Sommer ’24, Besuch + Urlaub von und mit Freunden auf der Insel. Wir fühlen uns dort einfach wie zuhause und die Stimmung ist fantastisch. Dennoch bröckelt die Fassade immer wieder mal gewaltig, wenn ganz viele Briten und Britinnen erzählen, dem ollen Boris sein oller Brexit sei vielleicht doch keine so gute Idee gewesen. Das Leben auf der Insel sei inzwischen für Otto-Normalverbraucher*In kaum noch bezahlbar. Und ja, auch Kartoffeln wie ich können das absolut nachvollziehen, wenn sie für ’nen Liter Milch rund drei Pfund hinblättern müssen. Von den Alkpreisen wollen wir gar nicht erst sprechen! Trotz Unterkunft for free also ein teurer Spaß, das (Er-)Leben auf der Insel.
Fast gleichzeitig machen Gerüchte die Runde, die berühmt-berüchtigten Oasis würden 2025 u.a. für schlappe 400 Pfund Eintritt im Wembley-Stadion spielen und das Ding sei quasi schon ausverkauft. Tja, man muss halt Prioritäten setzen. Dann lieber keine Milch!
Vom molochigen London ins beschauliche Freiburg, denn von dort kommen die richtig guten The Deadnotes, die mich u.a. wegen Songs wie „The Soundtrack Of Our Lives“ und „Reservoir“ schon auch ein wenig an Oasis denken lassen. So viel zur Erklärung meiner Einleitung und sowieso haben The Deadnotes weitaus mehr auf dem Kasten, als die kriseligen Gallagher-Brüder. Vor allem haben sich die beiden Masterminds Darius Lohmüller und Jakob Walheim auch viel mehr lieb! Und das ist in diesem Falle schon mal die beste Basis für beste Musik.
„Rock’n’Roll Saviour“ heißt ihr neues Werk, das am 21.02. via Grand Hotel Van Cleef erschienen ist und zugegeben, mit diesem doch etwas größenwahnsinnig anmutenden Titel stehen die beiden Freiburger den Gallagher-Brüdern meiner Meinung nach vielleicht doch näher, als sie es beabsichtigt haben mögen. Ich setz‘ aber dennoch einen drauf und sage, das Werk hätte auch gut und gerne „Rock’n’Roll-, Funk-, Indie-, Folk-, Punk-, und vieles mehr-Saviour“ heißen können.
„December 31st“, mehr ein Intro denn ein Song, eröffnet mit folkigen Pianoklängen und stimmt gut ein. Funkig und sonstwie geht es weiter. „Rock’n’Roll Saviour“ ist nicht nur Rock’n’Roll, sondern auch Pop. Der Gute davon. Der, der nicht nur geradlinig dahersäuselt, sondern auch in die Tiefe geht, Emotionen statt Airplays aufweisen kann. Wobei letztere den Deadnotes mit diesem tollen Album durchaus gegönnt sein mögen.
Fleetwood Mac, The Libertines, Bloc Party, The Cure, Tom Petty und seine Heartbreakers, Mother’s Finest, bisschen Disco à la Kool & The Gang in „Jolene (I’m In Love With A Superstar)“, die altehrwürdigen Stones und auch bisschen Blink 182 und/oder Wheatus. Und und und. Sollte eure Plattensammlung aus Platz- oder sonstigen Gründen nicht so umfangreich sein, um all diese Bands zu beherbergen, so sind The Deadnotes DIE Lösung für euer Problem. Ich habe selten so einen herrlichen und vielseitigen Stilmix auf nur einer Platte vereint gehört. Und wen das jetzt eher abschrecken mag, wird sich selbst eine musikalische Bereichung streitig machen.
Freudig auf die nächste Überraschung wartend ist’s dann plötzlich rum und ich so: ach nöö! Aber klar, zehn Songs dauern auch nicht ewig und Zeit ist relativ. Vor allem aber ist sie eine gute mit den Deadnotes und „Rock’n’Roll Saviour“ auf dem Teller. Schön in orangenem Vinyl, mit bedruckter Innenhülle und ’nem Mercedes SL. Karren sind zwar nicht so meins, The Deadnotes aber schon!