Oh oh, ob dieser Titel so gut gewählt ist, denke ich beim ersten Blick auf das Cover. Corona löst etwas aus, und das ist in den meisten Fällen nichts Gutes. Assoziationskette – Infektionskette…
Dies versuche ich bewusst zu verdrängen, aber “Corona”, da war doch noch was. Meine Assoziationskette führt mich direkt zum Bücherregal, nachdem ich die Platte aufgelegt habe. Und siehe da, Paul Celan “Corona” aus dem Jahre 1952.
Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.
Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehen:
die Zeit kehrt zurück in die Schale. […]
Während des Lesens läuft die Platte, orchestrale Musik gespickt mit Synthies. Schräge Mischung denke ich und gewaltig und eine Schwere transportierend, so klingt der erste Satz “Allegro maestoso”, der mit Wucht das Wohnzimmer erfüllt.
Inzwischen beim zweiten Satz “Adagio amoroso” angekommen, ja das passt schon besser. Zumindest dem vorliegenden Gedicht. Das passt zu dem Bild des Herbstes der ersten Zeilen.
Zu der Zeile:
Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der Straße:
[…]
Zu der Metapher der Zeit in der letzten Strophe.
Das ist der Moment, in dem sich ein zweiter Blick auf die Plattenhülle lohnt. Kleingedruckt auf der Rückseite, ganz unten zu lesen. Es handelt sich bei diesem zweiten Satz tatsächlich um einen Adaption von Celans Gedicht. Den Sopran übernimmt Maja Bader(und sie wird auch auf der B-Seite noch zwei weitere male zu hören sein)
Da fällt mir doch ein Stein vom Herzen, nun schon den dritten Satz “Finale furioso” hörend. Und zu hören ist eben das, was mensch sich unter diesem vorstellt. Ein eindringlicher Rhythmus, der vorantreibt und zwischenzeitlich übernimmt die elektronische Musik die Führung.
Die zweite Seite steht im Zeichen des Wunders und wundern tue ich mich auch das ein oder andere mal beim hören dieser Platte. Die Beurteilung überlasse ich den einzelnen Hörenden.
Geschrieben hat diese Sinfonie Florian Wäldele und Florian Dreßler eingespielt wurde sie mit einigen Gastmusiker*innen und dem Omnia-Orchester, bzw. dem Omnia-Quartett. Erwerben könnt ihr die Platte der Ohohos unter anderem hier.