Schon bei den ersten Tönen des Openers “Beauty In Broken” der neuen Platte von The Jeremy Days kommt mir ein Wort in den Sinn. Allerdings wird das Wort “radiotauglich” ja meistens so positiv ausgelegt, wie ein “stets bemüht” im Arbeitszeugnis. Dabei ist das ja nun totaler Schwachsinn. Also der Opener und auch Songs wie “Stupid November” sind absolut radiotauglich und ich finde das gut so. Denn sein wir mal ehrlich, was soll daran schlecht sein, wenn gute Musik im Radio gespielt wird? Und mir kann auch keiner erzählen, dass er*sie sich als Musikschaffende nicht darüber freuen, wenn die Songs dank Radio einer breiteren Hörerschaft zugänglich werden. Das wäre ja völlig absurd, wenn es anders wäre, weil doch das Schaffen von Musik und Kunst immer auch mit einem gewissen Sendungsbewusstsein einher geht. Hey, sogar wir Redakteur*innen freuen uns, wenn mehr als 3 Menschen unsere Reviews lesen und vielleicht sogar noch einen positiven Kommentar da lassen. Und das ist kein “fishing for compliments” , das ist doch völlig natürlich. Und jede*r die bei radiotauglicher Musik die Nase rümpft, hat doch sicherlich irgendwo in nem alten Schuhkarton noch Mixtapes, die aus dem Radio aufgenommen wurden.
Also, wo das jetzt geklärt ist, zurück zum Album “Beauty in Broken”. Schon beim Cover, welches Häuserfronten-/Skyline abbildet, erwartet man genau den Sound, der dann auch zu hören ist. Die Hamburger von The Jeremy Days haben 11 Songs die irgendwo zwischen Rock und Pop anzusiedeln sind, produziert, die mühelos mit dem letzten The Killers Album “Presure Maschine” mithalten können und genauso Soundtrack eines Benedict Wells Romans sein könnten. Amerikanisch klingender Gitarren-Rock und es ist verwunderlich, fast enttäuschend, dass ich nirgendwo eine Mundharmonika raushöre. (Ich habe auch extra nochmal in den Credits nach einer eben solchen gesucht, nix. Keine Mundharmonika)
Die Refrains sind einnehmend und bleiben sofort hängen. Beim zweiten hören, spätestens aber beim dritten, singt man mit, ob man will oder nicht. Aber warum sollte man nicht. Außer vielleicht um die Kolleg*innen oder Beifahrer*innen vor dem eigenen Gesang zu bewahren, wenn gerade “Stupid November” oder “The Deep Dark Night” im Radio laufen. Oder man dreht das Radio einfach ein wenig lauter, um leise mitsummen zu können.
Was soll ich groß über dieses Album sagen. The Jeremy Days sind alte Hasen im Musikgeschäft. Und wenn die sich nach über fünfundzwanzig Jahren wieder zusammen tun, um wieder gemeinsam Musik zu schaffen, dann kommt da halt so eine Platte bei rum. The Jeremy Days wissen wie Songs geschrieben werden, wie Geschichten erzählt werden von den kleinen Dingen, von der Schönheit im Scheitern, in Erlebtem, in der Vergangenheit, in Ambivalenzen, im Alten, gebrauchten, in Erzählungen darüber. Mein Favorit ist der vielleicht düsterste Song auf der Platte (wobei düster auch eine Übertreibung ist und nur im direkten Vergleich zu den anderen 10 Songs verständlich ist) “Lights out”, der letzte Song.
Das Album ist am 25.03. auf dem bandeigenen Label Circushead Records erschienen und wird physisch über Energie Musik vertrieben.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
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