Alter Verwalter. Das hat gedauert. Sollte ich das Album Pollen der Band Superbloom noch im Juli des letzten Jahres zum Rezensieren bekommen, ist es tatsächlich dann mal jetzt vor kurzem hier aufgetaucht. Lässt sich das Vinyl Zeit, den Weg zu mir zu finden, so lasse ich mir Zeit, die Platte anzuhören. So. Habt ihr jetzt davon, Superbloom. Sie trifft in dieser Hinsicht aber wohl keine Schuld. Ich sag nur: Vinylboom.
Wie es eben so ist, war der Grunge und seine Beliebtheit zu einer bestimmten Zeit verschwunden. Stark verzerrte, knackige Gitarren, eine tiefe und gewundene Basslinie und Schlagzeugrhythmen, die das Ende jeder Strophe betonen, haben irgendwie etwas Nostalgisches. Superbloom schaffen es, all diese Elemente zu vereinen und dem noch mehr hinzuzufügen. “1994” mag wie ein Standard-Grunge-Track beginnen, aber im weiteren Verlauf bekommt man eine andere Perspektive auf das Genre. Er wird langsamer, lässt mehr Zeit zum Verweilen in der Strophe und entwickelt sich schließlich zu einem Post-Rock-Sample.
“Mary on a Chain” ist das Highlight und Herzstück des Albums. Die Vocals folgen dem Rhythmus, ohne dabei einfach nur mit zuschwimmen. Alles ist melodisch und die einzelnen Instrumente arbeiten zusammen. “Mary On A Chain” hält seine Energie von Anfang bis Ende aufrecht und lässt einen nicht mehr los. An und für sich der perfekte Song. “Leash” ist ein weiterer herausragender Song. Die Mischung von Rhythmen bringt den Kopf dazu, sich im Takt zu bewegen.
12 Songs für ein Debüt bergen eine Menge Potential für Fehltritte, aber ich finde an sich keinen Track auf “Pollen” schwach. Die langsameren Songs wie “Glass Candy Wrapper” wirken beim ersten Hören wie Ausreißer, aber wenn man das Album noch einmal durchhört, passt es dann irgendwie doch zum Gesamtklang oder Gesamtkonzept des Albums.
Jeden Song auf Superblooms Pollen zu beschreiben, würde dem Album einen schlechten Dienst erweisen. Hörer*innen, egal ob Grunge- oder Rock-Fans, müssen sich “Pollen” anhören, weil es ein vergangenes Musikgenre einfängt, aber nicht zulässt, dass dies die Musik insgesamt definiert. Die Tracks sind voller Emotionen, und obwohl man 42 Minuten dafür investieren muss, lohnt es sich definitiv, sich die Zeit dafür zu nehmen. Und wer weiß, vielleicht sind Superbloom die Band, die den Grunge wieder in eine Hochphase bringt.
Zu erwerben ist das Album ausnahmsweise nicht bei JPC, dafür aber bei Flight13, bei Coretex und weiteren gutsortierten Mailordern.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!