Mal wieder ein Tape, da freue ich mich. Die Aufmachung mit Comic-Zeichnung zweier Hunde auf der Front, innen Tracklist und ein paar Daten – alles sehr reduziert, wie sich das für ein Tape gehört. Dazu kommt eine schöne hellblaue Cassette in einer blauen Hülle. Soweit so gut. Sven the Slacker aus Bielefeld ist SynthPunk-, LoFi- und DIY-Artist sowie Fotograf und DJ. Hinter diesem Solonamen steckt Sven Rosenkötter, Sänger des Post Punk Duos ROSI. Ferner war in den Bands Country Rosi und We are from Pluto tätig und kann auf eine durchaus beachtliche Discographie zurückschauen.
Ich höre das Tape ein erstes Mal durch, der erste Track “Dogtown” hat ein Banjo und die Stimme vom Slacker. Textlich geht es hier um – ja, um was eigentlich? “I always been a failure, I always been wrong” wird da sehr motivationslos zum Besten gegeben und der Song endet so undramatisch wie er begonnen hat. Der Nachfolger macht Hoffnung: Ein schöner Minimal-Electro-Beat, der leider wieder für mich an der Präsentation scheitert. Ich fühle dabei genau – nichts. Es berührt mich leider nicht emotional. “Is it it?, what am I feeling?” heißt es im Text und ich wüßte für mich auch gerne eine Antwort.
Ich habe bei YouTube und Bandcamp nach Tracks von “Dogtown” gesucht und leider nichts gefunden. Somit ein Video aus dem letzten Jahr.
Die B-Seite startet mit dem Song “Runnig in Circles”, in der zur Einleitung die Frage “What does it mean to be a dog?” gestellt wird. Wieder kommt eine Textzeile “Everything my failure”. Hier sind wir also wieder bei der Fehler-Diskussion wie im ersten Song. Es zieht mich irgendwie runter, denn zum netten Upbeat kommt wieder diese unpassende Stimmlage, die kaum Begeisterung für das eigene Werk spüren läßt. Das ist meilenweit von der Emotionslage des Duos ROSI entfernt, wo ich mich ein wenig eingehört habe. Der letzte Song ist musikalisch und textlich für mich noch am stärksten, reißt es aber leider auch nicht mehr raus.
Fazit: Das vorliegende Four-Track-Tape lässt für mich einen roten Faden vermissen, der das Werk zusammen und in Form hält. Auch mehrmaliges Abhören des Tapes macht mich nicht sicherer oder schlauer. Ich habe mir bei Bandcamp ältere Songs des Künstlers angehört, die durchaus mehr Authentizität, Enthusiasmus und Kreativität haben. Insbesondere bei der Discographie von ROSI fühle ich mich musikalisch viel wohler.
Vielleicht verstehe ich nicht die Message des Tapes und der Songs. Normalerweise bin ich der Typ, der sich dann in die Werke reinarbeitet. Trotz mehrfacher Beschallung und auch einzelner Abhörversuche der Songs “bekomme ich da keinen Haken dran”. Soll heißen: Ein einheitliches Urteil ist mir nicht möglich. Schade, denn ich fand das Medium Tape und diese reduzierte Auswahl als Idee wirklich super. Sven the Slacker läßt es hier aus meiner Sicht an Dingen fehlen, die er deutlich besser kann. Das beweisen die alten Aufnahmen, insbesondere die des Duos ROSI. Aber noch mal: Es besteht auch die Möglichkeit, dass ich als Sauerländer der Intention des Ostwestfalen an der Stelle nicht folgen kann.
Ich habe erfolglos versucht, einen Vertriebskanal aufzutun. Wer mag, kann sich sein Tape bestimmt über den Künstler selbst besorgen. Schaut mal demnächst hier oder in anderen Social-Media-Kanälen nach.