Bingo! Hundert Punkte für den Wortwitz! „Hell Bent For Sæther“ heißt der Opener des Zweitwerks mit dem dagegen etwas sperrig anmutenden Namen „Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects“ des Frankfurter (a.M.) Psychedelic Rock-Quintetts The Black Cat’s Eye. An den Priest-Song „Hell Bent For Leather“ hätte ich ehrlicherweise nicht gedacht, hätte mich das verantwortliche Expertenlabel Tonzonen Records im Promozettel nicht darauf hingewiesen, aber nur in Kombination mit diesem Wissen plus dem Wissen, dass Bent Sæther kein geringerer ist, als einer der zwei Masterminds der Trondheimer (Psychedelic)Rock-Legende Motorpsycho, gewinnen die Worte natürlich überhaupt erst an Witz.
Und auch wenn ich The Black Cat’s Eye musikalisch nicht unbedingt mit den Metalhelden in Verbindung bringen kann (maximal und mit vieeel gutem Willen noch mit dem ’77 veröffentlichten Album „Sin After Sin“), so gelingt mir das mit der Kombi Motorpsycho/The Black Cat’s Eye dafür umso besser. Dafür hätt’s noch nicht einmal den offensichtlichen Songtitel gebraucht, so nah stehen die Einen bei den Anderen und andersrum. Damit dürfte aufmerksamen Leser*Innen auch klar sein, dass mich die Frankfurter doch schon sehr zu überzeugen wissen, fiel der Name Motorpsycho in den letzten x Jahren Riedinger beim Keks doch immer wieder und regelmäßig in ausnahmslos positiven Zusammenhängen (zu Recht!).
Doch nun zurück zum Wesentlichen. The Black Cat’s Eye bieten uns hier sechs famose Stücke Musik zwischen – ja genau! – Motorpsycho, Pink Floyd, Eloy und Amon Düül. Dabei bestechen sie zwar schon, aber nicht am gewichtigsten durch ausgefallene musikalische Virtuosität, sondern vielmehr durch intensive Stimmungen und deren Darstellungsformen. Ist besagter Opener ein ausufernder, über zehnminütiger und gewaltiger Brocken an Musik, so nimmt „The Walls Of Crystal Keep“ an zweiter Stelle geradezu liebliche Tendenzen an, nur um „Unicorn“ als Song Nummer 3 im Main Theme geradezu dunkel und bedrohlich klingen zu lassen. Erklärt mich anhand des nun folgenden Vergleichs meinetwegen für verrückt, aber The Black Cat’s Eye gelingt es auf geradezu atemberaubende Art und Weise, ähnlich einem Bedrich Smetana in seiner „Moldau“, der den Lauf dieses Stroms in musikalische Genialität umwandelt, ihre Musik bis zum Anschlag mit Dynamik und Intensität zu füllen und die Songreihenfolge dazu hilfreich und äußerst klug anzuordnen.
Ich bin erst mal baff – und das war erst die A-Seite! Die B-Seite stampft dann mit „Sternenfels Space Gate“ erst mal ordentlich los. Das heißt, der Bass und die Drums stampfen. Die Gitarren umpsielen dies aber lieblich, geradezu verträumt. Auch hier wieder eine kompositorische Meisterleistung. „Everywhere I Rest My Head The Ground Is Shifting“ steht dem in nichts nach – und das auf seiner vollen Länge von fast zehn Minuten.
Waren wir bisher ausschließlich instrumental unterwegs, so überrascht uns das abschließende „The Magic Ballon“ schon fast ein wenig, denn Bassist, Keyboarder und dieses mal auch mitverantwortlicher Songschreiber Jens Cappel (der Vollständigkeit halber: die Band besteht noch aus Christian Blaser, Wolfgang Schönecker, Steffen Ahrens und Stefan Schulz) steuert hier eine Gesangsleistung bei, die eine perfekte Symbiose mit den Instrumentalparts eingeht. Spätestens jetzt sind wir bei den oben erwähnten Pink Floyd – in allen Belangen – und mein Fanherz schreit nach mehr!
Doch leider ist schon Feierabend bei The Black Cat’s Eye, die mit „Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects“ eine Psychedelic Rock-Platte abliefern, die sich auch bestens für Menschen eignet, denen Psychedelic Rock manchmal zu psychedelic ist, ohne dass sich die Band dabei im Mainstream-Sinne anbiedert. Im Klartext: das hier ist ein geniales Stück Gitarren- und Rockmusik, zum Schwelgen, zum Genießen, aber auch zur bloßen Hintergrundbeschallung, wenn’s denn wirklich gar nicht anders geht, das bei Tonzonen Records den wohl am passendsten Unterschlupf gefunden hat, den man sich dafür vorstellen kann.
Zu haben ist „Decrypting Dreams Of Weird Animals And Strange Objects“, im Gatefold und auf transparentem Vinyl, zum Beispiel bei jpc.
