Zunächst einmal möchte ich auf folgende Kontroversität hinweisen: sich The Lost Jobs zu nennen, grenzt an, nein IST im Falle der vier Dudes aus Leipzig eine Frechheit vor dem Herrn. Ein Hieb in den Magen eines jeden Zechers, der nach 40 Jahren Maloche vor die Grube gesetzt wird und fortan seinen Dienst in der Trinkhalle schieben wird. Danke Energiepolitik! Ich hatte in längst vergangenen Zeiten, als es sogar noch Livekonzerte gab, also im Sommer 2019 nämlich das Vergnügen mit The Lost Jobs beim PunxPicnic in Mannheims JUZ. Zwar durchaus Partyaffin kamen sie mir jetzt dann doch nicht vor, als müssten sie montags früh raus. Oder als ob The Lost Jobs eben jemals nen Job gehabt hätten, den es zu verlieren gab. Waschechte Punker waren das! Sorry Jungs, solltet ihr die Lederkutte dann doch nur Wochenends aus der Truhe holen und werktags auch ans Werk gehen, dann nehm ich selbstverständlich alles zurück und erkläre euch hiermit feierlich zu Working Class Heroes.
Auf der Bühne allemal:
Aber mal ehrlich, wer braucht denn schon was Sozialversicherungspflichtiges, wenn er – wie die mir hier vorliegende feine und selbstbetitelte EP – alles in bester DIY-Manier selber machen kann und mit Kink Records und Jean-Claude Madame noch zwei Labels im Rücken hat, die das Punkerherz am rechten Fleck tragen?
Ach so, dann heute mal anders rum, erst das Artwork, dann das Vergnügen. Das nämlich ist selbst, bzw. von einem gewissen Marian gemacht, selbst gedruckt, selbst handnummeriert, selbst alles. Mein Exemplar schön mit kleinem Scratch quer durch’s Cover. Genau so soll es sein und alles andere würde auch nicht zur Musik und Attitüde der Lost Jobs passen. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist stilistisch einfach alles stimmig. Es ist ja nicht immer selbstverständlich, dass man in Plattenkisten stöbernd auf Artwork stößt, das man direkt auch mit der passenden Musik in Verbindung bringen kann. Hier aber schon! Eine Comic-Collage trifft auf diesen Bubblegum-Schriftzug. Das schreit förmlich nach Garage! Dazu dann noch ein Aufkleberchen für den Gitarrenkoffer ergibt das Ganze visuell und haptisch ein gar tolles Produkt! Wer’s gerne bunt hat, der muss sich eine der 100 clearen Scheiben (nur bei der Band oder den Labels erhältlich) besorgen, für den Rest bleiben die 400 schwarzen Exemplare.
Nun mal kucken, ob die schon mal recht hohe optische Messlatte sich auch auf den akustischen Inhalt übertragen lässt. Na also, dass the Lost Jobs quasi Labelmates von Reiz (auf Kink Records) und Routeens (auf Jean-Claude Madame) sind, macht durchaus Sinn. Die Jungs könnte man getrost zusammen auf Tour schicken und kommen sollten dann alle, die auf schrabbeligen und tanzbaren Garagenpunk stehen. Mit viel Schweiß und Bierduschen und ner fetten Aftershowparty. Die Gitarren schön clean und edgy, in bester Shocks – Manier und mit dem Wimmerhaken dezent surfig angehaucht. Um die Texte zu verstehen braucht man dann auch nicht zwangsweise Abitur. Eher etwas einsilbig, jedoch zum musikalischen Gewand passend wird in den Songs auf deutsch und auf englisch gediegen rumgestänkert und gepöbelt. So gut wie in 5 Songs eben möglich, wird hier möglichst vielen Personengruppen ans Bein gepinkelt. Und mit der Stimme kommt das dann auch gut rüber. Die könnte durchaus auch zu etwas härter ausgerichteten Kollegen wie etwa Nihil Baxter (R.I.P.) passen, was dem Garagensound der Lost Jobs dann eine neue und exotische, weil unerwartete Nuance verpasst. Tolles Ding und ich will jetzt endlich mal wieder auf ein Konzert. Mit Schweiß und Bier und Aftershowparty.
Die EP gibt’s ab sofort hier:
und sicherlich auch in dem ein oder anderen Mailorder mit gutem Geschmack.
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Viel Vergnügen mit The Lost Jobs wünschtDer Riedinger