Ich räume ein, die Neugier hat gesiegt. Die Neugier darüber, wie wohl eine Nietenkaiserband aus Myanmar klingen mag. Die Antwort ist so simpel wie genial: sie klingt ähnlich, fast genauso wie Vertreterinnen aus anderen Erdteilen. Und um ein paar hiesige Beispiele mit platten Worten ins Spiel zu bringen: wer Riot Brigade, Oxymoron, The Obtrusive und Pestpocken mag, der/die mag auch The Rebel Riot aus Yangon, Myanmar und ihr neues, am 1. November 2024 weltweit auf Vinyl veröffentlichtes Album “To… Dear Comrade”.
Ja, speziell die Pestpocken, aktuell die einzige, unter den genannten hiesigen Bands noch aktive Rauditruppe, verdienen besondere Erwähnung, covern The Rebel Riot doch deren Song “Talking Is Over”. Was aber fällt noch auf, nimmt man sich die Liste nochmal zur Brust? Genau! All diese Bands stehen und standen nicht nur für harten Punksound von der Strasse, sondern auch für politisches Engagement, mindestens aber für politische Statements. Und wer 1 und 1 zusammenzählen kann, der/die kann sich sicherlich denken, dass auch The Rebel Riot – aus einem zerrütteten Land wie Myanmar kommend – nicht nur aus Jux und Dollerei auf ihre Instrumente einzimmern, sondern dass es ihnen mindestens genauso wichtig zu sein scheint, als politisches Sprachrohr verstanden zu werden.
Dabei kann man das schon überall machen, nur mancherorts ist man dann halt nicht mehr sicher. Und so lebt Sänger und Bandgründer Kyaw Kyaw laut einem Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 27.09.2024 inzwischen “irgendwo im Land … im Verborgenen”, als Staatsfeind gebrandmarkt. Eine solche Story lässt Leben und Wirken einer seiner größten Lieblingsbands, den Sex Pistols, als Sonntagsspaziergang samt Fütterung der royalen Pelikane im St. Jame’s Park dastehen. Ich halte es für absolut bewundernswert, was Kyaw Kyaw und The Rebel Riot auf sich nehmen, um ihren Kampf führen und ihre Musik als Mittel dafür einsetzen zu können. Schon allein deshalb ist “To… Dear Comrade” eine Empfehlung wert, zumal die Erlöse aus den Plattenverkäufen den sozialen und kulturellen Projekten, von The Rebel Riot in Myanmar ins Leben gerufen, zugute kommen.
Und vielleicht muss man unter diesem Aspekt auch nicht zwingend ein Straßenköter sein, auch wenn das natürlich von ungemeinem Vorteil ist, hört man sich “To… Dear Comrade” an. Das Wort “Hymnen” wird ja oft benutzt, wenn es um die Klassifizierung von Street Punk geht. Dann mach’ ich das jetzt auch mal so. Zehn hymnenhafte Songs – und jetzt solltet ihr ja schon wissen, wie das gemeint ist, zwinker! – bieten uns The Rebel Riot an. Die metallische Kante in Sound und Songwriting ist dabei nicht zu überhören… und ich muss jetzt echt gleich das Vinyl-Keks-Phrasenschwein mästen und mich ob meines eigens geschriebenen Gelabers erbrechen.
Jetzt bitte! Zurück zu mehr Sachlichkeit, mein Herr! Im Ernst: ihr solltet The Rebel Riot, die sich nicht nur als Band, sondern auch als Kollektiv vestehen, unterstützen. Die Punker*Innen unter euch kommen eh nicht drum herum, denn The Rebel Riot bieten euch auch sehr gute Musik aus dem Genre, das ihr liebt. Und dann auch noch das: gerade einmal läppische 17,00€ möchte das hierzulande verantwortliche Label Abbruch Records von euch für “To… Dear Comrade” haben. Ist quasi geschenkt! Verschiedene Farbvarianten sind möglich, alles aber streng limitiert. Greift bitte, bitte zu!