Oha, nach 13 Jahren Album-Pause haben sich die Dänen von The Tremolo Beer Gut mal wieder auf’s Surfbrett geschwungen und reiten auch mit dem neuen Album “You can’t handle…” stil- und standsicher die Welle. Hui, da war ich aber kreativ bei der Wahl der Bilder; Surfbrett, Wellenreiten und so. Welche Musikrichtung könnte denn da dahinterstecken? Richtig, Surfrock, ganz klassisch ohne Gesang, dafür mit ordentlich Seele und ganz viel Twang, Reverb und Südseefeeling. Meine Ideenlosigkeit bei den Metaphern sei mir verziehen, da auch die vier Skandinavier wieder auf die Coverfotografie der letzten Alben zurückgreifen und damit auch nicht durch einem enormen Kreatitivitätsschub in Sachen Artworkgestaltung auf sich aufmerksam machen. Wahrscheinlich sehen die Mitglieder Jengo, Sunding, Yebo und The great Nalna mittlerweile ganz anders aus und laufen heutzutage – statt gut rasiert, frisiert und dressed wie auf dem Cover – mit langer Minipli-Frisur und in Ballonseide-Jogginganzügen durch die Gegend. Pandemie-Style halt. Trotzdem ist das Artwork, das sich an alten Motown-Covern orientiert, sehr ansprechend und gut gemacht und das gleiche Bild für jede neue Platte zu nehmen, muss man sich auch erstmal trauen!
Surfrock habe ich oben die Musik gennant und das Ganze auch noch als klassisch betitelt; damit war aber eher der Verzicht auf Vocals gemeint, denn Tremolo Beer Gut haben viel mehr zu bieten als nur “schnöde” Surfmusik. Natürlich klingt es karibisch, das muss und soll bei dem Genre auch sein, aber sie mischen dem Ganzen noch eine ordentliche Portion Gangster- und Horror-Feeling bei. Stellt euch einen Noir-Crime-Film vor. Die Szene, in der der versoffene Detektiv die Schurken beobachtet, bevor er sich in eine blutige Schlägerei mit ihnen begibt. Die Musik kündigt diesen Plot an, die Spannung wird erhöht. Auch denkbar wäre die Musik der Skandinavier als Untermalung eines kleinen Horrorfilmchens, aber eher so alte Schule, eher Grusel als Splatter. Der Vampir, der aus der Gruft stieg und nun in der Garage mit dem über dem Kopf erhobenen Trash-Can auf das Opfer wartet… Die Garage und der Trash hierbei als weiterer Hinweis auf die Einflüsse, die den Sound der Band formen.
Das Album macht richtig Freude und auch der Band hört man den Bock auf diese Scheibe bei jedem Ton an. Spielfreude par excellence. Und weil alle Bock auf Surf-Party hatten, wurden auch noch eine Reihe von Musiker*innen eingeladen. Die Gästeliste ist lang, die bekanntesten Namen sind Jon Spencer, Zombierella, Evan D. Foster und The Courettes, die alle kleine Vocalparts übernehmen. Vocalparts bedeutet hierbei eher kleine Shouts oder Inserts, nichts, was auch nicht irgendwer anders mit weniger populärem Namen hinbekommen hätte. Aber wenn man als Band solche Freundinnen und Freunde hat, kann man sie ja auch einladen, es spricht nichts gegen dieses Namedropping.
Unbedingt hörenswert diese Mischung aus creepy Filmmusik und hulaesker Surfmucke!