Ich habe so meine Probleme mit Live-Mitschnitten. Selten fangen Sie den Zauber der Show ein und es hapert am Sound, dem veränderten Tracklisting, an den Übergängen oder ganz einfach an allem.
ABER!
Und das ist ein großes ABER – es gibt die rühmlichen Ausnahmen. Und dazu gehört definitiv das Live-Album der The Toasters “Live – June 28, 2002”! Wenn du einen Livemitschnitt suchst, der dich von der ersten Sekunde an schweißtreibend nach vorne bringt, dann mein Freund, endet deine Suche hier! Hebe deine linke Sandale und folge den Ska-Göttern aus NYC!
Die Homepage von The Toasters bringt es auf den Punkt – NYC Ska since 1981. Das bedeutet vier Jahrzehnte Ska! Und nach vier Jahrzehnten treten The Toasters auf das Gaspedal, nicht auf die Bremse. Mit einer internationalen All-Star-Besetzung gehen The Toasters weiterhin auf Tournee und veröffentlichen weiter Musik (vor diesem Album zuletzt eine Single in 2018).
Die in der Lower East Side von New York City gegründete Band, ist die am längsten bestehende US-SKA-Formation. Sie schließen die Lücke zwischen der englischen 2-Tone-Bewegung und der amerikanischen Ska-Explosion der 90er Jahre, für die sie zu Recht verantwortlich gemacht werden. Während des 3rd Wave Ska Revivals gründeten The Toasters das berühmte Moon Records Label und gaben Dutzenden von Bands den Anstoß für ihre Karriere.
Für The Toasters steht auch die folgende Zahlenfolge: 6.500 – 20 – 4. Stand 2020 stehen 6.500 Konzerte bei The Toasters auf dem Deckel und sie gehören zu den vom CBGB gewählten Top 20-Bands. Das Magazin Mojo wählte The Toasters auf #4 der Ska-Bands aller Zeiten. Das The Toasters zu den größten Bands des Ska-Universums gehören, macht der folgende Artikel von Heather Augustry (Autorin von SKA , An Oral History) deutlich.
“Meiner Meinung nach sind The Toasters für den Ska in Amerika in den 1980er Jahren und darüber hinaus das, was The Specials für den Ska in Großbritannien in den späten 70er und frühen 80er Jahren waren und was die Skatalites für den Ska in Jamaika in den 1960er Jahren waren. Die Toasters waren Innovatoren, Schöpfer und Gestalter der Musik, sie entwickelten sie in eine neue Richtung und vermischten sie mit den kulturellen Einflüssen auf eine sehr amerikanische Art und Weise, und das meine ich in einer absolut schmeichelhaften Weise. So wie Byron Lee & the Dragonaires dem Ska Professionalität und Schliff verliehen und es anderen ermöglichten, von den Früchten ihrer Arbeit zu profitieren, so ermöglichte die Musik der Toasters zahlreichen anderen Bands, am Rampenlicht des Könnens und des Erfolgs teilzuhaben, von denen viele zu großen Höhen aufgestiegen sind. Sie stehen auf den Schultern von Giganten. Oh, ja, und sie sind super!”
BBC 044 Black Butchers Classics – unter dem Synonym verbirgt sich das vorliegende Vinyl – eine authentische Live- Aufnahme mit einer Setliste aus Toasters-Klassikern vor ausverkauftem Haus im legendären CBGB’s (über diesen Live Schuppen in NYC könnte man schon eine Doktorarbeit schreiben. Live-Gäste dort waren schon u.a.: Ramones, The Dead Boys, Johnny Thunders & The Heartbreakers, Patti Smith, Blondie, Richard Hell And The Voidoids, James Chance and the Contortions, Suicide, Talking Heads, The Feelies, Band of Outsiders, Certain General, The Bongos, Bush Tetras, Living Colour – um mal ein paar von fantastischen Bands zu nennen.) hatte die Messlatte ziemlich hochgelegt. Band und Publikum sind eine perfekte Symbiose. Die ausgelassene Stimmung ist ansteckend und man kann sich gut vorstellen, wie sich auf engstem Raum Gitarrist und Sänger Robert “Bucket” Hingley (Gründungsmitglied), aus dessen Feder neun der zehn Songs der Platte stammen,mit dem Rest der Combo sie Bühne teilt und den Esprit von Jamaikan Ska und Punk versprüht.
Auf dem Live-Mitschnitt hört man wie das Publikum feiert und The Toasters sind gut aufgelegt – die zehn dargebotenen Songs sind immer noch das Aushängeschild mit Prädikat: besonders wertvoll und von besonderer Bedeutung für die Entwicklung des späteren Ska in den USA und der entstehenden Crossover-Stilrichtungen wie Ska-Punk und Skacore.
The Toasters haben das Konzert aus 2002 im legendären New Yorker CBGB Club vor ihrer Heimkulisse aufgenommen. Es ist eine große, sehr unterhaltsame Party und du bekommst mit dem Album alles, was Ska ausmacht: einen treibenden Off-Beat, drei Bläser, die einen ziemlichen Drive erzeugen, ein stampfender Bass in der Rhythmusgruppe, Gitarren, die oft wechselnden Urstromes und Downstrokes sowie der für Ska typische Gesang, der die teilweise politischen, aber auch manchmal witzigen Texte perfekt zur Geltung bringt. Einfach nur herrlich und man beginnt automatisch seine Körperteile im Beat mit zu bewegen.
Fazit: Mehr Spaß mit einer Live-Platte werde ich dieses Jahr nicht mehr haben – das Teil läuft in Hot Rotation. Wer es bis hier hin nicht verstanden hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Für den Rest gilt: unbedingte Kaufempfehlung.
Am besten beim Label, da man Mad Butcher Records danken muss, diesen Klassiker wieder aufgelegt zu haben. “Ho do you feeling? – Do the Ska!” Mehr Spaß mit einer Live-Platte werde ich dieses Jahr nicht mehr haben – das Teil läuft in Hot Rotation.