Im September 2018 gegründet, machte The Beatersband aus Livorno keine Gefangenen. Bereits im April 2019 erschien ihr Debütalbum “Vol Uno” und auch danach, so scheint es, gaben Donatella Guida (Git/Vocs), Leonardo Serrini (Bass) und Enrico Vanni (Drums) keine Ruhe. Schlag auf Schlag erschienen vier weitere Releases und mir liegt nun der neueste, und damit sechste, Streich “Love I Can B W You” vor. Der titelgebende Song auf Seite A, dazu noch “My Mother Plays Rock’n’Roll” auf Seite B ergibt zusammen eine kurzweilige Veröffentlichung auf sieben Inches.
Es gibt ja diese Kategorie von Musikschreiberlingen, die in absoluter Akribie und Hingabe einen Release auf Herz und Nieren, sprich auf die einzelnen Songs, prüfen, dazu die Songs wiederum auf ihre einzelnen Bestandteile untersuchen, miteinander vergleichen und dem/der Leser*In dadurch quasi vorab ein – natürlich subjektives, jedoch oftmals trotzdem hilfreiches – internes Ranking der jeweiligen Platte anbieten. Ich bewundere das ehrlich und aufrichtig, zähle ich selbst in dieser Hinsicht doch eher zur Gattung “Fauler Sack”. Bei zwei Songs jedoch kann auch ich mich zum ersten und womöglich letzten Mal zu dieser Arbeitsweise hinreißen lassen. Ok. Gehen wir’s an.
Beiden Songs gemeinsam, ist die simple, aber geniale, weil absolut eingängige Machart. Ein solides Punkriff, vom Sound her tatsächlich etwas an die Misfits erinnernd, wird durch liebliche Gitarrenmelodien angereichert und durch einen Gesangsstil à la Debbie Harry endgültig zum Ohrwurm erkoren. Kleine Ursache, große Wirkung. Oder anders ausgedrückt: mit primitiven Mitteln das Optimum erreicht. Schon vielfach probiert, jedoch nicht immer gelungen. The Beatersband aber, die können das.
Nun zu den Feinheiten. Der Titeltrack besticht eindeutig durch seinen Refrain. Einmal gehört, nie wieder vergessen. Vor allem dann, wenn er zweistimmig vorgetragen wird. Dass Sängerin Donatella dabei gleich beide Gesangslinien selbst übernimmt, ist nicht weiter dramatisch, könnte den Song allerdings beim Livevortrag eines seiner wichtigsten Merkmale berauben. Im Moment aber egal, weil Livekonzerte ja sowieso und überhaupt… ihr wisst schon. Musikalisch zuckersüßer könnte man die Liebesbotschaft des Songs jedenfalls kaum besser intonieren.
“My Mother Plays Rock’n’Roll” verspricht einem ja eine ähnlich liebevolle Message, wenn man nicht gerade katholischer Priester oder sonst was Schlimmes ist. Jedenfalls finde ich das Bild, dass meine Mutter die Gitarre schwingt absolut hinreißend. Und somit passt das musikalische Konzept in Kombination mit dem Thema des Songs auch hier auf wie Arsch auf Eimer. Dabei überzeugt mich dieser Song dank seinen dezenten, aber wirkungsvollen Engelschören im Hintergrund des Refrains noch mehr. Die kurze Bridge nach zwei Dritteln des Songs gibt diesem dabei noch einen zusätzlichen Schub und ähnlich dem Duracell – Karnickel wippe ich hier lustig mit dem Kopf hin und her. Fazit: zwei tolle Songs und einer davon noch ein bisschen toller.
Na also, ging doch jetzt ganz gut, das mit der Arbeitsweise. Muss aber trotzdem nicht zur Regel werden! Was pro forma aber auch noch zur Arbeit hier dazugehört, ist eine kurze optische Umschreibung der Platte. Veröffentlicht wurde diese auf Redfish. Nun ist es so: – und wenn es sein müsste, würde ich das sogar einem katholischen Priester bei der Beichte stecken! – ich habe mich wirklich redlich bemüht, etwas über dieses Label zu finden, jedoch ohne Erfolg. Jedenfalls denke ich nicht, dass ein gleichnamiges Hardtechno – Label aus Nantes für die Veröffentlichung verantwortlich zeichnet?!
Vielmehr habe ich allmählich aber sicher den Eindruck bekommen, dass es sich bei Redfish um eine Art bandeigenes Label handelt, und der Name dem süßen Goldfisch im Glas auf dem Cover der 7″ gewidmet sein könnte. Da auch die bisherigen Releases der Beatersband (fast) ausschließlich in Eigenregie erschienen sind, halte ich dies so ziemlich im Bereich des Möglichen. Alle Angaben hierzu sind aber ohne Gewähr. Hinten drauf dann noch ein mindestens genau so süßes Meerschweinchen, die Bandmitglieder in ihrer Zeit vor der Beatersband und die Rohversionen der Songtexte als Fotografie. Jeweils 100 Stück in schwarz und 100 in weiß sind für alle Fans zwischen den Beach Boys und Bikini Kill, zwischen The Kinks und The YumYums am besten direkt bei The Beatersband erhältlich.