens” versuchen die Stacies sich mal an einem Song mit Tiefgang: ein Dank an die Mütter. Der Song lebt von den Tempo-Wechseln, aber eben auch von treibenden Riffs und Drums. Der Song wird durch dir Oh-Ohs fast hymnenartig. Schönes Detail: die Ansprache des Basketspielers Kevin Durant an seine Mutter.
Seite A wird beendet mit “The Playlist Song”, der deutliche Ohrwurm-Qualitäten hat und dazu noch in die Beine geht. Trolle Drummer-Arbeit, die einen straighten Song klar die Richtung weist. Zudem funktioniert der geteilte Gesang. Wie gesagt wirkt hier Zirkel mit.
“Slip Away”, der Starter der B-Seite, klingt für mich wie reiner Pop-Punk. Kle als Gastsänger hilft den Song ein wenig aufzuwerten, der nahtlos an die A-Seite von der Spielart anknüpft. Mit “Run” kommt der erhoffte Richtungswechsel. Der Song wird intelligent aufgebaut und gesteigert und hat ein dramatisches Ende. Auch wenn es hier nach Green Day klingt, machen Stand Up Stacy nicht den Fehler zu kopieren, sondern machen aus “Run” einen eigenen wirklich tollen Song.
Wie auf dem Debüt, gönnen sich Stand up Stacy den Luxus eines Instrumentals. “Interlude” ist ein sehr ruhiges atmosphärisches Stück, das irgendwie als Fremdkörper an der Stelle wirkt. Ist es ein bewusster Break? Eine Brücke? Auch bei mehrmaligen Hören, erschließt es sich nicht für mich.
Das Abschluss-Trio “Call To Arms”, “Where It All Ends” und “Til we See Us Again” bilden ein perfektes Ende für ein Album. Vielleicht haben wir hier die stärksten Songs des Albums. Der Aufruf zu den Waffen pendelt zwischen Ballade und Uptempo. Ein Versuch, dem sich Stand Up Stacy stellen und die Herausforderung bestehen. “Call To Arms” ist ein Song, in dem die Band ihre Stärken toll anspielt. Gitarren, Bass, Drums und Gesang werden noch durch Streicher unterstützt. Der Song läuft genau auf dem Grat zwischen Kunst und Kitsch. Klingt wieder sehr amerikanisch – Green Day, Blink-182 und Sum 41. Aber diese Liga ist ja nicht die schlechteste Adresse.
“Where It All Ends” ist dann ebenfalls ein inhaltlich eher düsterer, dystopischer Song. Mit entsprechender Härte gehen Stand Up Stacy und Gastsänger Tim zu Werke. Das gewählter eher geruhsame Tempo steht im Gegensatz zu den Vocals, die wie ein Tsunami im krassen Gegensatz zur Instrumentierung und Tempo sehr hart klingen. Aber genau da treffen sich Inhalt und Song wieder. Einer der besten Songs, wenn nicht der beste Song des Albums. Chapeau.
Das Ende “Til We See Us Again” ist mir zu zahm, aber passt absolut zum Spannungsverlauf des Albums. Zu dem gehört eine Portion Mut dazu, eine Ballade auf ein solches Album zu nehmen. Schön bleibt der Fokus auf der akustischen Gitarre als Leitmotiv. Die Stimme klingt ehrlich und zerbrechlich, was dem Song noch mehr Authentizität gibt.
Am Ende schaffen es Stand Up Stacy ein in sich geschlossenes Album abzuliefern, was Höhen und Tiefen hat, aber in Summe doch ganz klar überzeugt und deutlich bestätigt, dass Stand Up Stacy sich weiterentwickelt haben. Ich persönlich würde den Stacies sogar raten weitere Genre-Überschritte zu wagen. In diesen Momenten, gewinnen sie ganz klar. Und dass sie ihr angestammtes Genre beherrschen, bestreitet wohl niemand.
Freunde des späten 90er und 2000er Ami-Pop Punk können getrost zugreifen. Durch das breite Spektrum der Münchener, dürfen sich aber auch andere Fans von flotter Pop Punk mit guten Texten an “Heroes And Heroins” herantrauen.
Das Album findet ihr hier als Vinyl (grün und schwarz).
Let’s go Surfin’: