Ja, da hab ich mich auf das neue The Real McKenzies Album “Beer and Loathing” seit Wochen gefreut und nun ist das Vinyl endlich aus den USA von Fat Wrack Chords da.
Ja, mit fast zwei Monaten Verspätung bin ich nun gespannt, was mich hier beim neuen Werk der kanadischen Folk-Punker erwartet. Nun, ich versuche mich hier mal etwas zurückhaltend auszudrücken und es nicht zu einem völligen Verriss kommen zu lassen, denn das hätte dieses Album in der Tat eigentlich verdient. Aber dazu gleich mehr.
Als langjähriger The Real McKenzies Fan durfte ich die Band schon mehrfach persönlich treffen und auch schon auf meiner Couch und meinem Fußboden pennen lassen. Dadurch habe ich in der Vergangenheit auch ein loses freundschaftliches Verhältnis zur Band aufgebaut. Was zur Folge hat, dass man diese auch überall unterstützt, wo man kann. So auch dieses Mal. Album gekauft und nicht nach einem Musterexemplar gefragt, damit die Band wenigstens ein paar Kröten bekommt. Und ich verspüre dadurch eine erhöhte Vorfreude auf die Veröffentlichung.
Kaum angekommen, musste die Schallplatte natürlich auf den Plattenspieler und nun, was ich da zum Einstieg hörte ist ein kleines Intro gefolgt von dem ersten Song “Overtoun Bridge”, welcher mehr oder weniger ein Schlag ins Gesicht ist. Dieses Lied ist alles, nur kein McKenzies Song. Leck fett, was für eine Schnulze ist das denn bitte? Kaum zu glauben, dass da besagte Folk-Punk Band dahinter steckt. Ok, für den geneigten Folk-Hörer Ü60 ist das Lied sicher ein Genuss, aber nicht für einen waschechten Folk-Punk Fan.
Ok, aus dem Kurzschlaf aufgewacht, geht es weiter mit “Big Foot Steps”. Aber zu viel Freude auf den nächsten Song gehabt, auch bei diesem Song kann man getrost noch mal ne Runde pennen, denn auch dieser ist an Eintönigkeit kaum zu übertreffen. Man, was da für eine ausgelutschte Stimmung verbreitet wird, ist kaum zu ertragen.
“Beer and Loathing” ist ein etwas punkigerer Song und lässt zumindest erahnen, aus welcher Ecke Paul und seine Gruppe kommen. Aber hey, dieser komische Background Gesang nach jedem zweiten Satz könnte man sich irgendwie sparen und macht das Lied völlig kaputt. Gut, da gehört jetzt nicht viel dazu, aber hey, die Hoffnung stirbt ja zuletzt.
Schnell weiter zu “Cock u your Beaver” und auch hier komme ich mir vor, wie an die irische Küste versetzt, die mir zuflüstert “schmeiß die LP bitte ins Meer hinunter, damit es dir besser geht”. Es wird hier zwar versucht, auf schunkelige Art eine Folk-Stimmung zu schaffen, aber eben auch wieder für Publikum Ü60.
Was ist denn jetzt los? Bei “Nary do Gooder” kommen tatsächlich die altbewährten The Real McKenzies zum Vorschein und liefern den ersten Song auf dem Album ab, mit dem ich in der Tat konform bin und direkt zu den Hymnen mitfeiere. Wie gesagt, erster gelungener Song des Albums.
Na, nun ist es aber ganz schön spannend und ich habe inzwischen “Death of the Winnipe Scene” am Laufen. Wow. Das ist ein richtig toller folk-punkiger Song, der richtig knallt und treibt. Auch wenn das alles ein wenig aufgesetzt wirkt, muss ich sagen, gefällt mir das Zusammenspiel von den Instrumenten und Pauls Gesang. So muss das sein.
Inzwischen bei Lied Nummer acht angekommen, wird hier doch tatsächlich schon seit drei Liedern Folk-Punk geboten und bei “36 Barrels” geht es ebenfalls gut nach vorne und die Riffs schlagen ein wie ein Whiskeyfass, das man kurz mal versucht zu exen.
“Whose Child is this” fängt mit dem typischen Gedudel des Dudelsacks los und ist noch das Beste, was dieses Lied zu bieten hat. Hier komme ich mir etwas in die 1980er Jahre Rock Zeit zurück versetzt. Eben nur mit Dudelsackgejaule im Background. Ich werde nicht warm mit dem Lied und hoffe noch auf die ein oder andere Überraschung bei den restlichen Titeln.
Leider ist dem nicht so und ja, auch die letzten drei Lieder sind dann eher für´n Arsch. Teils viel zu viel Dudelsack, teils viel zu lieb und es fehlt irgendwie das Stimmungspotential.
Ja, leider muss ich dieses Album dann wohl im Keller verschwinden lassen und hoffen, dass die Band zumindest live nicht auch so nachgelassen hat. Schade, dass The Real McKenzies nicht mehr aus dem Longplayer gemacht haben und dieser sich als eher mittelmäßig herausgestellt hat.
Die 36 Minuten Gesamtspielzeit auf insgesamt zwölf Songs muss man sich nicht unbedingt antun, aber für die Fraktion der reinen Folk Musik Hörer könnte das Album schon auch interessant sein, denn Punk ist da inzwischen kaum noch vertreten.
Als kleiner Wermutstropfen bleibt zu sagen, dass das Album-Cover sehr gelungen ist und mir sehr gefällt.
Wer dem Ganzen dennoch Gehör schenken möchte, darf sich das Album gerne hier bestellen: jpc
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