Eieiei, da hat mir das Ludwigsburger Punk-Tape-Label Running Out Of Tape Records mit The Scam aus Brisbane, Australien, mal wieder einen explosiven Tonträger im Briefkasten hinterlassen. Das düstere, bedeutungsschwangere Cover im Crust Punk Style (Göttliches Auge, Marionette, UN, Illuminati und so) schreit mir ins Gesicht und weckt meine Neugierde auf die australische Krach Combo. (A Propos Krach: Kann mir mal jemand erklären, ob es irgendeine Jahreszeit in Süddeutschland gibt, zu der hier keine „Ich-Blas-Irgendwas-Durch-Die-Gegend-Hauptsache-Es-Stinkt-Und-Sieht-Nach-Arbeit-Aus-Kehrwoche-Premium-Weisch“-Idiot:innen die Morgenruhe stören. Ich versuch jetzt mal dagegen zu halten (Was, zugegegebenermaßen, mit meinem alten Panasonic Slimline selbst auf voller Lautstärke eher bemitleidenswert klingt).
„New World Slaughter“ (vs. „New World Order“, jetzt schließt sich der Kreis…), so der Name des geheimnisvollen Tapes, klingt jetzt auch nicht unbedingt nach Einhörnern und Regenbögen, sondern könnte auch der Feder von Chris Barnes entsprungen sein…
Na dann, nehmt dies, ihr lärmenden Hausmeisterkäpsele: Der erste Song, wird -herrlich oldschool- durch ein Sample eingeläutet: Ein Auszug einer Rede über die UN und die „New World Order“. (Die Quelle bleibt mir leider trotz aufwändiger Recherche verborgen). Ok, das dürfte jetzt in meiner Nachbarschaft für, sagen wir, Verwunderung, gesorgt haben. Aber dann, ja, dann knüppelt mir „The Future“ direkt ins Ohr, so dass denen da draußen gleich der Hörschutz davonfliegen dürfte. Der Sound klingt, als hätten Joel Grind und Jorge Herrera ’ne neue Band gegründet. Also wenn Metal, dann Thrash, und was könnte dazu besser passen als Schwester Hardcore und Vetterchen Street Punk. Brachialer Bass und speedy Rhythmusgitarren legen den Teppich für die jaulende Leadgitarre und und kraftvoller, sich abwechslender Gesang, mal kreischend, mal shoutend, mal unaufgeregt einfach rausgeplaudert. Auch bei „Generation Why“ überzeugt mich die Spannung der verschiedenen, gutturalen Gesangsparts, und erneut der Bass, der hier eine dominante Rolle spielt. Bei „Suburban Homicide“ MÜSSEN die Beine zappeln, eigentlich sollte man sie von sich werfen, denn gallopierende Drums dürfen sich hier ordentlich austoben.
Die Sirene holt uns ins „Wasteland“ mit hardcoresken Vocals und ’nem bizarren Gitarrensolo in die „Reality“, die hier eisenhart, rauh und brutal klingt, zurück.
Und tatsächlich, als die Taste auf „Stop“ springt, ist draußen nix mehr zu hören. (Vielleicht liegt das aber auch daran, dass inzwischen halb zehn ist und die Herren im Sprinter sitzen und an ihrem Knoppers knuspern).
Die Gentlemen von The Scam allerdings ballern auf der B-Seite eher weniger still mit „Trash City“, weiter: Zwischendurch regelrecht bootyshakin‘, werden hier Inhalte rausgewürgt, ähnlich wie im darauffolgenden „Get Ya Cuts“, sich ablösend mit lieblich anmutendem Chor. „Execution Solution“ beginnt abermals mit ’nem Sample, diesmal aus dem aus „Home Alone“ bekannten, fiktiven Schwarz-Weiß-Film „Angels with Filthy Souls“. Mit dem Zitat: „Keep the Change You Filthy Animal“ werden wir in den Sog aus Brutalität gezogen…“Holy Bombs“ hageln auf uns nieder und überhaupt, ja, habe ich das Gefühl das auf diesem Tape die Texte musikalisch perfekt umgesetzt werden, auch wenn ich sie leider nicht an jeder Stelle verstehe (im Netz findet man leider auch nirgends Texte), hab ich trotzdem permanent Bilder im Kopf. „Do you feel blame? Are you mad? dllkfjdgerinfncuqksjkaslnletonza (…)“
Mit diesen ‚Worten‘ geleitet uns Charles Manson in „Little Bit Insane“, und bei „Welcome to Queensland“ wird nochmal alles ausgepackt, was Instrumente und Sänger zu bieten haben – also bei mir bleiben keine Fragen offen (Außer vielleicht, wie lange ich brauchen würde, um mich zu rehabiltieren, wenn ich nach einem The Scam Konzert auf allen Vieren aus dem Moshpit krieche…).
And then there was silence…Schade eigentlich.
Jetzt fehlen mir sogar die Laubbläser ein bisschen.
Wer aber dem zarten Gehör doch lieber Thrash-Street-Punk-Hardcore aus Australien kredenzen möchte, greife zu und bestelle „New World Slaughter“ direkt hier im Shop bei Running Out Of Tape Records oder kommt am 3. und 4. Juni zum Liebliche Klänge Festival mit u.a. Die Siffer, Shit Out Of Luck, The Roadblocks und Ineffective Painkillers ins Planet X Marbach, wo die Tapes bestimmt auch wieder im Bauchladen feilgeboten werden. Oi!